Trockengebiet in China. Foto: UFZ

Freiburg (epo.de). - Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat die internationale Staatengemeinschaft dazu aufgerufen, sich an der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) zu beteiligen, die im kommenden Jahr in Bonn gegründet werden soll. Die verstärkte Nutzung von Wasserkraft, Windkraft und solarer Energiesysteme könne drohende Konflikte um die natürlichen Ressourcen entschärfen, sagte Steinmeier auf der internationalen Konferenz „Sicherheitsbedrohung Klimawandel: Handlungsoptionen für Politik, Wissenschaft und Wirtschaft“ am Donnerstag in Freiburg. Im Mittelpunkt der Konferenz stehen die Auswirkungen des Klimawandels auf Frieden und Sicherheit sowie mögliche Antworten der internationalen Gemeinschaft.

Die Konferenz soll das komplexe Thema Klimawandel und Sicherheit einem breiteren Publikum zugänglich machen und den gesellschaftlichen Dialog hierzu fördern. Als Beispiel für eine Bedrohungsszenario nannte Steinmeier die Region Zentralasien, wo Konflikte um die Wasserversorgung existierten. Mit deutscher Unterstützung wird dort eine „Wasserakdemie“ gegründet, die das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Region stärken und einen regionalen Dialog über die kostbare Ressource Wasser initiieren soll.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier eröffnete die hochrangig besetzte Konferenz gemeinsam mit dem Staatsminister im Auswärtigen Amt und Freiburger SPD-Bundestagsabgeordneten Gernot Erler und dem grünen Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon. „Ressourcenpolitik muss immer auch Friedenspolitik sein“, sagte Steinmeier.

Erler zufolge verkörpert diesen Zusammenhang der Hauptredner der Konferenz, Rajendra K. Pachauri, der Vorsitzende des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC). Der indische Wissenschaftler betonte, die Erwärmung der Erde sei „eindeutig“ nachgewiesen und sei in den letzten 15 Jahren doppelt so schnell vor sich gegangen wie in den Jahrzehnten zuvor. Vom Abschmelzen der Gletscher im Himalaya etwa seien 500 Millionen Menschen in Indien und 250 Millionen Chinesen betroffen. Die Hitzewelle in Europa im Jahr 2003 habe 25.000 Hitzetote verursacht, und allein durch den tropischen Wirbelsturm in diesem Jahr in Myanmar seien rund 100.000 Opfer zu beklagen gewesen. Ein Viertel der Afrikaner leide unter Dürren.  

Wenn die Treibhausgas-Emissionen ungebremst weitergingen, so Pachauri, sei im 21. Jahrhundert mit einer Klimaerwärmung um 1,8 bis 4 Grad Celsius zu rechnen. Rechne man den im 20. Jahrhundert verzeichneten Treibhauseffekt hinzu, werde sich die Erde um mindestens 2,5 Grad Celsius aufheizen - ein Erwärmungsgrad, den die Erde schwerlich aushalten könne. Schon bei einer Erwärmung um 1,8 bis 2,5 Grad würden 20 bis 30 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten aussterben.

Der Meeresspiegel, so Pachauris Szenario, drohe um mehrere Meter anzusteigen, wenn der Treibhauseffekt nicht begrenzt werde. Die Menschheit müsse sich an den Klimawandel anpassen, was aber besonders durch die Armut in vielen Ländern erschwert werde. Wichtig sei, das Wissen zu vermehren und eine Politik der Anpassung und Begrenzung des Klimawandels in der Tagespolitik zu verankern. Darüber hinaus müssten die Katastropenvorsorge und die Gesundheitssysteme in vielen Ländern verbessert werden.

Pachauri forderte einen „Strategiemix“ zur Stabilisierung des Klimas und warnte, bis zum Jahr 2015 müssten relevante Entscheidungen getroffen werden. Noch immer gebe es große Unwägbarkeiten - beispielsweise könne der Meeresspiegel noch viel höher steigen, wenn die Warmwasserschichten im Lauf der Jahre den Meeresgrund erreichten. Die wirtschaftlichen Kosten einer Nichtanpassung wären sehr hoch, warnte der indische Wissenschaftler, der gemeinsam mit dem IPCC im Jahr 2007 den Friedensnobelpreis erhielt. Die Anpassung und Eindämmung des Klimawandels würde das Welt-Bruttosozialprodukt hingegen nur um bis zu drei Prozent verringern.

An der Freiburger Konferenz nehmen rund tausend Politiker, Wirtschaftsvertreter, Klimaexperten aus dem In- und Ausland und interessierte Besucher teil. Bis Freitagmittag erörtern sie in einer Reihe von Gesprächspanels aktuelle Fragen der Klimapolitik. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen „Sicherheitsrisiko Klimawandel“, „Klimawandel als Herausforderung für die internationale Politik“, „Technologische Antworten auf den Klimawandel“ und „Kommunen und Klimawandel“.

Die Konferenz sowie das Rahmenprogramm wurden vom Auswärtigen Amt in enger Kooperation mit der Stadt Freiburg und dem Thinktank „Adelphi Research“ veranstaltet. Mit den Einnahmen eines Benefizkonzertes wird das Klimaschutzprojekt „Lighting Up Hope and Communities in Rural Nicaragua“ unterstützt, das durch die Nutzung von Solarenergie nachhaltige Entwicklung im ländlichen Nicaragua fördert. Staatsminister Erler eröffnete überdies eine Ausstellung zum Thema „Umwelt zwischen Konflikt und Kooperation“. Die gesamte Veranstaltung wird „klimaneutral gestellt“. Die berechneten Emissionen werden durch die Förderung einer Windkraftanlage im indischen Bundesstaat Maharashtra ausgeglichen.

Foto: Trockengebiet in China. © UFZ

-> www.freiburg-konferenz.de

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