Berlin (epo.de). - Gegen die Kreditzusagen zweier türkischer Banken für den Bau des Ilisu-Staudamms richteten sich die Proteste von Umweltschützern am Montag in neun europäischen Städten. Die Demonstranten forderten anlässlich des "Internationalen Aktionstages gegen Staudämme, für Flüsse und Lebensgrundlagen", dass Akbank und Garantibank ihre Kredite für das umstrittene Projekt im kurdischen Südosten der Türkei umgehend zurückziehen.
"Am Internationalen Aktionstag gegen Staudämme feiern wir frei-fließende Flüsse, die den Tieren, Pflanzen und Menschen Leben spenden", erklärte Heike Drillisch, die Koordinatorin des deutschen Netzwerkes GegenStrömung. "Der Tigris ist noch ein kostbares Ökosystem, das vielen Menschen eine Lebensgrundlage bietet. Wird der Ilisu-Damm gebaut, würden bis zu 85.000 Menschen ihr Land verlieren und das Überleben zahlreicher bedrohter Arten wie z.B. der Euphrat-Weichschildkröte wäre gefährdet. Wer kann hierfür die Verantwortung tragen?" Anna Irvin vom Kurdish Human Rights Project betonte: "Das kulturelle Erbe, das vernichtet würde, ist von größter Bedeutung für die Menschen der Region ebenso wie für die Menschheit insgesamt."
Im Sommer 2009 beendeten die Regierungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz ihre Garantien für das Projekt. Daraufhin zogen auch die Société Générale, Bank Austria/UniCredit und die DekaBank ihre Kredite zurück. Dennoch kündigte die türkische Regierung an, das Projekt fortsetzen zu wollen. Im Januar 2010 sagten die beiden türkischen Banken Akbank und Garantibank zusätzliche Kredite für das Vorhaben zu, was sie zum Hauptadressaten der heutigen Proteste sowie weiterer Aktionen in den nächsten Wochen macht.
"In der Türkei werben Akbank und Garantibank damit, der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit verpflichtet zu sein. Aber so eine Erklärung ist bedeutungslos, wenn sie keine Bedeutung für die Art von Projekten hat, die eine Bank finanziert", sagte Johan Frijns, Koordinator des Netzwerkes BankTrack. "Der Ilisu-Staudamm ist eines jener unverantwortlichen Projekte, die niemals 'nachhaltig' gemacht werden können, und an denen sich keine Bank beteiligen sollte."
"Das Wohl der Menschen, die Natur und Kultur des Tigristals dürfen nicht einfach dem Profit von Privatbanken geopfert werden", betonte Ercan Ayboga, der europäische Sprecher der Initiative zur Rettung von Hasankeyf. "Die Entscheidung der Banken, das Ilisu-Projekt zu finanzieren, konterkariert völlig ihre Bemühungen um Umweltschutz und ihre sozialen Initiativen. Ohne ihre Unterstützung könnte die türkische Regierung das Ilisu-Projekt in den nächsten Jahren nicht beginnen."
Die Proteste fanden vor den europäischen Niederlassungen der Akbank und Garantibank in Amsterdam, London, Frankfurt, Essen and Hannover statt. Zusätzliche Kundgebungen wurden in Berlin, Zürich und Strasbourg sowie vor der österreichischen Baufirma Strabag in Wien veranstaltet, die an Staudammprojekten am Munzur Fluss in der Türkei beteiligt ist.
"Der Bau von Konaktepe I+II und anderen Dammprojekten am Munzur-Fluss macht wirtschaftlich absolut keinen Sinn. Ein natürliches Paradies, die einzigartige kurdisch-alevitische Kultur der Munzur-Region und Milliarden von Euro werden geopfert, um 1 Prozent des türkischen Energiebedarfs zu produzieren", erklärte Kiymet Ceviz von der neu gegründeten Free Munzur Initiative in Europa. "Wir fordern Strabag auf, sich umgehend aus diesen Projekten zurück zu ziehen."
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