Johannesburg/Berlin (epo.de). - Tausende Simbabwischer Flüchtlinge in Südafrika sind Gewalt und sexuellem Missbrauch ausgesetzt und leben unter erschreckenden Bedingungen und ohne ausreichenden Zugang zu medizinischer Hilfe. Die südafrikanische Regierung und die Vereinten Nationen müssten schnellstens auf die humanitären Bedürfnisse der schutzlosen Simbabwer eingehen, fordert die Hilfsorganisation
Ärzte ohne Grenzen in einem am Dienstag in Johannesburg veröffentlichten Bericht.
Am Montag hatten humanitäre Organisationen in Simbabwe einen Hilfsappell veröffentlicht, in dem sie um die Bereitstellung von 718 Millionen US-Dollar bitten. Diese Summe sei nötig, um sechs Millionen Hilfsbedürftige Menschen mit Nahrung und Medikamenten zu versorgen, erklärte das
UN-Büro für die Koordination humanitärer Amgelegenheiten (OCHA).
"Obwohl behauptet wird, dass sich die Lage in Simbabwe normalisiert, überqueren Tausende Simbabwer jeden Tag die Grenze zu Südafrika", sagte Rachel Cohen, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Südafrika. "Sie fliehen vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch, der Nahrungsmittelknappheit, den politischen Wirren und dem totalen Zusammenbruch des Gesundheitssystems.
Im Grenzort Musina, im Norden Südafrikas und in der Hauptstadt Johannesburg kämen jeden Monat Tausende kranker und verletzter Simbabwer an, berichtete der medizinische Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Südafrika, Eric Goemaere. "Viele von denjenigen, die zu uns kommen, haben chronische Krankheiten wie HIV/Aids und Tuberkulose. Beim Überqueren der Grenze, aber auch in Südafrika werden sie Opfer von sexuellen Belästigungen, die zu schweren Verletzungen führen. Im letzten Jahr hat sich die Zahl der Behandlungen in der Klinik in Johannesburg verdreifacht – ein deutliches Zeichen dafür dass den Flüchtlingen der Zugang zur Gesundheitsversorgung noch immer verwehrt wird."
Ärzte ohne Grenzen verweist auf die südafrikanische Verfassung, die allen Menschen, die in Südafrika leben, Zugang zur Gesundheitsversorgung und anderen notwendigen Leistungen garantiere. Das gelte auch für Flüchtlinge, Asylsuchende und Migranten, unabhängig von ihrem rechtlichen Status, betont die Organisation.
"Die Teams von Ärzte ohne Grenzen erleben jeden Tag, wie die südafrikanische Regierung, aber auch die UN versagen, wenn es darum geht, auf die grundlegenden medizinischen und humanitären Bedürfnisse der schutzlosen Simbabwer zu reagieren", erklärte Rachel Cohen. "Die Ankündigung des südafrikanischen Innenministeriums, dass es ein neues System geben wird, dass den legalen Status der Simbabwer in Südafrika regelt und Ausweisungen stoppt, ist eine begrüßenswerte Abkehr zu der bisherigen Vorgehensweise. Allerdings müssen die neuen Regeln erst einmal zeigen, dass sich die Lebensbedingungen der Simbabwer sichtbar bessern."
Ärzte ohne Grenzen hat in Südafrika nach eigenen Angaben seit 1999 HIV/Aids- und Tuberkuloseprogramme und leistet darüber hinaus seit 2007 medizinische und humanitäre Hilfe für simbabwische Flüchtlinge. Die Mitarbeiter behandeln jeden Monat zwischen 4.000 und 5.000 Simbabwer in dem Grenzort Musina und in einer Klinik in Johannesburg. Ärzte ohne Grenzen betreibt auch Projekte in Simbabwe, in denen mehr als 25.000 HIV/Aids Patienten antiretrovirale Medikamente bekommen. Außerdem hat die Organisation während der Choleraepidemie mehr als 50.000 Cholerapatienten behandelt.
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