ILO-Bericht zur Zwangsarbeit (Cover)Genf/Berlin (epo.de). - In einem neuen Bericht hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) am Dienstag auf das Milliardengeschäft mit Zwangsarbeit und Menschenhandel hingewiesen. Schätzungsweise 21 Milliarden US-Dollar werden den Opfern jedes Jahr durch entgangene Löhne vorenthalten oder an gezahlten Anwerbegebühren erschwindelt. Die Zahl der von Zwangsarbeit betroffenen Menschen beläuft sich nach einer früheren Schätzung der ILO auf 12,3 Millionen; 2,4 Millionen davon sind demnach durch Menschenhandel in diese Situation gekommen.

"Zwangsarbeit verursacht nicht nur enormes menschliches Leid, sondern die Arbeiter werden dadurch auch noch bestohlen", erklärte ILO-Generaldirektor Juan Somavia. "Zwangsarbeit kann jedoch beseitigt werden, wenn sich die internationale Gemeinschaft – Regierungen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie zivilgesellschaftliche Organisationen – dafür nachhaltig engagiert."

Der neue ILO-Bericht "Die Kosten des Zwangs" zeigt auf, dass immer mehr unethische, betrügerische und kriminelle Methoden bei der Anwerbung von Arbeitskräften angewandt werden. Dadurch geraten viele Menschen in zwangsarbeitsartige Bedingungen. Die Autoren warnen, mit dem Verlust von Beschäftigungsmöglichkeiten im Zuge der Finanzkrise steige das Risiko von Menschenhandel und Zwangsarbeit.

"Das Beispiel der mobilen Inspektionseinheiten in Brasilien zeigt, dass Zwangsarbeit erfolgreich bekämpft werden kann", sagte Undine Gröger, ILO-Expertin für die Bekämpfung der Zwangsarbeit, am Dienstag in Berlin. "Seit 1995 wurden dort durch Kontrollen vor allem auf Farmen schon 30.000 Zwangsarbeiter befreit – allein 2007 waren es 6.000 Menschen."

Vor allem in Asien sind Schuldknechtschaft und der Menschenhandel nach Angaben der ILO noch immer weit verbreitet, ebenso wie sexuelle Ausbeutung. Lateinamerika und der Karibik stehen an zweiter und dritter Stelle der Negativ-Statistik.

Der Report über Zwangsarbeit, der alle vier Jahre erscheint, zeigt eine Reihe von Erfolgen bei der Bekämpfung von Menschenhandel und Zwangsarbeit auf. So sei das Thema nicht länger ein Tabu, berichtet die ILO. Die meisten Staaten hätten inzwischen Gesetze verabschiedet, die den Einsatz von Zwangsarbeitern unter Strafe stellen. Doch zugleich hätten sich neue Herausforderungen ergeben, zum Beispiel wenn legale Migranten sich plötzlich im Zielland in Zwangsarbeitsbedingungen wieder finden.

Die ILO schlägt in ihrem Bericht einen neuen Aktionsplan vor, der Unternehmen und Gewerkschaften mit einbeziehen soll und der auf dem bereits 2005 verabschiedeten Plan basiert. Er sieht die verstärkte empirische Erfassung und die Entwicklung von Leitlinien und anderen Informationsmaterialien vor und setzt regionale Schwerpunkte.

"Die verschiedenen Arten und Ursachen der Zwangsarbeit machen differenzierte Ansätze zu ihrer Bekämpfung nötig", sagte Gröger. "Ein integriertes Programm muss also die Strafverfolgung der Täter ebenso beinhalten wie Präventions-, Schutz- und Entschädigungsmaßnahmen für die Opfer."

Foto: Es geht auch anders: berufliche Bildung in Äthiopien © GTZ / Michael Tsegaye

www.ilo.org



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