Köln (epo.de). - Ein neues Forschungsprojekt der Universität zu Köln untersucht Möglichkeiten, den Teufelskreis von Armut und Krankheit in Afrika zu durchbrechen. Ähnlich wie arme Bevölkerungsgruppen ihre Lebensbedingungen durch den Zugang zu so genannten Mikrokrediten verbessern konnten, könnten bezahlbare Krankenversicherungen helfen Krankheitskosten aufzufangen. Wie das am besten geht, wollen die Beteiligten im Rahmen des neuen Projektes erforschen. Mit dabei sind Universitäten in Ghana, Malawi und Botswana.

Private Versicherungsprodukte sind für die arme Bevölkerung auf dem Land oder in städtischen Slums kaum vorhanden oder nicht erschwinglich. Ebenso sind staatliche Sozialversicherungsleistungen unzureichend. So haben neun von zehn Menschen in Afrika südlich der Sahara keinen Zugang zu einer Kranken- oder Unfallversicherung. Sie müssen die oft hohen Kosten für ihre Behandlung, Medikamente und Krankenhausaufenthalte aus eigener Tasche bezahlen.

Gerade Menschen, die unter der Armutsgrenze leben (über 40% der Bevölkerung im südlichen Afrika) müssen zur Bezahlung der Behandlung Kredite aufnehmen, ihr Erspartes opfern oder essentiell wichtige Produktionsmittel verkaufen, damit sie die benötigten Leistungen überhaupt in Anspruch nehmen können. Viele Menschen geraten infolgedessen erst durch Krankheit und Behandlungskosten in Armut.

Das Seminar für Genossenschaftswesen an der Uni Köln startet nun zu diesem Thema das von der Europäischen Union geförderte Forschungsprojekt "Pro MHI Africa" - EU-African university network to strengthen community-based micro health insurance". In Zusammenarbeit mit Universitäten in Ghana, Malawi und Botswana werden die Beteiligten in den kommenden zwei Jahren Mikrokrankenversicherungen in den drei Partnerländern analysieren und wissenschaftlich begleiten.

Mit Hilfe der gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse planen die Partneruniversitäten die Einführung eines gemeinsamen Mikroversicherungszertifikates, um so die Studenten als Entscheidungsträger der Zukunft auf die expandierenden (Mikro-) Versicherungsmärkten in ihren Ländern vorzubereiten und sie zu Experten auf diesem Gebiet auszubilden. Hans Jürgen Rösner, Professor für Sozialpolitik, Genossenschaftswesen und Gesundheitsökonomie an der Universität zu Köln, begrüßte das neue Forschungsvorhaben: "Mikrokrankenversicherungen sind ein wichtiges Element zur Armutsbekämpfung in Entwicklungsgesellschaften. Sie fördern gezielt Selbsthilfepotentiale der Zielgruppen und können so solidarisch dringende Missstände im Gesundheitsbereich beseitigen."

Bei Mikroversicherungen handelt es sich um Kleinstversicherungen für arme Bevölkerungsschichten in Entwicklungsgesellschaften, die, verwurzelt in der sozialen Gemeinschaft (Dorf, Vorstadt, Slumgebiet), grundlegende Versicherungs-Dienstleistungen für geringe Beitragszahlungen anbieten. Durch die Verteilung der Kosten auf viele Mitglieder (Risiko-Pooling) können Mikrokrankenversicherungen Individuen und Familien davor bewahren, aufgrund von Krankheit unter die Armutsgrenze zu fallen.

www.genosem.uni-koeln.de


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