thomas dix, tierra del fuegoFoto: "Tierra del Fuego" by Thomas Dix. Copyright (c) by epo.de/Thomas Dix Fotodesign | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Genf. - Das Weltwirtschafsforum (WEF) hat vor dem 28. Klimagipfel (COP28, 30.11.-12.12.) der Vereinten Nationen, der in den Arablischen Emiraten (UAE) stattfindet, einen neuen Bericht der "Alliance of CEO Climate Leaders" veröffentlicht. Darin rufen die "Kllimaführer" Unternehmen und Politiker dazu auf, die CO2-Emissionen bis 2030 jährilich um 7% zu senken, damit die Pariser Klimaziele eingehalten werden können. Doch Skepsis ist angebracht: Gegenwärtig steigen die globalen Emissionen sogar, um 1,5% pro Jahr.

Dem Bericht "The State of Climate Action" zufolge, der in Kooperation mit der Boston Consulting Group (BCG) entstand, sind "Zusammenarbeit und dramatisches Handeln" (collaboration and ‘dramatic action’) notwendig, umd die Pariser Klimaziele noch erreichen zu können. Die "CEO Allianz" strebt Verpflichtungen auf nationaler und unternehmerischer Ebene an. Damit sollen die CO2-Emissionen auf Null heruntergefahren und die erneuerbaren Energien hochskaliert werden. Die Maßnahmen sollen zudem sozial abgefedert werden.

Die BCG hatte 2019 eine eigene Abteilung, das Center for Climate Action, als Kompetenzzentrum für Klimastrategien gegründet, mit dem Ziel, Wettbewerbsvorteile für Unternehmen in einer dekarbonisierten Wirtschaft zu erzielen. Das Center ging später im Geschäftsbereich Climate Change and Sustainability auf. Die BCG berät in erster Linie Entscheidungsträger in Poltik und Wirtschaft und hat rund 30.000 Mitarbeiter in mehr als 100 Niederlassungen weltweit. Die jährlichen Firmeneinnahmen liegen bei 11,7 Mrd. US-Dollar.

Konzerne wie die BCG sind in erster Linie ihren Aktionären oder Eigentümern verpflichtet. So ist es nicht verwunderlich, dass im "Advisory Commitee" des Weltklimagipfels, auch Bob Dudley (Chair of the Oil & Gas Climate Initiative (OGCI), former CEO of BP) und Larry Fink, (Chairman and CEO von BlackRock) sitzen. Blackrock besitzt relavante Anteile von fast allen DAX-Konzernen und ist der frühere "Arbeitgeber" des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz. Chefberater (Chief Advisot) der CEO-Allianz ist -- wen wunderts -- Rich Lesser, "Global Chair, BCG".

Natürlich haben im Beratergremium der BCG auch "CEOs" und "General Directors" von NGOs ihren Platz, etwa Sunita Narain vom Centre for Science and Environment in Indien. Aber es überwiegen hochrangige Wirtschaftsvertreter wie Sir John Rose, "Deputy Chairman, Rothschild Group (Former CEO, Rolls-Royce"). Einziger Deutscher in dem Gremium ist Joe Kaeser, ehemaliger Siemens-Vorstandsvorsitzender (2013 bis 2021) und nun Aufsichtsratsvorsitzender bei Siemens Energy Holding AG and bei Daimler Truck AG.

"Sir John Rose is a Non-Executive Director of Hambro Perks Ltd, Chairman of the Ombu Group and the Advisory Board for the Hambro Perks Environmental Technology Fund II. Sir John is a Director of BW Group (chairing the group's audit committee), Deputy Chairman of Rothschild Continuation Holdings, and Senior Adviser to Rothschild & Co. He is also an Advisory Board member of a green hydrogen firm, Protium, and Celus, a deep tech software company accelerating innovations in electronic product design. He sits on the investment committee of the British Design Fund. Sir John was Chief Executive of Rolls-Royce Group from 1996 - 2011."

Medienvertreter sind in der "Green Zone" des Klimagipfels gerne gesehen, wo alle Teilnehmer Zutritt haben -- aber nur diejenigen kommen werden, die Zeit und Lust haben, mit der Presse zu reden. 

