unfccc Poznan

Poznan (epo.de). - Bei der Klimakonferenz in Poznan haben die Nord-Süd-Initiative Germanwatch und Experten der Munich Climate Insurance Inititiative (MCII) am Montag Möglichkeiten vorgestellt, die Anpassung des Menschen an den Klimawandel durch spezielle Versicherungen zu erleichtern. Dies stelle "einen Meilenstein dar, um Versicherungsmechanismen in die Architektur des Kopenhagener Abkommens zu integrieren", das im Dezember 2009 beschlossen werden soll, erklärte Germanwatch.

In einer Plenarsitzung präsentierten Experten der Munich Climate Insurance Inititiative (MCII) am Donnerstag den Verhandlungsführern ein Modell, das die Einrichtung einer Präventions- und einer Versicherungssäule in das entstehende Rahmenabkommen zu Anpassungsmaßnahmen vorsieht. Die Delegierten nahmen den Vorschlag laut Germanwatch positiv auf und diskutierten ihn eingehend. Es sei dringend notwendig, einen Schadensausgleich für diejenigen sicherzustellen, die von der wachsenden Anzahl Wetterkatastrophen am stärksten betroffen sind, lautete der Tenor der Debatte. Gleichzeitig könne dadurch der private Sektor stärker eingebunden werden.

SCHULD UND AUSGLEICH

Öffentlich-private Klimaversicherungen könnten ein Instrument im Kampf gegen einige der inzwischen unvermeidbaren, metereologischen Risiken des Klimawandels sein, berichtete Germanwatch. Professor Peter Höppe, Leiter der GeoRisiken Forschung der Münchener Rück, erklärte, Entwicklungsländer seien "besonders verletzlich gegenüber klimatologischen Extremereignissen". Gleichzeitig hätten sie "die geringste Schuld an der erhöhten Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre. Ihnen fehlen auch die finanziellen Ressourcen, sich an den Klimawandel anzupassen."

Höppe sagte, viele Länder des Südens hätten auch kaum die Kapazität, die erhöhten Risiken zu managen und sie wie in Industrieländern auf Kapital- und Finanzmärkte zu übertragen. "Deswegen wird es Zeit, dass die internationale Gemeinschaft aktiv wird und die dazu notwendigen Mechanismen schafft."

Die Experten forderten am Montag bei der Vorstellung der Initiative den Aufbau eines international gestützten Versicherungselements, um arme Länder in der Bewältigung von wetterbedingten Risiken zu unterstützen. "Wenn es einen Versicherungsmechanismus in einem Post-2012-Abkommen geben soll, muss besonders die Rolle von Risikoteilung zwischen Betroffenen und Emittenten sowie von Risikobündelung und -transfer gestärkt werden", sagte Christoph Bals, politischer Geschäftsführer von Germanwatch. "Außerdem muss ein solcher Mechanismus immer auf die Regionen mit der größten Verletzlichkeit gegenüber dem Klimawandel zielen."

VORSCHLAG ZU VERSICHERUNG UND ANPASSUNG

MCII stellte den Delegierten ein Risikomanagement-Modul zur Förderung der Anpassung an den Klimawandel vor, das auf zwei Säulen basiert, auf Prävention und Versicherung. Die Präventionssäule hat die Reduktion von menschlichen und wirtschaftlichen Verlusten zum Ziel. Dabei werden Prozesse initiiert und Anreize gesetzt, um zum einen die Anfälligkeit zu vermindern, andererseits aber auch, um Menschen die Möglichkeit zu geben, sich an die veränderte Risikosituation anzupassen.

Die Versicherungssäule hat zwei Ebenen. Die erste Ebene besteht aus einem Climate Insurance Pool, der einen vorher festgelegten Anteil von Großschadenereignissen in verletzlichen (Entwicklungs-)Ländern deckt. Die jährlichen Kosten von 3,2 bis 5 Milliarden US-Dollar, die für die Prämien des Pools benötigt werden, würden zum größten Teil von den Industrieländern durch den Anpassunsfonds geleistet.

Die zweite Ebene der Versicherungssäule, die Climate Insurance Assisatance Facility, würde gezielt Öffentlich-Private Partnerschaften und private Klima-Versicherungen fördern, um auch geringere Schadensereignisse - etwa 50 Jahresereignisse - abdecken zu können. Dabei stehe u.a. der Aufbau von lokalen Institutionen im Vordergrund, die Kapazitäten vor Ort schaffen. Die Kosten der zweiten Ebene werden mit 3 Milliarden US-Dollar angegeben, die Gesamtkosten des Vorschlags auf ca. 10 Milliarden pro Jahr.

"Die Stärke des Vorschlags ist, dass er den Bedürfnissen vieler Akteure gerecht wird", urteilte Germanwatch. "Einerseits steht er nicht im Widerspruch zu den UNFCCC Prinzipien zur Finanzierung und Vergabe von Mitteln, andererseits unterstützt er direkt die Verletzlichsten und bezieht auch die Privatwirtschaft mit ein."

MCII forderte die Verhandlungsteilnehmer in Poznan dazu auf, drei Schritte zu unternehmen, um das Thema Versicherungen fest in dem Kopenhagener Abkommen zu verankern: Erstens sollte der Klimagipfel, um Versicherungslösungen voranzubringen, über einen Risiko-Management-Mechanismus entscheiden, und klären, wie dieser operationalisiert werden kann. Zweitens sollten sich die Verhandlungsteilnehmer einigen, wie die notwendigen Kapitalströme innerhalb der Finanzarchitektur der Kopenhagener Vereinbarung für die Säulen Prävention und Versicherung generiert werden können. Die vorgeschlagenen Präventions- und Versicherungssäulen arbeiteten Hand in Hand, um Anpassung und eine Minderung der Verletzlichkeit zu unterstützen. Zudem müsse die Konferenz eine ausführende Institution bestimmen und den detaillierten Aufbau der beiden Säulen nach dem Grundsatzbeschluss 2009 zügig ausarbeiten.

Während der Plenarsitzung trug der Vertreter Malawis vor: "Versicherungen können in Entwicklungsländern funktionieren - das haben wir mit unserem Mikroversicherungs-, und anderen Programmen in Malawi bewiesen. Aber wir brauchen Unterstützung von anderen Ländern und der internationalen Gemeinschaft, um sicherzugehen, dass uns ausreichend Daten für unsere indexbasierte Versicherung zur Verfügung stehen. Mit einer derartigen Zusammenarbeit und Unterstützung sind wir uns sicher, dass Versicherungen ein wirksamer Teil in einer Anpassungsstrategie sein können".

MCII wurde von Vertretern und Vertreterinnen von Germanwatch, IIASA, der Münchner Rück, der Münchner Rück Stiftung, dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dem Europäischen Klima Forum, TERI, dem Tyndall Centre, des United Nations University Institute für Umwelt und menschliche Sicherheit (UNU-EHS), der Weltbank und unabhängigen Experten ins Leben gerufen.

-> Munich Climate Insurance Initiative (MCII)

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