Stuttgart (epo.de). - Die Diakonie Katastrophenhilfe, Das Deutsche Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen haben erneut dringend zu Spenden für die Opfer des Zyklons Sidr in Bangladesch aufgerufen, um die notwendige Hilfe weiter ausbauen zu können. Wenige Tage nachdem der Sturm über das Land hinweg gezogen ist, wird das Ausmaß der Katastrophe immer deutlicher. "Viele Gebiete sind noch immer von der Außenwelt abgeschnitten. Wir setzen alles daran, schnellstmöglich die Menschen dort zu erreichen", berichtete Peter Rottach von der Diakonie Katastrophenhilfe aus der Katastrophenregion. Die verheerenden Ausmaße des Zyklons haben das Auswärtige Amt veranlasst, die deutsche humanitäre Soforthilfe auf nun insgesamt 1 Million Euro zu verdoppeln.

"Mindestens 80.000 Häuser sind beschädigt worden, die Hälfte davon ist komplett zerstört. Betroffen sind vor allem die Ärmsten der Armen", sagte Rottach. Die lokalen Partnern der Diakonie Katastrophenhilfe versorgen derzeit etwa 60.000 Menschen in der Katastrophenregion. "Zurzeit verteilen wir vor allem Lebensmittel und Trinkwasser, um das Überleben zu sichern," so Rottach.

Aufgrund laufender Projekte verfügten diese Organisationen über sehr gut funktionierende Strukturen: In vielen Dörfern haben sie Büros und Mitarbeiter, die die Gegebenheiten bestens kennen und genau wissen, wie die Dörfer erreicht werden können. "Obwohl die meisten Straßen nicht befahrbar sind, können wir so dennoch vielen Opfern Hilfe zukommen lassen", so Rottach. Verteilt werden pro Familie zwei Kilogramm Reis, 0,5 Kilogramm Zucker und fünf Liter Trinkwasser. Weitere Hilfsmaßnahmen müssen nun schnellstmöglich durchgeführt werden.

Der Zyklon Sidr hinterließ in Bangladesch eine 70 Kilometer breite Schneise der Verwüstung von Süden nach Norden. Viele Dörfer wurden dabei komplett zerstört. Wie viele Menschen dem Zyklon zum Opfer gefallen sind, ist noch unklar. Derzeit sprechen die Behörden von mindestens 2.400 Toten. "Wir befürchten aber, dass diese Zahl in den nächsten Tagen noch steigen wird. Betroffen sind vor allem die Ärmsten der Armen", sagte Rottach. "Sie wohnten in Hütten aus Lehm, Plastikplanen, Brettern und Stroh. Die hat der Sturm fast völlig weggerissen. Viele der Armen lebten bisher vom Fischfang oder der Landarbeit. Diese Einkommensgrundlage ist ihnen nun genommen worden. Sidr hat Fischerboote versenkt und die kurz vor der Ernte stehenden Reisfelder zerstört."

Sidr ist vergleichbar mit dem Wirbelsturm, dem 1991 rund 500.000 Menschen zum Opfer fielen. Solch verheerende Folgen konnten dieses Mal verhindert werden. Dies ist nach Angaben der Diakonie unter anderem auf den verstärkten Ausbau von Schutzbauten zurückzuführen, in die nun viele Menschen evakuiert werden konnten. Die Vorsorgeprogramme wurden von der Diakonie Katastrophenhilfe intensiv gefördert.

Das Deutsche Rote Kreuz entsandte einen Wasser- und Hygienexperten nach Bangladesch. Der DRK-Experte ist Teil eines neunköpfigen Erkundungsteams der Internationalen Föderation der Rotkreuz und Rothalbmond-Gesellschaften. Das Erkundungsteam soll den genauen Bedarf an humanitärer Hilfe vor Ort bestimmen und im Anschluss die Rot-Kreuz-Hilfe koordinieren. Als Soforthilfe unterstützt das Deutsche Rote Kreuz den Bangladeschischen Roten Halbmond mit Medikamenten, Küchenutensilien und Decken.

HELP - Hilfe zur Selbsthilfe hat in Zusammenarbeit mit seiner Partnerorganisation NETZ mit der Unterstützung der Opfer des Zyklons Sidr begonnen. Lokale und internationale Helfer sind vor Ort in Bangladesch, um sich ein Bild von der Lage zu machen und Obdachlose mit dringend benötigten Hilfsgütern zu versorgen. Die Situation ist zurzeit noch unübersichtlich, da die Stromversorgung zeitweise zusammen gebrochen war und wichtige Verkehrswege überflutet wurden.

CARE Deutschland-Luxemburg (CARE DL) verteilt Lebensmittel- und Nothilfepakete mit Decken, Plastikplanen und Kleidung an Überlebende des Zyklons Sidr in Bangladesch. "Tausende Menschen haben alles verloren. Nicht nur ihre Häuser und ihren Besitz, sondern auch ihre Ernte - und somit ihre Zukunft", sagte Wolfgang Jamann, Hauptgeschäftsführer von CARE DL. CARE Bangladesch habe unmittelbar nach Eintreffen des Zyklons Nothilfeteams in die Region gesandt. "Mit fünf Wasserreinigungsanlagen können unsere Helfer bis zu 50.000 Liter Wasser pro Tag filtern", so Jamann. Es sei jetzt essentiell, Seuchen zu vermeiden. Viele der Leichen seien noch nicht geborgen, einige der betroffenen Regionen noch immer nicht erreichbar. Zusätzlich baut CARE 15 Wasserpumpen auf, die das Salzwasser abpumpen und so der Versalzung der Böden und Brunnen vorbeugen.

