Al GorePoznan (epo.de). - Kurz vor dem Ende der zweiwöchigen Klimaverhandlungen in Poznan hat Friedensnobelpreisträger Al Gore die Stimmung unter den mehrheitlich frustrierten Delegierten wieder aufgebaut. Vom Leiter des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, taktisch klug inszeniert, sprach Gore am Freitag nachmittag im überfüllten Verhandlungssaal der Klimakonferenz. Er hatte eine zentrale Botschaft an die rund 10.000 Delegierten und an die Welt: "Yes we can!"
Gore referierte die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel, die nur einen Schluss zuließen: "Wir müssen schnell handeln." Es sei der Punkt erreicht, an dem es nur die Erkenntnis gebe: dass das Überleben der Menschheit gefährdet sei, wenn die Politiker weiter lavierten.

"Uns wird gesagt, die Wirtschaftslobby in den entwickelten Ländern habe zu viel Macht", sagte Gore unter Anspielung auf die Verweigerungshaltung der Bush-Administration und die gegenwärtigen Debatten im Europäischen Rat um die Begrenzung der Kohlendioxid-Emissionen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wachse. All dies seien gute Gründe, pessimistisch zu sein.

Er selbst habe aber "Hoffnung und Optimismus", betonte Gore in seiner Rede, die immer wieder durch begeisterten Applaus unterbrochen wurde. Die Wirtschaft müsse auf erneuerbare Energien umsteuern, oder sie sei zum Scheitern verurteilt. China stehe bereit, "die Welt bei der Nutzung erneuerbarer Energie anzuführen". Neue Technologien würden rund um den Globus entwickelt, um die Folgen des Klimawandel in den Griff zu bekommen.

Die Botschaft kam an. Jubel brach aus, als Gore die Delegierten aufforderte, ihre wichtige Arbeit trotz aller Rückschläge fortzusetzen. Gore kam auf die USA zu sprechen. Kalifornien sei führend bei den  politischen Vorgaben zur CO2-Reduzierung. 184 Städte hätten sich zu drastischen Einschnitten bei der Verringerung der Treibhausgas-Emissionen verpflichtet, ohne auf die Regierung in Washington zu warten. Überall auf der Welt arbeiteten Graswurzelorganisationen daran, dem Thema Klimawandel zum Durchbruch zu verhelfen.

Kurz vor seiner Reise nach Polen habe er Obama in Chicago getroffen, berichtete Gore. Der gewählte US-Präsident habe versprochen, dass die USA wieder eine konstruktive Rolle in den Klimaverhandlungen spielen und "die Welt anführen werden". Obama sei entschlossen, die Industrie in Richtung Nachhaltigkeit zu transformieren.

Gore forderte "capacity building" in den entwickelten Ländern. Zu viel Zeit sei mit der Konzentration auf Boulevard-Themen "wie O.J. Simpson und Paris Hilton" verschwendet worden. Statt einer Begrenzung auf den Kohlendioxid-Ausstoss von 450 ppm (parts per million) sei eine Begrenzung auf 350 erforderlich, um den neuen Erkenntnissen der Klimaforscher Rechnung zu tragen.

"Es kann getan werden, und es muss getan werden", lautete Gores Appell an die Welt. Die gegenwärtige Generation dürfe nicht die Zukunft künftiger Generationen aufs Spiel setzen. Das Volk der Vereinigten Staaten", so Gores Schlusswort, habe in diesem Jahr eine Botschaft in die Welt gesandt: "Yes, we can!"

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