
Nach Angaben von EU-Diplomaten wolle die EU-Staaten sich auf ein langfristiges Reduktionsziel für den Kohlendioxid-Ausstoß von 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 festlegen. Im internationalen Luftverkehr soll der CO2-Ausstoß nach dem Willen der EU bis 2020 um zehn Prozent, im Schiffsverkehr um 20 Prozent gegenüber 2005 verringert werden.
Die EU-Finanzminister hatten sich am Dienstag hingegen nicht auf eine konkrete Zusage verständigen können. Eine Rolle spielte dabei der EU-interne Streit, inwieweit ärmere EU-Staaten sich am Klimaschutz beteiligen müssen. Osteuropäische Staaten wie Polen, Ungarn und Rumänien vertreten die Ansicht, sie würden aufgrund technologischer Rückstände über Gebühr belastet. Die EU-Kommission hatte einen Vorschlag eingebracht, die EU sollte im Jahr 2020 bis zu 15 Milliarden Euro für den Klimaschutz in armen Ländern der Welt aufbringen.
Die kirchlichen NGO-Netzwerke CIDSE, APRODEV und Caritas Europa erklärten am Mittwoch in Brüssel, sie seien "fassungslos" über das Unvermögen der Finanzminister, sich auf Hilfen für die ärmsten Länder zu verständigen. "Angesichts des Ausmaßes und der Dringlichkeit der Herausforderung, die uns erwartet, haben die EU-Finanzminister beschlossen, ihre Köpfe in den Sand zu stecken", sagte CIDSE-Generalsekretär Bernd Nilles. Die EU riskiere nicht nur, ihre Vorreiterrolle beim Klimaschutz zu verlieren, sondern drohe auch die Vertrauenskluft zwischen reichen und armen Ländern zu vertiefen.
Der Generalsekretär von Caritas Europa, Marius Wanders, erklärte, die Hoffnungen ruhten nun auf dem EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am 29./30. Oktober. Die kirchlichen Hilfswerke riefen den Europäischen Rat auf, sich auf mindestens 35 Milliarden Euro jährlicher Hilfszahlungen zur Klimaanpassung in den Entwicklungsländern zu verständigen.