gfbvGöttingen. - Angesichts der äußerst bedrohlichen Lage im Sudan mit heute schon hunderten Toten, über 1.000 Verletzten und rund 20.000 Flüchtlingen hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag schwere Vorwürfe gegen die internationale Gemeinschaft erhoben. Sie habe Warnungen demokratischer Aktivisten und internationaler Beobachter vor einer Eskalation der Gewalt ignoriert.

Spannungen zwischen den beiden Machthabern, Staatschef Abdelfattah al-Burhan und seinem Vize Mohamend Hamdan Dagolo, genannt General Hemedti, hätten sich lange angekündigt, erklärte Sarah Reinke, Leiterin des Menschenrechtsbereichs der GfbV. "Es war bekannt, dass Hemedti ein hochgefährlicher Milizenführer ist, der eine Truppe von rund 70.000 Mann befehligt", so Reinke. "Sein Name ist untrennbar mit dem Völkermord in Darfur verbunden. Niemand konnte überrascht sein, dass er zum Machterhalt Gewalt einsetzen würde."

Von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock forderte die GfbV, eine engagierte und nachhaltige internationale Initiative unter Einbeziehung der demokratischen Zivilgesellschaft anzustoßen. Nur so könnten die aktuellen Kämpfe enden und ein tragfähiger Friedens- und Demokratieprozess beginnen.

"Nach jahrelanger verfehlter Sudan-Politik darf die internationale Gemeinschaft die leidende Zivilbevölkerung dort jetzt nicht im Stich lassen", schrieb die Menschenrechtsorganisation in einem Brief an Baerbock. "Frauenorganisationen aus der sudanesischen Hauptstadt berichten uns, dass Leichen auf den Straßen liegen, Krankenhäuser zerstört sind, die Strom- und Wasserversorgung teilweise zusammengebrochen ist." Zu oft schon sei die Bevölkerung des Sudan brutalen Militärs ausgeliefert worden, mahnte die GfbV und erinnerte an den Völkermord in Darfur (2003-2019) mit 200.000 Toten.

2019 hatten große Demonstrationen zum Ende der Regierungszeit des Langzeitdiktators Omar Al Bashir geführt. Hoffnung auf eine friedliche und demokratische Zukunft sei entstanden. "Doch jetzt haben die Menschen Angst vor einem erneuten landesweiten Krieg. EU und UN dürfen die Bevölkerung des Sudan nicht wieder den Warlords und Milizen überlassen", erklärte die GfbV.

Quelle: www.gfbv.de


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