SomaliaMogadischu/Berlin (epo.de). - In Somalia droht die prekäre Sicherheitslage weiter zu eskalieren, nachdem Eritrea und Äthiopien auf unterschiedlichen Seiten in den Bürgerkrieg zwischen Kriegsfürsten und islamischen Milizen eingegriffen haben. Presseberichten zufolge drangen am Donnerstag hunderte äthiopischer Soldaten in Südsomalia ein, um den Vormarsch islamischer Milizen zu stoppen und die somalische Übergangsregierung mit Sitz in Baidoa zu unterstützen. Diese warf Äthiopiens Erzfeind Eritrea vor, die muslimischen Milizen auszubilden und mit Geld und Waffen auszurüsten.

Ali Mohamed Gedi, Regierungschef der somalischen Übergangsregierung in der Stadt Baidoa im Süden des Landes, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, ausländische Kämpfer für den Heiligen Krieg würden seit Jahren aus Eritrea nach Somalia eingeschleust. Den Vormarsch der islamischen Milizen in die Nähe von Baidoa betrachte die von den Vereinten Nationen anerkannte Übergangsregierung als "Aggression gegen die von der Regierung kontrollierten Gebiete und das uns unterstützende Volk". Die Milizen hätten die im vergangenen Monat vereinbarte Einstellung militärischer Aktionen gebrochen.

Die Milizen des Obersten Islamischen Gerichtsrats kontrollieren bereits den größten Teil Somalias. Nach dem Vormarsch auf Baidoa stationierte das Nachbarland Äthiopien rund 22.000 Soldaten an der Grenze. Einige Hundertschaften seien nach Somalia eingedrungen, berichteten Agenturen unter Berufung auf Führer der Milizen. Äthiopiens Informationsminister Berhan Hailu erklärte, sein Land werde alle Mittel einsetzen, um die Milizen zu zerschlagen, falls Baidoa angegriffen werden sollte.

Die islamischen Milizen drohten indes mit dem Heiligen Krieg gegen Äthiopien, falls die äthiopische Regierung ihre Truppen nicht unverzüglich aus Somalia abziehe. Der Oberste Islamische Gerichtsrat hatte die jahrelangen Bürgerkriege zwischen verfeindeten Warlords in Somalia durch den Aufbau einer eigenen Kampftruppe beendet. Vielerorts wurde eine Scharia-Gerichtsbarkeit eingeführt, die Reuters zufolge "stark an das Regime der Taliban von Afghanistan erinnert".

In Somalia war das Staatswesen nach dem Sturz des Diktators Siad Barre im Jahr 1991 in Einflussbereiche unterschiedlicher Clans und Warlords zerfallen, die einander insbesondere in der Hauptstadt Mogadischu blutig bekämpften. Lediglich die international nicht anerkannte Republik Somaliland im Norden des Landes blieb von den Rivalitäten weitgehend verschont. Aufgrund der anarchischen Zustände bildeten sich Ende der 90er Jahre islamische Gerichte als Autoritäten heraus, die mit eigenen Milizen für Ordnung sorgten und von vielen Somalis anerkannt wurden. Sie eroberten im Juni 2006 auch Mogadischu.

Um den Machtzuwachs von Fundamentalisten zu untergraben, finanzierten US-Geheimdienste die Warlords im Kampf gegen die islamischen Milizen. Auch das christlich dominierte Äthiopien fürchtet das Entstehen eines radikal-islamischen Staates, der Ansprüche auf die äthiopische Region Ogaden erheben könnte, in der mehrheitlich Somalis leben.

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