Ausstellung Die 3. Welt im 2. WeltkriegBerlin (epo.de). - Mit dem deutschen Angriff auf Polen begann am 1. September der Zweite Weltkrieg. Es war ein globaler Krieg, in den auch Millionen Menschen aus der Dritten Welt involviert waren - als Soldaten und als Opfer. Inder und Chinesen, Afrikaner und Lateinamerikaner, Filipinos und Pazifikinsulaner leisteten freiwillig oder zwangsrekrutiert für die kriegführenden Kolonialmächte Militär- und Arbeitsdienste. Die Wanderausstellung "Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg" erinnert jetzt bei ihrer Premiere in Berlin an die in der europäischen Geschichtsschreibung weitgehend ausgeblendeten Aspekte des Zweiten Weltkrieges.

Die Ausstellung basiert auf dem Buch "Unsere Opfer zählen nicht. Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg" des Vereins "recherche international", das 2005 erschien, und wird in Kooperation mit AfricAvenir gezeigt. Die Autoren verweisen darauf, dass in Afrika mit dem Abessinienkrieg bereits seit 1935 ein internationaler Krieg um Äthiopien tobte, an dem Soldaten aus 17 Ländern und drei Kontinenten beteiligt waren. Bis 1941 fielen zwischen 350.000 und 760.000 Äthiopier dem faschistischen Expansionsdrang zum Opfer.

Nicht nur Äthiopien und Nordafrika, auch lateinamerikanische Küsten, der Nahen Osten, Südasien, Südostasien und Ozeanien wurden zu Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs. Bei der Befreiung der philippinischen Hauptstadt Manila von der japanischen Besatzung seien mehr Zivilisten gestorben als in Berlin oder Dresden, so die Autoren von Buch und Ausstellung.

Das Projekt "Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg" will die Geschichte und die Geschichten der Menschen aus Kamerun und Korea, Indien und Israel in der Ausstellung und in einem Begleitprogramm thematisieren: "Dass zu den alliierten Soldaten, die die Welt vom Faschismus befreiten, auch Maori und Senegalesen, Brasilianer und Inder gehörten, ist weitgehend unbekannt. Ebenso haben das Schicksal afrikanischer Kolonialsoldaten nach dem Krieg und ihre Bedeutung für die späteren Unabhängigkeitsbewegungen in Afrika keinen Platz in der Erinnerungskultur in Deutschland. Der Zweite Weltkrieg hatte tatsächlich eine globale Dimension."

Kolonialsoldaten der britischen Streitkräfte bei der Ausbildung

Afrikanische Kolonialsoldaten in britischen Diensten. Quelle: Imperial War Museum, London

Die Ausstellung wird am 1. September um 19:00 Uhr durch den kamerunischen Wissenschaftler Professort Kum’a Ndumbe III. eröffnet. Sie lädt die Besucher dazu ein, mit einem Blick auf die Weltkarte zu erfassen, wo überall der Zweite Weltkrieg stattfand. Neben Bildern und Texten stehen zehn Hörstationen bereit, an denen Zeitzeugeninterviews gehört werden können. "Hier erfahren die Zuhörenden aus erster Hand, was es bedeutete, in Äthiopien gegen die italienische Armee zu kämpfen oder mit welchen Guerilla-Taktiken sich der philippinische Widerstand gegen die Japaner zur Wehr setzte", heißt es in der Ausstellungs-Ankündigung.

Das Begleitprogramm besteht aus Führungen, Vorträgen, Lesungen sowie Spiel- und Dokumentarfilmen. Partnerorganisationen sind dabei mit eigenen Programmbeiträgen vertreten. Unter anderem wird der madagassiche Popstar Erick Manana im Rahmen der Ausstellung am 5. September um 19 Uhr in den Uferhallen in Wedding ein Konzert geben. Von den "vergessenen Befreiern" handelt das gleichnamige Hip Hop-Musical der Compagnie Mémoires Vives aus Straßburg, dessen Deutschlandpremiere AfricAvenir am 20. September präsentiert.

Die Ausstellung hatte ursprünglich in der "Werkstatt der Kulturen" in Berlin-Neukölln gezeigt werden sollen. Kurz vor Beginn der Ausstellung lehnte deren Leiterin Philippa Ebéné jedoch drei von 96 Ausstellungstafeln, bei denen es um arabische Nazi-Kollaborateure geht, als "rassistisch" ab. Der Kurator der Ausstellung, Karl Rössel, und der veranstaltende Verein AfricAvenir beschlossen daraufhin den Umzug in die Uferhallen im Wedding. "Auf Initiative des Beauftragten des Berliner Senats für Integration und Migration", Günter Piening, der ein Vermittlungsgespräch arrangiert hatte, solle die Ausstellung jetzt auch in einer kleinformatigeren, inhaltsgleichen (Schul-)Fassung in der Werkstatt der Kulturen gezeigt werden, teilte AfricAvenir mit.

Ausstellung "Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg"
1. bis 20. September 2009
in den Uferhallen (Uferstr. 8-11, 13357 Berlin-Wedding, U-Pankstr)
Vernissage: Dienstag, 1. September 2009, 19:00 Uhr
Ausstellung und Begleitprogramm

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