Stuttgart (epo). - Die evangelische Hilfsaktion "Brot für die Welt" hat die Bundesregierung aufgefordert, ihre Wasserpolitik im Entwicklungsbereich auf die Ärmsten der Armen auszurichten. "Absoluten Vorrang muss der Ausbau der Trinkwasserversorgung in den städtischen Slums und ländlichen Gebieten haben", betonte Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin von "Brot für die Welt", zur Eröffnung der 46. Aktion von "Brot für die Welt" in Stuttgart. In den Armengebieten lebe ein Großteil der Menschen, die keinen Zugang zu Wasser haben.

Derzeit flössen jährlich rund 360 Millionen Euro deutscher Entwicklungshilfe im Wassersektor vorwiegend in Großprojekte und in Schwellenländer, die weniger unter Trinkwasserproblemen leiden, so Füllkrug-Weitzel. Das gelte auch für die Entwicklungsgelder anderer nördlicher Geberländer. Mit dieser Politik sei das Milleniumsziel, die Zahl der 1,2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser bis 2015 zu halbieren, aber nicht zu erreichen, betonte Füllkrug-Weitzel. "Außerdem sollte mindestens die Hälfte der Entwicklungshilfe in die Abwasserentsorgung fließen, da diese in vielen Ländern völlig vernachlässigt ist."

"Unsere Partner berichten, dass die Kommerzialisierung des Wassersektor die Lebensbedingungen der Armen verschlechtert hat", so Füllkrug-Weitzel. "Brot für die Welt" fordere deshalb, die Wasserversorgung nicht rein der Marktlogik zu unterwerfen und aus dem Abkommen zur Liberalisierung von Dienstleistungen (GATS) herauszunehmen. Der Deutsche Bundestag habe sich im Juli 2003 dieser Position angeschlossen und die Europäische Union aufgefordert, die Liberalisierungsforderungen im Wasserbereich an die Entwicklungsländer zurückzunehmen. "Wir warten immer noch darauf, dass dieser Beschluss Wirkung zeigt."

Lidy Nacpil, Generalsekretärin des philippinischen "Brot für die Welt"-Partners Freedom from Debt Coalition kritisierte die Privatisierung der Wasserversorgung in ihrem Land. "Die Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation in den Armenvierteln hat sich nicht erfüllt", sagte die Bürgerrechtlerin. Der Wasserpreis habe sich seit der Privatisierung der Wasserversorgung in Manila vervierfacht. Die Qualität des Wasser habe sich indes nicht verbessert, so dass viele Menschen in den Slums zusätzlich teures Flaschenwasser kaufen müssten. FDC fordere deshalb eine Rückkehr zu einer öffentlichen Wasserversorgung. Zudem brauche man im Interesse des Verbraucher- und Umweltschutzes eine wirkungsvolle öffentliche Kontrolle der Wasserversorgung mit zivilgesellschaftlicher Beteiligung, so Nacpil.

Am ersten Adventswochenende wird in Speyer die 46. Aktion von "Brot für die Welt" eröffnet. Das Motto lautet "LebensMittel Wasser". Die EKD-Synode hat die Gemeinden bei ihrer Tagung im November dazu aufgerufen, sich mit vielfältigen und kreativen Aktivitäten an der 46. Aktion zu beteiligen.

 "Brot für die Welt"


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