Arusha/München (epo.de). - In Tansania sind in den letzten Monaten vermehrt Albinos zum Zeil von  Morden und Verstümmelungen geworden. Gemeinsam mit dem tansanischen Ministerium für Kommunalentwicklung, Gender und Kinder hat das Projektbüro Tansania der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) jetzt eine Maßnahme entwickelt, die als Pilotprojekt zunächst in den am stärksten betroffenen Gebieten am Viktoria-See in die Tat umgesetzt wird.

Tansania gilt als eines der stabilsten Länder Afrikas. Die Regierung hat ein eindeutiges Bekenntnis zu Menschenrechten in seiner entwicklungspolitischen Vision verankert. Die Ritualmorde an Albinos, so die HSS, sind “vornehmlich in den abergläubischen Verirrungen obskurer Naturreligionen begründet” und nicht neu. Es habe sie auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Regionale Schwerpunkte seien hierbei die wenig entwickelten Gebiete um die großen Seen im Nordosten Tansanias.

In der jüngeren Vergangenheit hätten die Fälle, in denen Albinos verschleppt, verstümmelt oder getötet wurden, aber immer mehr zugenommen, berichtet die Stiftung. Die internationalen Medien forderten zu Recht, dass das Land etwas gegen diese Gräuel unternimmt.

KRIMINELLE STRUKTUR

“Die wenigen statistischen Erhebungen, die zu diesem Thema vorliegen, legen den Schluss nahe, dass sich um die Anschläge auf Albinos zunehmend eine kriminelle Struktur entwickelt; es ist nicht mehr der örtliche Medizinmann, der den lokalen Markt ‘bedient’, so die HSS. “Zunehmend erscheinen entfernt lebende, wohlhabende Auftraggeber die Wurzel des Bösen zu sein, das von willigen kriminellen Elementen weit weg letztlich durchgeführt wird.”

Das HSS-Projekt, das gemeinsam mit dem tansanischen Ministerium für Kommunalentwicklung, Gender und Kinder entwickelt wurde, soll die sozialen Schutzmechanismen innerhalb der traditionell starken Dorfverbände in ländlichen Gebieten mobilisieren, um kollektive Sicherheitsvorkehrungen den Albinos gegenüber zu mobilisieren. Für eine kurzfristige Verbesserung der Sicherheitslage der Albinos in Tansania sei es aber nicht damit getan, auf die menschenverachtende Widersprüchlichkeit des zu Grunde liegenden Aberglaubens zu verweisen.

“Albinos sind in der tansanischen Gesellschaft nicht beliebt”, konstatiert die Seidel Stiftung. Die Geburt eines Kindes mit Albinismus gelte als schweres Unglück für eine Familie, und nur starke Eltern in einem funktionierenden Familienverband zögen ein Albinokind überhaupt groß. Das Leben von Albinos sei gekennzeichnet von sozialer Stigmatisierung, von Demütigungen und Ausgestoßensein. Darüber hinaus seien Albinos mit zahlreichen sekundären körperlichen Gebrechen geplagt, wie Fehlsichtigkeit und schwersten Hauterkrankungen. Trotzdem würden gerade Albinos, oder genauer: ihren Körperteilen, besondere magische Kräfte zugeschrieben, die vornehmlich in Ritualen, welche die wirtschaftliche Prosperität des Auftraggebers fördern sollen, eingesetzt werden.

CINEMA VAN

Das Projekt “Cinema Van” verfolgt den Ansatz, mit Aufklärungsbroschüren, szenischen Inszenierungen, Rollenspielen und Kurzfilmen darauf aufmerksam zu machen, dass Albinos unschuldige, willkürlich ausgewählte Opfer sind und dass die kriminellen Strukturen, die sich um den Handel mit menschlichen Körperteilen entwickeln, nicht davor zurückschrecken werden, im Weiteren auch andere Mitglieder der Gesellschaft zu entführen, zu töten, zur Prostitution zu zwingen oder mit Drogen zu handeln. Dieser Bedrohung des Gesellschaftsverbandes könne nur durch eine Zusammenarbeit zwischen allen gesellschaftlichen und staatlichen Kräften, wie Polizei, lokaler Verwaltung, kirchlichen und gesellschaftlichen Organisationen begegnet werden.

Die Ernsthaftigkeit, mit der dieser multisektorale Ansatz von tansanischer Seite verfolgt wird, wurde bei der Präsentation des Projektes “Cinema Van” kürzlich auf dem Gelände des Projektbüros der Hanns Seidel Stiftung in Dar-es-Salaam durch die Anwesenheit der wichtigsten Akteure staatlicherseits verdeutlicht. Neben der Ministerin des für die Projektkonzeption verantwortlichen Ministeriums für Kommunalentwicklung, Gender und Kinder, Margareth Sitta MP, nahm auch die Ministerin für Regionalentwicklung und Kommunale Selbstverwaltung, Celina Kombani MP, an der Präsentation teil. Ebenso vertreten waren das Bildungsministerium und die Polizei Tansanias, auf Seiten der Hanns-Seidel-Stiftung auch der Leiter des IBZ, Christian Hegemer.

Der Vorsitzende der Hanns Seidel Stiftung, Hans Zehetmair, stellte im Rahmen einer Ostafrikareise den materiellen Beitrag der Hanns Seidel Stiftung zu diesem Projekt, ein geländegängiges multimediales Einsatzfahrzeug, vor. Zahlreiche Betroffene und Mitglieder von Albino Interessenvertretungen nahmen an der Veranstaltung teil.

www.hss.de

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