Logo Global Sustainability - Cambridge CorePotsdam. - Krisen weltweit wie die sich beschleunigende Erderhitzung, die Covid-Pandemie und bewaffnete Kriege und Konflikte können sich zu einer "sich verschärfenden Polykrise" entwickeln. Davor warnen die Autoren einer neuen Studie, die von einem internationalen Team von Forschenden, darunter PIK-Direktor Johan Rockström vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), verfasst wurde. Die Wissenschaftler liefern eine grundlegende Definition von Polykrisen und einen theoretischen Rahmen, um die miteinander verknüpften Antriebsmechanismen der aktuellen globalen Krisen besser verstehen zu können.

In der Fachzeitschrift Global Sustainability definieren die Autoren eine globale Polykrise als „kausale Verflechtung von Krisen in mehreren globalen Systemen, die die Perspektiven der Menschheit erheblich verschlechtern“. Sie entsteht demnach, "wenn kurzfristige und schnelllebige Auslöser wie politische Unruhen, starke Preisanstiege oder klimatische Extremereignisse mit langsameren und dauerhafteren Belastungen wie wachsenden sozioökonomischen Ungleichheiten oder der Klimaerwärmung kombiniert werden."

Diese Entwicklungen könnten nach Ansicht der Forscher ein globales System wie die Nahrungsmittelproduktion, die globale Sicherheit oder die Finanzmärkte aus dem Gleichgewicht bringen. In Verbindung mit anderen kriselnden globalen Systemen könne eine Polykrise entstehen, die "als Ganzes und nicht isoliert verstanden und gelöst werden sollte".

Die Autoren identifizieren drei kausale Mechanismen, die mehrere globale Systeme miteinander verbinden und zu synchronisierten Krisen führen können: 

  1. "Gemeinsame Belastungen": So könne eine alternde Bevölkerung eine Herausforderung sowohl für die Gesundheitssysteme als auch für die Wirtschaft darstellen, da die Zahl der Arbeitskräfte schrumpft und die Gesundheitskosten steigen.
  2. "Dominoeffekte": Sie treten auf, wenn eine Krise in einem System die Belastungen in einem anderen beeinflusst oder ein auslösendes Ereignis verursacht, das ein anderes System in eine Krise stürzt. Die Covid-19-Pandemie verschärfte die sozioökonomische Ungleichheit, während die Preise für Dienstleistungen und Waren stiegen.
  3. "Intersystemische Rückkopplungen": Das sind "Belastungen in einem System, die in kausaler Wechselwirkung mit einer Belastung in einem zweiten System stehen, was sich wiederum auf die Belastung im ersten System auswirken kann. Dieser letzte Mechanismus kann die Krisen abschwächen oder weiter eskalieren."

Die Wissenschaftler betonen, "dass die miteinander verknüpften globalen Krisen als Ganzes anzugehen und nicht als isolierte Ereignisse zu behandeln sind. Sie heben auch hervor, "dass strukturelle Veränderungen in globalen Systemen notwendig sind, um die Auswirkungen von interagierenden Krisen abzumildern und den Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu ebnen".

=> Michael Lawrence, Thomas Homer-Dixon, Scott Janzwood, Johan Rockström, Ortwin Renn, Jonathan F. Donges (2024): Global Polycrisis: The Causal Mechanisms of Crisis Entanglement. Global Sustainability Journal.

Quelle: PIK

(Anmerkung der Redaktion: Um das 1,5-Grad-Ziel langfristig einzuhalten, müssten die globalen CO2-Emissionen laut Weltklimarat IPCC bis 2030 um 43 Prozent im Vergleich zu 2010 sinken. Schlichtweg nicht machbar, wenn man auch noch nebenbei Kriege führt und, wie in Deutschland, Mittel für den Klimaschutz streicht, um den Staatshaushalt zu sanieren. Der globale Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) fiel 2023 auf den 2. August. Der Tag markiert den Zeitpunkt im Jahr, bis zu dem die Menschheit so viele Ressourcen von der Erde beansprucht hat, wie alle Ökosysteme im gesamten Jahr erneuern können. Das bedeutet, die Menschen leben so, als hätten sie 1,7 Planeten zur Verfügung. Der deutsche Ressourcenverbrauch liefe sogar auf drei Erden hinaus.)


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