Proteste vor deutscher Botschaft in Bangkok

Bangkok/Berlin (epo.de). - In Thailand protestieren Gewerkschafter seit Tagen gegen die deutschen Firmen Triumph und Linde. Wie das Auswärtige Amt (AA) am Donnerstag in Berlin bestätigte, zogen am Mittwoch rund 1.800 gewerkschaftlich organisierte Mitarbeiter vor die deutsche Botschaft in Bangkok und übergaben einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel. In dem offenen Brief mit dem Titel "Unfair Labour Practices of German MNCs in Thailand" wird den Unternehmen vorgeworfen, die Gewerkschaftsbewegung zerschlagen zu wollen. 

Die thailändische Zeitung "Prachatai" berichtete am Mittwoch unter dem Titel "Triumph and LINDE Workers Declared Joint Struggle" über die Proteste:

 

"Today 1800 trade unionists marched to German embassy in Bangkok to submit an open letter to the Government of Germany. The letter titled 'Unfair Labour Practices of German MNCs in Thailand', addressed to Chancellor of the Federal Republic of Germany, reveals the problems the unions have been facing with the two German multinational companies Triumph International and LINDE. While Germany is well known as a champion of democracy and a country which promotes peace and social dialogue; we regret to inform you that the labour practices of German MNCs particularly Triumph and LINDE are by far below the acceptable standards. Not only we are very disappointed with the broken promises by such large and rich multinational companies, both headquartered in Munich Germany, the unfair labour practices and non recognition of the workers’ trade union rights have caused great sufferings for thousands of workers in Thailand."
Der Konflikt entzündete sich nach Angaben thailändischer Medien an der Entlassung der Gewerkschaftsführerin Jitra Kongdej. Sie hatte bei einem Fernsehauftritt beim Sender NBT am 24. April zum Thema Abtreibung ein T-Shirt mit der Aufschrift "'Not standing is no crime. One who thinks differently is not a criminal'' getragen. Nach einem Bericht der "Bangkok Post" vom 1. August hatte sich die Gewerkschaftsführerin mit einem "Straftäter" solidarisiert, der verfolgt wurde, weil er im September vergangenen Jahres bei einer Filmvorführung beim Abspielen der königlichen Hymne nicht aufgestanden war.

Am 8. Juli, so die Bangkok Post, wurde Jitra Kongdej von der Triumph-Firma in Thailand, Body Fashion Thailand Co., entlassen. Die Begründung: Sie habe dem Firmenimage geschadet, weil sie in der TV-Show ein monarchiekritisches T-Shirt getragen habe. Das Unternehmen machte finanzielle Verluste durch den Skandal geltend. Ein Arbeitsgericht urteilte, das Unternehmen habe die Mitarbeiterin zurecht entlassen, weil ihm ein Image-Schaden und damit auch finanzielle Verluste entstanden seien.

{mosimage}

Die Gewerkschaftsbewegung vermutete hinter dem Verfahren den Versuch, die Gewerkschaften zu zerschlagen. Der Chef des Gewerkschaftsverbandes der Bekleidungsindustrie, Promma Boonpan, argumentierte, das Tragen eines T-Shirts mit politischem Slogan sei eine persönliche Angelegenheit und sei nur als Vorwand genommen worden, um die unbequeme Gewerkschafterin loszuwerden.

Der Geschäftsführer von Body Fashion Thailand, Kenneth Marshall, räumte der Bangkok Post zufolge ein, die Mitarbeiterin habe ein Recht auf freie Meinungsäußerung. Ihre Aktion habe dem Unternehmen aber geschadet. Marshall dementierte Vermutungen, die Gewerkschaft, der laut Medienberichten 4.000 von 5.000 Mitarbeitern bei Body Fashion angehören, solle zerschlagen werden.

POLITISCHE MOTIVE IM HINTERGRUND?

Die thailändische Opposition im Ausland, die sich unter anderem in der Bewegung "Free Thai" manifestiert, sieht in dem unternehmerfreundlichen Gerichtsurteil und der Tatsache, dass sich den Protesten auch Studenten anschlossen, Zeichen für eine Re-Feudalisierung der Gesellschaft durch die regierende Mililtärjunta. "Nach der Reaktion in der Politik, die sich durch die Macht der PAD und Militärs eindruckvoll zeigt, könnte nun eine Reaktion im Wirtschaftsleben folgen. Das neue Gesetz über ausländische Arbeitnehmer, welches entgegen der vergangenen Regelung nun keine Gefängnisstrafe mehr für ArbeitGEBER vorsieht, die illegale Arbeitnehmer beschäftigen, dafür aber den ArbeitNEHMERN wesentlich schärfere Strafen androht und zusätzliche Abgaben für LEGALE ausländische Arbeitnehmer vorsieht, mit denen die Abschiebung illegaler Arbeitnehmer bezahlt werden soll, könnte den Weg weisen, zurück in eine neo-feudalistische Gesellschaftsordnung", heißt es auf der deutschsprachigen Internetplattform "Schönes Thailand".

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte auf Nachfrage: "Die deutsche Firmenkultur beruht traditionell auf einem sehr  kooperativen Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern - und auf der Wahrung der der beiderseitigen Rechte. Hierzu gehören selbstverständlich die Rechte von Gewerkschaften. Im vorliegenden Fall handelt es sich offenkundig um eine firmeninterne Frage arbeitsrechtlicher Natur. Die Arbeitsgerichte waren befasst und haben der Firma Recht gegeben. Gleichwohl steht der Bundesregierung in dieser firmeninternen Frage keine öffentliche Bewertung zu."

Foto: Proteste von Gewerkschaftern vor der deutschen Botschaft in Bangkok. Screenshot der Website "Prachatai" (www.prachatai.com).


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.