oecdBerlin/Paris (epo.de). - Rund vier Millionen Menschen sind im Jahr 2006 in die Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eingewandert - rund fünf Prozent mehr als noch 2005. Das geht aus dem International Migration Outlook 2008 der OECD hervor, der am Mittwoch in Paris und Berlin veröffentlicht worden ist. Die USA bleiben mit 1,3 Millionen Migranten das attraktivste Einreiseland, gefolgt von Großbritannien (rund 340.000 permanente Migranten), Spanien, Kanada und Deutschland.  In Deutschland haben sich 2006 entgegen dem OECD-Trend deutlich weniger Ausländer niedergelassen als in den Jahren zuvor. Kamen 2005 noch 241.400 Migranten mit einem auf Dauer angelegten Aufenthaltstitel nach Deutschland, waren es 2006 nur noch 216.000. Dies entspricht einem Rückgang um elf Prozent. Im gesamten OECD-Raum ist die Zahl dieser Migranten im gleichen Zeitraum dagegen um etwa 5 Prozent gestiegen.

Rund zehn Prozent der Bevölkerung in den westlichen Industriestaaten des OECD-Verbunds waren im Jahr 2006, dem letzten Berichtsjahr, im Ausland geboren. Das sind 18% mehr als im Jahr 2000. Prozentual nehmen Irland, Neuseeland und die Schweiz die meisten Migranten auf. Die höchsten Zuwächse an der Wanderungsbewegung verzeichnen dem Bericht zufolge Irland (+66%), Finnland (+40%) und Österreich (+34%).

Wie der OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig in Paris erläuterte, ist die Zahl der Studenten, die nach dem Studium im Gastland bleiben, in manchen OECD-Ländern außerordentlich hoch. Indien verzeichnet beispielsweise einen beträchtlichen "brain drain" nach Australien, da rund zwei Drittel der indischen Studenten nach ihrer Ausbildung im Land bleiben. 

Erstmals enthält der Bericht einen Überblick über die Beschäftigungstrends bei Migranten. Zahlreiche OECD-Staaten verfolgen eine aktive Einwanderungspolitik. OECD-Generalsekretär Angel Gurría erklärte dazu in Paris: "Mastering migration will bring us a big step closer towards making globalisation work for everyone. Tayloring immigration to future needs is vital. To treat it as an economic and social phenomenon which, if well managed, can provide solutions to some of our present challenges rather than to react intuitively or emotionally, or use it for short-term political gain."

Politiken zur Förderung der Rückkehr von Migranten haben "nur begrenzten Einfluss", heißt es in dem Bericht. 20% bis 50% der Migranten verlassen ihr Gastland innerhalb von fünf Jahren nach ihrer Ankunft. Die meisten folgen dabei persönlichen oder familiären Notwendigkeiten oder dem Angebot eines Arbeitsplatzes in der Heimat.

ILLEGALE MIGRATION

Am Dienstag waren nach einem Bericht von Ärzte ohne Grenzen 29 Leichen an der Küste Jemens angeschwemmt worden. Bereits am frühen Morgen hatte ein Team von Ärzte ohne Grenzen acht Tote gefunden. Sie waren Opfer einer gefährlichen Überfahrt über den Golf von Aden geworden.

Den Angaben von Überlebenden zufolge stammen die Migranten vom Horn von Afrika und waren auf der Flucht vor Konflikten und extremer Armut in der Region. Auf der Reise sollen bis zu zehn weitere Menschen gestorben sein. Seit September 2007 hilft Ärzte ohne Grenzen Bootsflüchtlingen an der Küste Jemens.

Am Dienstagmorgen waren die Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen um 4.30 Uhr über eine Bootsankunft informiert worden, die siebte innerhalb von neun Tagen. Als das Team am Strand von Wadi Al-BarakinYemen (30 Kilometer von Ahwar) eintraf, stießen die Helfer auf eine Gruppe von Überlebenden sowie zunächst acht Leichen. Im Laufe des Tages wurden weitere 21 Leichen ans Ufer geschwemmt. Den Berichten der Flüchtlinge zufolge war das Boot mitten in der Nacht angekommen und hatte in tiefen Gewässern in weiter Entfernung vor der Küste angehalten. Die Passagiere seien mit äußerster Gewalt gezwungen worden, von Bord zu springen. Die überwiegende Zahl der Menschen, die ums Leben kamen, habe jedoch nicht schwimmen können.

Die Überlebenden berichteten, dass die Schlepper während der Überfahrt sehr brutal vorgegangen seien. Mehrere Menschen erstickten, drei Menschen - darunter zwei Kinder - seien über Bord geworfen worden. Zu Beginn der Reise seien ca. 120 Menschen an Bord des Bootes gewesen. Ein 23-jähriger somalischer Flüchtling erzählte den Helfern: "Die Schmuggler versprachen in Bossaso (Somalia), dass wir in kleinen Gruppen mit neuen, schnellen Booten nach Jemen gebracht würden. Aber das Boot war alt und überfüllt. Die Reise dauerte zwei Tage. Wir bekamen weder Essen noch Wasser."

Nachdem sie am Strand Erste Hilfe erhalten hatten, gingen die Flüchtlinge zum Ahwar Aufnahmezentrum (ARC), in dem Ärzte ohne Grenzen medizinische Hilfe und Beratungen anbietet. "Auf den letzten sechs Booten wurden die Menschen menschenwürdig behandelt. Wir dachten, dieser Trend halte sich - bis heute. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Flüchtlings- und Migrantenzahlen 2008 doppelt so hoch", sagte Alfonso Verdú, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Jemen. Auch die Gewalt gegenüber den Flüchtlingen und Migranten habe sich seit Anfang September verschlimmert.

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