PWMünchen (epo.de). - Die Tierschutzorganisation PRO WILDLIFE hat vor dem Aussterben des Kamerunflussdelfins gewarnt. Der nur vor der Westküste Afrikas vorkommende Meeressäuger sei durch massive Überfischung gleich doppelt gefährdet: "Kamerunflussdelfine verenden nicht nur elend in Fischernetzen, sie finden in den leer gefischten Gewässern auch immer weniger zu fressen", erklärte Sandra Altherr von PRO WILDLIFE in München.

Kamerunflussdelfine gehören nach Angaben der Tierschutzorganisation zu den am wenigsten erforschten Meeressäugern. Der mangelhafte Vollzug bestehender Schutzbestimmungen und Fischereiregelungen komme erschwerend hinzu. Kamerunflussdelfine werden bis zu 2,5 Meter lang und 150 kg schwer. Charakteristisch sind ihre schiefer-graue Körperfarbe, ein langer auffälliger Buckel, die lange schlanke Schnauze und rundliche Flossen.

Kamerunflussdelfine (Sousa teuszii) kommen nach Angaben von PRO WILDLIFE nur in den Mangrovengewässern und flachen Flussmündungsgebieten Westafrikas vor, von der Westsahara Marokkos bis Kamerun. Um diese noch kaum erforschte Delfinart machen sich Wissenschaftler und Artenschützer ernsthaft Sorgen. Die Art lebt nur in kleinen, voneinander nahezu isolierten Populationen, wie z.B. 20-25 Tiere im Mündungsbereich des Rio Grande de Buba (Guinea-Bissau), wenige dutzend Tiere in der Bucht von Dahkla (Marokko) oder 100 Tiere im Saloum-Delta (Senegal). In jüngster Vergangenheit werden die Kamerunflussdelfine immer seltener beobachtet, ihre Verbreitung wird immer lückenhafter.

Vor allem die Bestände vor dem Senegal und Gambia, insbesondere in dichter besiedelten Gebieten, seien in den letzten Jahren kollabiert. "Die zunehmend intensive Fischerei bringt den Delfinen den Tod: Sie sterben als Beifang in den Fischernetzen oder verhungern, weil ihre Beutefische verschwunden sind", berichtete Altherr. Selbst vor ausgewiesenen Meeresschutzgebieten machten die Fischer nicht halt.

In anderen Bereichen seines Verbreitungsgebietes werde der Kamerunflussdelfin zudem aktiv bejagt: Er werde als angeblicher Nahrungskonkurrent gezielt ausgeschaltet bzw. als Nahrungsquelle genutzt. "Die Delfine haben ihr Hauptverbreitungsgebiet ausgerechnet in einer Region Afrikas, die von Armut, Bevölkerungswachstum und Eiweißmangel gekennzeichnet ist", so die Pro WILDLIFE Sprecherin.

Vor Mauretaniens Küste am Kap Timiris gebe es dagegen ein positives Beispiel für ein Miteinander von Fischern und Delfinen: Die Fischer hätten den Tieren antrainiert, eine bestimmte Fischart (Meeräsche) in flache Gewässer zu treiben. So könnten sie leicht ihre Netze füllen, und für die Delfine bleibe genug übrig. "Eigentlich eine klassische Win-Win-Situation, wie sie zwischen Mensch und Delfin jedoch nur allzu selten vorkommt", so Altherr.

PRO WILDLIFE appellierte an die Herkunftsländer, den Vollzug ihrer Gesetze zu stärken, die Mangrovenwälder zu erhalten und gegen die illegale Jagd auf die Kamerunflussdelfine vorzugehen.

www.prowildlife.de


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