Freiburg/Berlin (epo.de). - Im srilankischen Kriegsgebiet sind am Wochenende durch Artilleriebeschuss bis zu tausend Zivilisten getötet worden. Rund 1.300 kamen nach Angaben von Medizinern verletzt ins Krankenhaus. Die Vereinten Nationen sprachen von einem "Blutbad". Auch ein Mitarbeiter von Caritas Sri Lanka ist unter den Zivilisten, die in der Sicherheitszone, die Zivilisten als Zufluchtsgebiet vor den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und tamilischen Rebellen dient, ums Leben kamen. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Peter Neher, verurteilte die brutale Gewalt und rief die Kriegsparteien zum Schutz der Zivilbevölkerung auf.
UN-Sprecher Gordon Weiss erklärte am Montag, rund 100 Kinder seien aufgrund der Eskalation der Kämpfe getötet worden. Die Organisationen Human Rights Watch, International Crisis Group, Amnesty International und Global Centre for the Responsibility to Protect riefen Japan als größtes Geberland Sri Lankas dazu auf, die Vereinten Nationen zu einer Sitzung des Sicherheitsrates zu bewegen, um ein Ende des Konfliktes herbeizuführen. In dem Brief an den japanischen Premierminister Taro Aso heißt es:
"We believe that Japan, a powerful player on the humanitarian stage and the largest international donor to Sri Lanka, has an important role to play in saving countless civilian lives, as well as to implement aid policies that ensure sustainable peace, human rights and development in Sri Lanka. It is time for Japan to show that it is prepared to shoulder its responsibilities."
Sowohl die singhalesisch dominierte Regierung Sri Lankas als auch die separatistischen "Liberation Tigers of Tamil Eelam" (LTTE) hätten menschliches Leben bewußt mißachtet und das humanitäre Völkerrecht verletzt, erklärten die vier nichtstaatlichen Organisationen. Neben dem Sicherheitsrat müsse sich auch der UN-Menschenrechtsrat in Genf sofort mit Sri Lanka befassen. UN-Schätzungen zufolge wurden allein im ersten Vierteljahr 2009 rund 6.500 Zivilisten im Konfliktgebiet getötet. Seit dem Beginn des Konfliktes im Jahr 1983 starben mehr als 75.000 Menschen. In dem schmalen Küstenstreifen im Nordosten Sri Lankas, in den die tamilischen Rebellen zurückgedrängt wurden, leben vermutlich noch rund 50.000 tamilische Flüchtlinge.
TRAUER UM CARITAS-FAHRER
Caritas international trauert um Raj Anthonipillai Uthayaraj. Der 26-jährige Fahrer der Caritas Sri Lanka starb am Freitag in Mullivaikal in der Sicherheitszone. Vor zwei Wochen waren bereits der Caritas-Direktor der Region Vanni und ein Priester schwer verletzt worden.
Die Armee hatte am Wochenende ihre Offensive auf die letzten Rückzugsgebiete der tamilischen Rebellen im Nordosten der Insel verstärkt. Zehntausende Menschen gerieten zwischen die Fronten. Geschätzte 190.000 Vertriebene, so die Caritas, flohen in den vergangenen Monaten in Notunterkünfte und Lager.
Caritas Sri Lanka versorgt die Kriegsopfer mit Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten. Bei der Lebensmittelverteilung kooperieren die Mitarbeiter u. a. mit dem Welternährungsprogramm (WFP). Insgesamt erreicht die Caritas mit ihrer Hilfe 52.000 Menschen. Caritas international, das Hilfswerk der deutschen Caritas, hat bislang 150.000 Euro für die humanitäre Hilfe bereitgestellt.
KATASTROPHALE HYGIENEZUSTÄNDE
"Wir müssen die hygienischen Zustände in den restlos überfüllten Flüchtlingslagern umgehend verbessern", sagte der Sri Lanka-Referent von
Malteser International, Jürgen Clemens, am Montag in Köln. "Dafür benötigen wir finanzielle Unterstützung. Die Hilfe für Sri Lanka ist bisher leider total unterfinanziert."
Die Lage der Flüchtlinge komme einer humanitären Katastrophe gleich, erklärte Tyche Hofman, die Programmkoordinatorin der Malteser im Nordosten Sri Lankas. Sie berichtete aus erst jüngst eingerichteten Lagern in Pulmoddai, es gebe keine Abfallbehälter und die Anlage von Drainagen gestalte sich auf Grund der Bodenverhältnisse schwierig. "Wir haben Trinkwasserengpässe und die medizinische Versorgung reicht bei weitem nicht aus", sagte sie.
Kurzfristig unterstützen die Malteser auch in Pulmoddai, an der Nordost-Küste Sri Lankas, rund 5.500 Betroffene, die auf dem Seeweg aus dem Kampfgebiet in Sicherheit gebracht werden konnten. Sie sind bislang vor allem in überfüllten Schulen untergebracht. Jeden Tag legten in Pulmoddai neue Boote an, berichteten die Malteser.
Schon seit Anfang März helfen die Malteser mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes in den Flüchtlingslagern in Vavuniya im Landesinneren. Neben der Versorgung mit Lebensmitteln und der Verbesserung der hygienischen Bedingungen ist die psychosoziale Betreuung durch trainierte Laienhelfer Schwerpunkt der Malteserarbeit.
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