
Medico international begrüßte die juristische Verfolgung von Charles Taylor und weiterer Kriegsverbrecher des sierra-leonischen Bürgerkrieges, kritisierte aber zugleich "die auf Druck u.a. der UN vorschnell verfügte Generalamnestie für Hunderte weiterer Täterinnen und Täter, die bis heute ohne Anklage in Sierra Leone leben". Die tägliche Begegnung von Opfern und Tätern in den Dörfern und Städten stelle für die Überlebenden, eine schwere psychische Belastung dar. "Die Täter sind die Gewinner des Krieges und - durch Reintegrationsmaßnahmen - die Gewinner des Friedens. Die Opfer gingen leer aus", kritisierte Anne Jung von medico international.
Rebellen und Regierungstruppen finanzierten den Bürgerkrieg aus dem Handel mit "Konfliktdiamanten". Von diesem Handel hätten auch die internationalen Diamantenfirmen profitiert, "die mit den Kriegsführenden Geschäfte machten und ihnen den internationalen Markt öffneten", so medico.
Die Diamantenindustrie war von medico international und anderen Nichtregierungsorganisationen immer wieder aufgefordert worden, in einen Kriegsopfer-Fonds einzuzahlen, um gemeinsam mit der Regierung Hilfe für die Kriegsversehrten bereit zu stellen. Bisher sei dieser Appell ohne Erfolg geblieben.
Acht Jahre nach dem Ende des Krieges gebe es in Sierra Leone weiter Diamantenkonflikte, berichtete medico. Sie finanzierten keinen Krieg, aber die teils sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen, die Zwangsvertreibungen und willkürliche Gewalt verhinderten einen nachhaltigen Frieden im einstigen Bürgerkriegsland. "Die Kombination aus extremer Ausbeutung, Straflosigkeit der Täter und mangelnder Versorgung der Opfer schafft schlimmstenfalls die Vorraussetzungen für einen Wiederausbruch des Konfliktes", warnte Anne Jung.
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