diakonieBerlin. - Rund 110 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht, so viele wie nie zuvor. Die Fluchtrouten werden immer gefährlicher, wie das jüngste Bootsunglück vor Griechenland zeigt. Zugleich reichen internationale Hilfen vor allem in armen Aufnahmeländern längst nicht mehr aus. Die Diakonie Katastrophenhilfe und Brot für die Welt fordern deshalb mehr Schutz und Hilfe für Flüchtlinge.

"Den Menschen gehen die Optionen verloren. Diese unhaltbare Entwicklung beschneidet die Rechte und den Anspruch der Betroffenen auf Schutz und Hilfe. Wir dürfen die Menschen nicht alleine lassen", forderte Dagmar Pruin, Präsidentin von Diakonie Katastrophenhilfe und Brot für die Welt.

"Die Europäische Union hat mit ihrer Asylrechtsreform einen Weg der Abschottung eingeschlagen. Das ist nicht nur unmenschlich. Es verkennt zudem, dass die meisten Geflüchteten schon jetzt vor allem in armen Ländern Zuflucht suchen. Dort steigt der Druck durch unzureichende Versorgung", sagte Dagmar Pruin. Kürzungen bei der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit wären bei den derzeitigen Haushaltsverhandlungen deshalb das völlig falsche Signal.

In Bangladesch, wo mehr als eine Million geflüchtete Rohingya aus Myanmar leben, mussten die Vereinten Nationen ihre Nahrungsmittelhilfen seit März wegen Geldmangels um ein Drittel kürzen. "Die Geflüchteten leben unter immer menschenunwürdigeren Bedingungen", so Tommy Bouchiba, Nothilfe-Koordinator der Diakonie Katastrophenhilfe, über die Situation in den Camps. "Dadurch ist ein Punkt erreicht, an dem die Menschen trotz fehlender Sicherheitsgarantien und aller Gefahren eine Rückkehr nicht mehr ausschließen."

Kritisch ist auch die Lage im Tschad. Seit Beginn des Krieges im Sudan sind innerhalb weniger Wochen mehr als 115.000 Menschen in das Nachbarland geflohen. Diese Herausforderung kann der Tschad als eines der ärmsten Länder der Welt nicht alleine bewältigen. Bereits vor dem neuen Konflikt hatte es rund 600.000 Geflüchtete aufgenommen, dennoch sind bis Juni erst zwölf Prozent der benötigten Gelder für internationale humanitäre Hilfe aufgebracht worden.

Im Nachbarland Niger versucht die Europäische Union seit Jahren, Fluchtbewegungen in Richtung Europa zu unterbinden. "Die Folgen für Schutzsuchende sind katastrophal", schilderte Andreas Grünewald, Referent für Migration bei Brot für die Welt, die Lage vor Ort. "Die Notleidenden nehmen immer gefährlichere Routen, stranden in der Wüste oder geraten aus Mangel an Alternativen in kriminelle Schleuserhände. Die EU muss damit aufhören, Länder wie den Niger zu Außenposten einer Festung Europa aufzubauen." Grünewald warnt davor, dass die Sahara zu einem weiteren Massengrab für Flüchtende werden könnte.

Quelle: www.diakonie-katastrophenhilfe.de


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