GfbVGöttingen (epo.de). - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den neuen UN-Friedensplan für die sudanesische Provinz Darfur scharf kritisiert. Die Entsendung einer gemeinsamen Friedenstruppe der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen werde den Schutz der Zivilbevölkerung im Westen des Sudan nicht wirksam garantieren, befürchtet die Menschenrechtsorganisation. Die Deutsche Welthungerhilfe evakuierte angesichts einer neuen Gewaltwelle 18 Mitarbeiter.

"Was sich jetzt anbahnt, ist ein fauler Kompromiss. Der heutige Tag wird ein schwarzer Tag für die Menschen in Darfur werden, denn die internationale Staatengemeinschaft droht sie wieder im Stich zu lassen", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Die UNO wolle ihre Bemühungen um den Einsatz von UN-Friedenstruppen mit einem robusten Mandat in Darfur angesichts des Widerstands der sudanesischen Regierung offenbar aufgeben.

Khartum hatte am Donnerstag "prinzipiell" einem Einsatz von UN-Soldaten unter Oberhoheit der Afrikanischen Union (AU) im Westen des Landes zugestimmt. Eine alleinige Stationierung von UN-Friedenstruppen oder eine Oberhoheit der Vereinten Nationen über eine internationale Friedenstruppe in Darfur lehne die sudanesische Regierung aber unverändert ab.

Der neue Friedensplan sei ein ebenso untaugliches Mittel, um den Genozid schnell zu beenden, wie das am 5. Mai 2006 auf ausländischen Druck hin unterzeichnete Friedensabkommen für Darfur, sagte Delius. Das Vertragswerk hatte viele berechtigte Forderungen der jahrzehntelang vernachlässigten Region im Westen des Sudan unberücksichtigt gelassen. Seit der Unterzeichnung des Abkommens sei die Gewalt in Darfur eskaliert.

"Wenn nun westliche Regierungen die sich abzeichnende Einigung als Durchbruch feiern, so ist dies Augenwischerei", erklärte Delius. Denn die Schutztruppe der AU habe in Darfur schon lange ihre Glaubwürdigkeit verloren. Oft unmotiviert und schlecht bezahlt, würden die afrikanischen Soldaten von den sudanesischen Behörden systematisch an einem wirksamen Schutz der Zivilbevölkerung gehindert. "Mit einer Stationierung von noch mehr afrikanischen und einigen wenigen UN-Soldaten, die unter AU-Kommando stehen werden, kann der Genozid nicht wirksam gestoppt werden", warnte Delius. Es werde nur erneut Zeit verloren, um Menschenleben zu retten.

WELTHUNGERHILFE EVAKUIERT 18 MITARBEITER

Die Deutsche Welthungerhilfe hat aufgrund der sich zuspitzenden Sicherheitslage in der sudanesischen Krisenprovinz Darfur 18 ihrer Mitarbeiter evakuiert. Sie arbeiteten in einer Verteilungsstation für Nahrungsmittel in Birmaza im sudanesischen Grenzgebiet zum Tschad.

"Die neuen Kämpfe finden grenzübergreifend statt und drohen die ganze Region zu destabilisieren", sagte Jörg Heinrich, Programm-Manager der Welthungerhilfe für Sudan. "Wir konnten unsere Kollegen nicht länger dieser Gefahr aussetzen."

Damit ist die Versorgung von insgesamt knapp einer halben Million Flüchtlinge, die die Welthungerhilfe normalerweise erreicht, wieder gefährdet. "Im vergangenen Monat hatten wir Zugang zu etwa 300.000 Menschen, im kommenden Monat werden es rund 100.000 weniger sein", so Heinrich.

 

 GfbV
 Deutsche Welthungerhilfe


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