AAYangon/Berlin (epo.de). - Unter schwierigen Umständen ist die deutsche Hilfsoperation in Myanmar angelaufen. Deutsche Hilfsorganisationen arbeiten mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes inzwischen unter Hochdruck daran, die Not der myanmarischen Bevölkerung nach dem Wirbelsturm Nargis zu lindern. Immer mehr deutsche Hilfe erreicht jetzt auch die am schwersten zerstörten Regionen des südostasiatischen Landes.


Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatte bereits am Pfingstmontag Botschafter von Alvensleben als Sondergesandten für Humanitäre Hilfe nach Myanmar entsandt, um gemeinsam mit den Hilfsorganisationen dafür zu sorgen, dass die deutsche Hilfe schnell in die Katastrophengebiete gelangt. In der Nacht auf Donnerstag erreichte der erste rein deutsche Hilfsflug Rangun. An Bord waren sechs Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen des Technischen Hilfswerks (THW) zur Versorgung von täglich bis zu 40.000 Menschen. Ebenfalls eingeflogen wurden medizinische Notfallsets und Medikamente, die von den Hilfsorganisationen Malteser International, Johanniter Unfallhilfe und arche noVa im Katastrophengebiet eingesetzt werden.

Außenminister Steinmeier erklärte am Donnerstag, die Lage in den Katastrophengebieten Myanmars bleibe dramatisch. "Deshalb bin ich erleichtert, dass unsere Anstrengungen erste Früchte tragen, die ersten deutschen Hilfsgüter sind vor Ort. Nun müssen wir alles dafür tun, dass unsere Hilfe die Menschen in den vom Sturm verwüsteten Gebieten erreicht. Die internationalen Helfer brauchen ungehinderten Zugang zu den Katastrophengebieten und müssen dort ungestört arbeiten können. Wir setzen uns bei der Regierung Myanmars dafür ein, dies endlich in vollem Umfang zu gewährleisten."

Die Bundesregierung stehe auch weiterhin in intensivem Kontakt mit Thailand und China, den Nachbarländern Myanmars, so Steinmeier. Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe werde noch viel mehr Hilfe benötigt. Deutschland sei dazu bereit.

Ein zweiter Flug des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mit sechs weiteren Trinkwasseraufbereitungsanlagen befindet sich nach Angaben des Auswärtigen Amtes auf dem Weg ins Katastrophengebiet. Hiermit können bis zu 20.000 Menschen versorgt werden. Der Hilfsflug soll am Freitag ankommen. Vor allem sauberes Wasser ist im Katastrophengebiet überlebensnotwendig.

Im Katastrophengebiet sind weitere deutsche Hilfsorganisationen im Einsatz: Malteser International erhält finanzielle Unterstützung des Auswärtigen Amts für die Bereitstellung von Notunterkünften. Die Welthungerhilfe wird mit Mitteln des Auswärtigen Amts sowohl in den Außenbezirken Ranguns als auch im Irrawaddy-Delta Material für Notunterkünfte und Hygieneartikel verteilen. Weitere Hilfsprojekte werden mit den Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen, ADRA, humedica und World Vision durchgeführt.

Neben den deutschen Nichtregierungsorganisationen unterstützt die Bundesregierung die Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen, die in Myanmar "entscheidende Hilfe und unverzichtbare Koordinierungsarbeit leisten", so das Auswärtige Amt. Die Bundesregierung hat bisher vier Millionen Euro als Soforthilfe zur Verfügung gestellt, davon drei Millionen Euro aus Mitteln der Humanitären Hilfe des Auswärtigen Amtes. Weitere Hilfe steht bereit.

DIAKONIE VERTEILT ÜBERLEBENSPAKETE AN FAMILIEN
 
Die lokalen Partner der Diakonie Katastrophenhilfe haben ihre Hilfe nun auch an insgesamt 100 Familien im am schwersten betroffenen Irrawaddy-Delta verteilt. Eines der jeweils knapp 65 Euro teuren Überlebenspakte für eine fünf- bis sechsköpfige Familie enthält neben einem 200 Liter Tank zum Auffangen von Regenwasser unter anderem Decken, Kleidung, Moskitonetze, Kochgeschirr, eine Plane und Lebensmittel.

Das Delta-Gebiet ist nach Berichten von Peter Rottach, Mitarbeiter der Diakonie Katastrophenhilfe, gegenwärtig in drei Zonen aufgeteilt. In die beiden am schwersten betroffenen Zonen 1 und 2 haben ausländische Helfer nach seinen Angaben keinen Zugang. Rottach kündigte an, dass ein weiterer Partner der Diakonie Katastrophenhilfe jetzt die offizielle Erlaubnis erhalte, im Küstengebiet Nothilfe zu leisten. Damit könne die Verteilung in weit größerem Maßstab als bisher laufen.

KINDERNOTHILFE VERTEILT BABYNAHRUNG

Die Kindernothilfe kann die Unterstützung für die Zyklon-Opfer dank neuer Kooperationen ausweiten. Über zwei neue Partnerorganisationen kann sie nun Soforthilfe in größerem Umfang leisten. Sie finanziert unter anderem Soforthilfen für 10.000 Menschen in Labutta, Bogale sowie Pyapon. Für Säuglinge und mangelernährte Kleinkinder stellt sie proteinreiche Milch zur Verfügung, außerdem spezielle Wasserfiltersysteme.
 
Kindernothilfe-Koordinator Detlef Hiller: "Durch die neuen Kooperationen haben wir nun auch einen besseren Zugang zu der sogenannten Todeszone, also dem Bereich des Deltas, in dem sehr viele Menschen durch die Flut umgekommen sind. Das größte Problem sind hier die vielen Leichen, die immer noch im Wasser schwimmen. Die Überlebenden können die Leichname nicht verbrennen, weil es keine Brennstoffe gibt. Und beerdigen können Sie sie auch nicht, weil viele Regionen noch unter Wasser stehen."

CARE: HILFE KOMMT AN UND GEHT WEITER

Die Hilfsorganisation CARE hat die Erlaubnis der myanmarischen Militärregierung erhalten, ihre Arbeit auch im Umkreis der Hauptstadt Yangon auszudehnen. Das bestätige CARE-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Jamann in Bonn. "Wir erwarten zudem, dass wir bald mit dem Welternährungsprogramm der UN (WFP) in drei weiteren betroffenen Städten arbeiten werden. Das sind Pathein, Myaung und Wakema", so
Jamann. Dabei solle Pathein als logistischer Knotenpunkt für
die Verteilung von Hilfsgütern ausgebaut werden. "Wir erreichen vor Ort immer mehr Menschen, und die Regierung akzeptiert das", sagte Jamann.

CARE arbeitet bereits seit 14 Jahren in Myanmar und beschäftigt dort 500 - meist lokale - Mitarbeiter, die in etwa 120 Städten und Dörfern in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Wasser arbeiten. Vom ersten Tag nach der Katastrophe arbeiteten die "Kollegen dort bis an den Rand der physischen und psychischen Erschöpfung, um den Opfern zu helfen", sagte Jamann.

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