"The Green Zone will serve as the central hub for action and will welcome all attendees. It will be open to the public, private sectors, media, youth, NGOs, as well as delegates and guests of the UNFCCC-managed Blue Zone for two weeks. The Blue Zone will be open to accredited party and observer delegates and will host formal negotiations.

The Green Zone will be a space where collective action can transform climate policy into concrete outcomes. With an all-hands-on-deck approach, it will accelerate the energy transition, building upon a legacy of driving impactful initiatives and advancing the Sustainable Development Goals (SDGs). COP28's mission in the Green Zone is to translate insights and ideas into meaningful impact." (COP28, Green Zone Hub)


Kritik an der Übermacht der Öl- und Gasindustrie, die den Klimagipfel der Vereinten Nationen zu übernehmen droht, gab es bereits zu Genüge. Auch aus den Reihen der Klimaforscher. Das ist zwar nicht ungewöhnlich, sind es doch die Klimawissenschaftler, die die Berichte des Weltklimarates (Intergovernmental Penal on Cllimate Change, IPCC) verfassen und Prognosen ausarbeiten, die die Pfade zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad bzw. 2 Grad Celsius aufzeigen. Doch alle Prognosen sind zu optimistisch. Denn die IPCC-Berichte müssen von den Staats- und Regierungschefs der beteiligten Länder abgesegnet werden, ehe sie veröffentlicht werden dürfen -- und werden so verwässert. Die katastrophalen Folgen der Klimakrise, die vor wenigen Wochen und Monaten in den USA und in Europa spürbar waren -- und in vielen Ländern des gobalen Südens inzwischen permanent zu spüren sind --, hat keiner der IPPC-Berichte in dieser Häufung vorausgesagt. Immer wieder heißt es : "Noch bleibt Zeit zum Handeln". Diese Grafik spricht jedoch für sich selbst:

WEF Screenshot The State of Climate Action 2023


Die Kritik von NGOs führte immerhin dazu, dass Sultan Ahmed Al Jaber, der für das Gastgeberland die Konferenz leiten wird, unter Druck geriet. Denn er ist gleichzeitig Chef der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc), die nach einem Bericht der Financial Times ihr Geschäft mit Kohlenwasserstoffen in den kommenden Jahren deutlich ausbauen will. DIE ZEIT berichtete

"Die Emirate zählen zu den zehn größten Ölproduzenten der Welt. Bei der Vorjahreskonferenz in Ägypten waren laut der Umweltorganisation Global Witness und dem Corporate Europe Observatory mehr als 600 Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle registriert. Die Emirate hatten bei der COP27 mit mehr als 1.000 Delegierten die meisten Teilnehmer angemeldet. Global Witness stufte 70 davon als Öllobbyisten ein."

BILLIONENGESCHÄFT LOCKT

Dieser Aufwand ist gerechtfertigt. Denn die Wirtschaftsbosse wittern ein Billionengeschäft, vor allem in Asien. "New Whitepaper Reveals Trillion-Dollar Opportunity for Corporate Climate Action in Asia", lautet der Titel einer Pressemitteilung des einzig verbliebenen deutschen Weltkonzerns: SAP. Der Beitrag -- von wem auch immer er stammt -- wurde in der einen oder anderen Fassung breit gestreut, wie eine Internet-Suche ergibt

Die BCG scheint es ernst zu meinen hinsichtlich der "Zeitenwende" hin zu einer emissionsarmen Wirtschaft -- aus den erwähnten Gründen. Rebecca Russell,


Doch auch das wird sich als "Greenwashing" herausstellen. Denn auch eine boomende "grüne" Industrie wird Ressourcen verbrauchen und Emissionen erzeugen. Und 232 Millionen "grüne" Arbeitsplätze in Asien bedeuten 232 Millionen Verbraucher, die Autos kaufen und als Geschäftsleute oder Touristen in ferne Länder reisen wollen.


=> Der komplette Bericht: The State of Climate Action (PDF herunterladen)
=> WEF-Pressemitteilung (engl.)


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