?rzte ohne GrenzenBerlin (epo.de). - Millionen Menschen weltweit leiden unter den Folgen von Krisen und Konflikten, die der Weltöffentlichkeit kaum bekannt sind. Darauf hat die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen am Dienstag in Berlin hingewiesen. Sie legte eine Liste von zehn Krisen vor, die im vergangenen Jahr in den Medien am wenigsten erwähnt wurden. Über humanitäre Themen wie die verheerende Situation in der Zentralafrikanischen Republik, in Sri Lanka oder Kolumbien hätten die Medien 2006 kaum berichtet, kritisierte die Organisation.

Nur gut sieben von insgesamt mehr als 14.500 Nachrichtenminuten haben die drei großen US-amerikanischen Fernsehsender im vergangenen Jahr über die aufgeführten Krisen berichtet. Dies zeigt eine Untersuchung von Andrew Tyndall, dem Herausgeber des Online-Magazins "The Tyndall Report".

"Das Leben in Haitis Hauptstadt Port au Prince beispielsweise ist seit langem von Gewalt geprägt. Doch obwohl das Land nur 50 Meilen von den USA entfernt liegt, hatten die Fernsehanstalten im vergangenen Jahr gerade mal 30 Sekunden Sendezeit dafür übrig", sagte Nicolas de Torrente, Geschäftsführer der US-amerikanischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. Insgesamt wurden drei der Krisen aus der Liste in den Medien kurz als Randthemen erwähnt, über fünf gab es gar keine Berichterstattung. "Weltweit leiden Millionen Menschen unter den Folgen von Konflikten und Krankheiten, doch wir bekommen kaum etwas davon mit", so de Torrente.

Im Fall von Tuberkulose habe sich die ohnehin schon beängstigende Situation durch die Entdeckung der extrem resistenten Form (XDR-TB) im Jahr 2006 noch verschärft, so Ärzte ohne Grenzen. Keines der Medikamente, die sich momentan in der Entwicklung befinden, werde die Behandlungsmöglichkeit in naher Zukunft deutlich verbessern. "Obwohl Tuberkulose jedes Jahr mehrere Millionen Leben fordert, werden keine ausreichenden Anstrengungen unternommen, um die Krankheit zu bekämpfen", kritisierte Tido von Schön-Angerer, Direktor der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen.

"Wir wissen, dass Medienaufmerksamkeit allein noch keine Verbesserung bedeutet", so de Torrente. 2006 sei über die sudanesische Krisenregion Darfur und den Osten des Tschad deutlich mehr berichtet worden als im Vorjahr. Die Lebensbedingungen der dortigen Bevölkerung hätten sich jedoch nicht verbessert - und die Sicherheitssituation in Darfur habe sich so weit verschlechtert, dass Ärzte ohne Grenzen die Programme vor Ort einschränken musste. "Berichterstattung ist aber oft eine Voraussetzung für Hilfe und politische Aufmerksamkeit. Das Schlimmste ist, wenn Menschen in Not vollkommen vergessen werden."

 Ärzte ohne Grenzen


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