Berlin. - Von Reporter ohne Grenzen (RSF) zusammengetragenes und geprüftes Video- und Audiomaterial deutet darauf hin, dass die israelischen Sicherheitskräfte auch nach der Tötung der Al Dschasira-Journalistin Schirin Abu Akle am 11. Mai 2022 weiter Journalistinnen und Reporter attackiert haben. Mindestens elf Medienschaffende wurden seit diesem Tag angegriffen oder ins Visier genommen, während sie über Proteste oder Militäroperationen im Westjordanland und Jerusalem berichteten, so RSF.
Anlässlich des Besuches des israelischen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Berlin forderte Reporter ohne Grenzen Bundeskanzler Olaf Scholz auf, sich gegenüber Netanjahu für einen besseren Schutz aller Journalistinnen und Reporter in Jerusalem und den palästinensischen Gebieten einzusetzen. Das betreffe auch die Tötung von Schirin Abu Akle, für die bis heute niemand verurteilt worden ist. Hier brauche es dringend eine unabhängige Untersuchung.
Nach RSF-Erkenntnissen sind auch gegen die Verantwortlichen der elf zusammengetragenen Fälle keine Verfahren eingeleitet worden. Die An- und Übergriffe israelischer Sicherheitskräfte auf Medienschaffende seien ein deutlicher Beleg für die anhaltende Straflosigkeit, gegen die RSF wiederholt beim Internationalen Strafgerichtshof Beschwerde eingelegt habe.
"Die Video-, Bild- und Tonaufnahmen der Angriffe israelischer Sicherheitskräfte auf Reporterinnen und Reporter sind erschreckend", sagte RSF-Vorstandssprecherin Katja Gloger. "Es steht zu befürchten, dass sie straffrei bleiben. Es ist dringend notwendig, den Schutz für Medienschaffende in Israel und den Palästinensischen Gebieten zu verbessern, bevor noch mehr von ihnen verletzt werden oder sogar sterben."
Auf dem von RSF gesammelten Material ist zu sehen, wie ein israelischer Soldat am 24. Februar 2023 auf die Felestin-Post-Journalistin Sadscha al-Alami ein Gummigeschoss abfeuert, obwohl sie eine Weste mit der Aufschrift "Press" trägt. Andere Mitschnitte belegen Schüsse auf einen Reporter, der im Westjordanland über eine Razzia in einem Flüchtlingslager berichtete, einen Angriff mit Tränengas auf Medienschaffende im Westjordanland und einen tätlichen Angriff auf einen Fotojournalisten in der Stadt al-Bireh.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Israel auf Platz 86 von 180 Staaten, die Palästinensischen Gebiete auf Rang 170.
Quelle: www.reporter-ohne-grenzen.de