Caritas international stockte seine Hilfe für die Opfer in Bangladesch auf 250.000 Euro auf. In Bangladesch versorgen einheimische Caritas-Katastrophenhelfer und Freiwillige die Menschen mit Wasseraufbereitungstabletten, Lebensmitteln, Decken und Zeltplanen. Größte Probleme bereitet derzeit die Versorgung der Opfer mit Trinkwasser: "Unzählige Brunnen und Pumpen stehen unter Wasser, sind verdreckt oder zerstört. Besonders dramatisch ist es in den Regionen Barisal und Barguna", berichtet Caritas-Nothilfe-Experte Akhilo D?Rozario.

Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten wiederherzustellen, damit die betroffenen Menschen möglichst bald wieder auf eigenen Füssen stehen können, ist das Ziel der Wiederaufbauarbeit der Andheri-Hilfe. Für die betroffenen Menschen sei es wichtig, wieder ein Dach über dem Kopf zu haben und ihre Felder für die kommende Reissaison vorzubereiten. Die Menschen müssten und wollten wieder auf eigenen Füßen stehen, so die Andheri-Hilfe in Bonn.

Die Kindernothilfe erhöhte ihre Soforthilfe für die Opfer des Zyklons auf 50.000 Euro. Im Zentrum der Hilfsmaßnahmen steht nach wie vor die Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Die meisten Opfer erreichen die Kindernothilfe-Partner in Zyklonen-Schutzzentren etwa in Barisal, Hatiya sowie Khulna. Sie wurden bereits vor Monaten für eine solche Überschwemmung aufgebaut, auch mit Hilfe aus Europa.

Plan Bangladesch will in den drei am schlimmsten zerstörten Regionen Barisal, Barguna und Patuakhali Soforthilfe leisten. Unterstützung benötigten vor allem Kinder und Frauen. Denn sehr viele Todesopfer seien Kinder. Zudem seien zahlreiche Mädchen und Jungen durch den Tod ihrer Eltern Waisen geworden. Drei Monate lang sollen Trinkwasser, Nahrungsmittel und Medikamente bereit gestellt werden.

Nach Schätzungen von UNICEF sind in Bangladesch über 400.000 Kleinkinder von Krankheiten wie Durchfall und Cholera bedroht. In den besonders betroffenen Gebieten seien die meisten Brunnen zerstört oder durch Salzwasser und Schlamm unbrauchbar geworden. Die hygienischen Bedingungen für die Familien seien schlecht. Krankheitserreger könnten sich leicht ausbreiten. Viele Überlebende der Naturkatastrophe haben alle Lebensgrundlagen verloren. Ihre Häuser seien stark beschädigt oder zerstört und die Felder verwüstet. Schätzungsweise 3.500 Schulgebäude seien nicht mehr funktionsfähig.

Das World Food Programme der Vereinten Nationen (WFP) und die Luftwaffe Bangladeschs haben damit begonnen, die Menschen in entlegenen Gebieten aus der Luft mit Nahrung zu versorgen. Die Notrationen (High Energy Biscuits) werden mit dem Hubschrauber zu Menschen in Gegenden gebracht, die seit dem Wirbelsturm der letzten Woche von der Außenwelt abgeschnitten waren. Bisher hat WFP auf dem Landweg, per Flugzeug und per Boot in den am schlimmsten betroffenen Gebieten Lebensmittel an mehr als 650.000 Betroffene verteilt.

Während die Zahl der Todesopfer weiter ansteigt - mindestens 2.400 Menschen sind ums Leben gekommen - und das Ausmaß des Schadens immer noch nicht endgültig feststeht, plant WFP ein Wiederaufbauprogramm. Dieses Programm soll den Betroffenen durch monatliche Unterstützung mit Nahrungsmitteln und Geld ermöglichen, ihre Häuser wieder aufzubauen und ihr Leben wieder zu ordnen.

Die internationale Hilfsorganisation World Vision versorgt rund 20.000 Familien mit Notunterkünften, Trinkwasser und Nahrungsmitteln. Mindestens eine halbe Millionen Menschen hatten am zurückliegenden Donnerstag die Südküste von Bangladesch verlassen. Unterkünfte von rund 280.000 Familien sind teilweise oder komplett zerstört, Ernten zum größten Teil vernichtet.

"Die Hilferufe, die uns von unseren Partnern erreichen, werden jetzt immer mehr", berichtet Corinna Broeckmann, Länderreferentin bei MISEREOR. "Sie haben uns bestätigt, dass schätzungsweise drei Millionen Menschen vom Wirbelsturm, von der nachfolgenden Flutwelle und den heftigen Regenfällen unmittelbar betroffen sind. Vor allem die Fischer und Bauern werden mit den Folgen noch lange zu kämpfen haben. Bereits jetzt müssen wir deshalb auch schon an den langfristigen Wiederaufbau denken."

MISEREOR arbeitet mit den Partner in den am meisten betroffenen Distrikten von Lakshmipur, Bagerhat, Patuakhali und Satkhira im Südosten, Südwesten und Süden von Bangladesch zusammen. Dort verteilen Helfer lebensnotwendige Nahrungsmittel wie Reis, Linsen, Salz und Öl. Außerdem werden Kleidung, Decken, Medikamente, Saatgut und Fischernetze ausgegeben. MISEREOR hatte bereits am Samstag eine Nothilfe in Höhe von 250.000 Euro bereitgestellt.

www.diakonie-katastrophenhilfe.de
www.caritas-international.de
www.drk.de
www.help-ev.de
www.care.de
www.andheri-hilfe.org
www.kindernothilfe.de
www.plan-deutschland.de
www.unicef.de
www.wfp.org
www.worldvision.de
www.misereor.de


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