makeitfairBerlin (epo.de). - Die Elektronikindustrie verbraucht einen immer größeren Anteil der wertvollen Metalle der Welt, aber die Markenfirmen übernehmen bisher kaum Verantwortung für die Sozial- und Umweltbedingungen bei der Förderung der Rohstoffe für ihre Produkte der Informationstechnik (IT). Das neue europäische Netzwerk makeITfair hat in zwei am Dienstag veröffentlichten Studien aufgedeckt, dass bei der Rohstoffförderung häufig Menschenrechte verletzt werden und Umweltprobleme entstehen. makeITfair fordert Unternehmen wie Hewlett-Packard, Nokia, Philips und Sony auf, sich um die sozialen und ökologischen Risiken zu kümmern, die mit der Förderung von Metallen verbunden sind.

So werde das Kobalt für Batterien in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) häufig von Kindern abgebaut, heißt es in einer Erklärung von makeITfair. In Südafrika seien ganze Dörfer zwangsumgesiedelt worden, um Platin für die Computerindustrie zu fördern.

"Die Elektronikindustrie ist ein wichtiger Abnehmer von vielen Metallen, die häufig in risikoreichen Ländern wie China, Russland oder verschiedenen afrikanischen Staaten abgebaut werden. Aber bislang setzt sich die Elektronikindustrie kaum mit ihrer Verantwortung für die Rohstoffe in ihren Produkten auseinander. Die IT-Firmen müssen nachverfolgen, wo diese Metalle abgebaut werden und dort faire Abbaubedingungen bewirken", forderte Cornelia Heydenreich von Germanwatch, einer der beiden deutschen Trägerorganisationen von makeITfair.

Eine neue Studie von SwedWatch, einer schwedischen Partnerorganisation von makeITfair, zeigt, dass ungefähr ein Viertel des weltweit geförderten Kobalts in IT-Produkten verarbeitet wird. Es wird für Mobiltelefone, Laptops, Camcorder, Digitalkameras, MP3-Player und Elektronikspiele gebraucht. Mehr als die Hälfte des weltweiten Kobalts stamme aus Sambia und der DR Kongo, wo schätzungsweise 50.000 Kinder in den Minen von Katanga arbeiteten. Dort sei etwa jeder dritte Bergarbeiter noch ein Kind oder Jugendlicher, manche von ihnen seien erst sieben Jahre alt. Anwohner klagten über den Verlust ihrer Lebensgrundlagen und über Umweltverschmutzungen, die ernsthafte Gesundheitsprobleme verursachten. Unter den Umweltschäden durch Abgase und Abwässer würden noch mehrere Generationen zu leiden haben. In Sambia habe es allein im Jahr 2005 achtzig tödliche Minenunglücke gegeben. Die Minenarbeiter führten ein sehr riskantes und ungesundes Leben: Sie arbeiteten ohne Schutzkleidung und müssten den Mineralstaub einatmen, der zu Lungenschäden und Augenproblemen führe.

Anglo Platinum, die weltweit größte Platinfirma, fördert makeITfair zufolge in Südafrika Platin und Palladium, die für Computerfestplatten, Handys und Flachbild-Fernseher gebraucht werden. Eine neue Studie der niederländischen Organisation SOMO legt offen, dass diese Firma 17.000 Menschen zwinge, ihr angestammtes Land zu verlassen. Dort sollten Minen erschlossen werden, um Platin für die Computerindustrie zu fördern. Die Gemeinden erhielten keine angemessene Entschädigung.

Die Löhne im Platinabbau decken häufig nicht einmal die Grundbedürfnisse, insbesondere nicht bei der wachsenden Anzahl von Leiharbeitern in diesem Sektor. "Vierzig Prozent der Bergleute, die wir während unserer Recherchen getroffen haben, sind Leiharbeiter. Sie haben nur wenige Rechte und verdienen wesentlich weniger als andere Arbeiter. Oft müssen sie die gefährlichsten Aufgaben verrichten und erhalten dafür nur sehr unzureichende Sicherheitstrainings", empörte sich Esther de Haan von SOMO.

"Solange noch keine verantwortlich produzierten Alternativen angeboten werden, können die Verbraucher nur versuchen, die Hersteller unter Druck setzen, endlich tätig zu werden. Das sollten sie aber auch mit hartnäckigem Nachfragen tun", sagte Volkmar Lübke von der Verbraucher Initiative, die die Kampagne in Deutschland mitträgt. makeITfair ruft auf seiner Website insbesondere jugendliche Verbraucher auf, sich mit einer E-mail an die größten Markenfirmen zu wenden.

www.makeitfair.org


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