PolarjahrBerlin (epo.de). - Mit dem Beginn des Internationalen Polarjahres 2007/2008 am 1. März werden mehr als 50.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die abgelegendsten Gebiete der Erde aufbrechen. Über 60 Nationen bündeln ihre Kräfte, um in Eis und Schnee das Klima zu erforschen. Eine Welle von Eröffnungsveranstaltungen, von Japan und Australien über China, Europa bis nach Brasilien markiert das Ereignis. In Deutschland wird der Start des Internationalen Polarjahres am 1. März in Berlin gefeiert.

In Berlin werden nicht nur die wichtigsten Forschungsprojekte vorgestellt und live in die Arktis geschaltet, sondern auch die Gewinner des Jugend-Malwettbewerbs zum Thema: "Wie stellen sich Kinder die Polargebiete der Erde vor?" bekannt gegeben.

Das System Erde und Klima zu verstehen, ist eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Die Polargebiete nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein. Hier zeigt sich der Klimawandel mit seinen ökologischen und ökonomischen Folgen schon heute besonders deutlich. Das Abschmelzen der Eismassen der Arktis führt dazu, dass die dort lebenden Menschen und Tiere ihre gewohnten Lebensweisen aufgeben müssen. Eisbären finden weniger Eisschollen, die Rentierherden der Nomadenvölker versinken im Schlamm. Allerdings werden auch neue Seewege erschlossen, die bislang von Meereis versperrt waren.

Das Internationale Polarjahr 2007/08 fällt in eine Zeit, in der die Diskussion um den Klimawandel in den Medien und in den Köpfen der Bevölkerung fest verankert ist. Der gerade veröffentlichte Weltklimabericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) zeigt einmal mehr, dass wir unser Klima dramatisch verändern. "Dass gerade jetzt eine der größten international koordinierten Forschungskampagnen in den Polargebieten stattfindet, ist eine einmalige Chance. Nur wenn wir das globale Klima verstehen, können wir gute Vorhersagen machen und uns auf mögliche Veränderungen angemessen vorbereiten", sagt Prof. Dr. Reinhard Dietrich, Vorsitzender der Deutschen Kommission für das Internationale Polarjahr.

POLARGEBIETE ALS KLIMAINDIKATOREN

Ziel des Internationalen Polarjahres ist es, die Rolle der Arktis und Antarktis für das Klima und die Ökosysteme der Erde zu untersuchen. Schmilzt das Festlandeis, steigt der Meeresspiegel und große Küstengebiete werden unbewohnbar. Tauen die Dauerfrostgebiete, werden riesige Mengen des Klimagases Methan freigesetzt. Ökosysteme verändern sich, Pflanzen, Tiere und auch der Mensch müssen sich anpassen oder werden verdrängt. Wir können aber nur dann auf Umweltveränderungen reagieren, wenn wir die Zusammenhänge kennen und gute Vorhersagen machen können. Dazu sind Daten nötig, die das heutige und das vergangene Klima wiedergeben. Dazu ist eine Vielzahl von Expeditionen notwendig. Im ewigen Eis ist die Klimageschichte von Hunderttausenden von Jahren gespeichert. Aus winzigen Einschlüssen im Eis und aus den Sedimenten des Meeresbodens können die Wissenschaftler das Klima der Vergangenheit rekonstruieren.

Trotz ihrer großen Bedeutung sind die Polargebiete noch weitgehend unerforscht. Dies liegt zum einen am hohen logistischen Aufwand, der notwendig ist, um in den lebensfeindlichen Gebieten der Arktis und Antarktis zu leben und zu arbeiten. Zum anderen gibt es zwischen einzelnen Staaten manchmal unterschiedliche Prioritäten, die eine Zusammenarbeit erschweren können. Das Polarjahr 2007/08 bietet nun eine einmalige Gelegenheit, das Wissen, das Können und die logistischen Möglichkeiten von Instituten und Universitäten aus mehr als 60 Ländern zu bündeln, um gemeinsam einen wissenschaftlichen Durchbruch in der Polar- und Klimaforschung zu erreichen. Die gewonnenen Daten werden beispielsweise für alle zugänglich und einsehbar sein. Erstmals werden in großem Ausmaß die Öffentlichkeit und besonders die Schulen mit in die Forschungskampagnen eingebunden. Damit soll nicht nur ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie bedeutend die Polargebiete für unser Klima sind, sondern auch eine neue Generation von Wissenschaftlern für die Forschung begeistert werden.

VON ENTDECKUNGSREISEN ZU FORSCHUNGSKAMPAGNEN

Die international koordinierte Polarforschung begann vor 125 Jahren mit dem ersten Internationalen Polarjahr 1882/83, eine Initiative des aus Hessen stammenden Carl Weyprecht. Dass mehrere Nationalstaaten sich zusammenschlossen, um gemeinsam ein Forschungsvorhaben durchzuführen, war damals eine Sensation. Zuvor dienten die gefährlichen Expeditionen vor allem dem Ruhm und den politischen und wirtschaftlichen Interessen einzelner Länder: Neue Gebiete sollten beansprucht und Seewege entdeckt werden. Jetzt erkannte man jedoch die Notwendigkeit der internationalen und interdisziplinären Zusammenarbeit.

Auf das erste Internationale Polarjahr folgten das zweite Internationale Polarjahr (1932/33) und das Internationale Geophysikalische Jahr (1957/58). Diese großen wissenschaftlichen Ereignisse erbrachten mit einer Vielzahl von Expeditionen, der Errichtung neuer Forschungsstationen und international koordinierter Beobachtungsprogramme entscheidende Kenntnisfortschritte über die Polarregionen.

Das Internationale Polarjahr 2007/08 will an diese Tradition anknüpfen. Es wird getragen durch den Internationalen Wissenschaftsrat (ICSU - International Council for Science) und die Welt-Meteorologische Organisation (WMO - World Meteorological Organisation).

www.polarjahr.de


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