Berlin (epo.de). - Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, Kürzungsplänen für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria entgegenzutreten. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) plane, die Finanzzusagen für den Fonds in den kommenden drei Jahren von bisher 600 Millionen auf 200 Millionen Euro zu reduzieren. Mit einer Protestaktion wies Ärzte ohne Grenzen am Donnerstag vor dem Kanzleramt in Berlin auf die Bedeutung des Fonds hin.
Der "Global Fund" sei wichtig für das Leben Millionen Kranker in ärmeren Ländern, erklärte Ärzte ohne Grenzen zum Auftakt einer Aktionswoche mehrerer zivilgesellschaftlicher Organisationen. Bundeskanzlern Merkel habe zu den Sparplänen bisher keine Stellung genommen, in der Vergangenheit aber wiederholt zugesagt, die Geberkonferenz des Globalen Fonds Anfang Oktober zu einem Erfolg zu machen - zuletzt beim G8-Gipfel im Juni in Kanada.
"Angela Merkel muss ihre international gemachten Zusagen einhalten und die Pläne des Entwicklungsministeriums begraben", forderte Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Seit der Gründung des Globalen Fonds im Jahr 2002 wurden mit seiner Hilfe 5,7 Millionen Menschenleben gerettet. Wie viele Leben mehr gerettet werden, liegt auch in Frau Merkels Hand."
Deutschland ist nach den USA und Frankreich der drittgrößte Geber des Globalen Fonds. Aus diesen beiden Ländern kommen bisher Signale, die Mittel aufzustocken. "Der Sonderweg, den Entwicklungsminister Dirk Niebel einschlägt, gefährdet den Erfolg der gesamten Geberkonferenz", sagte Moldenhauer. "Der Fonds ist das wichtigste Finanzierungsinstrument im Kampf gegen die drei großen Infektionskrankheiten Aids, Tuberkulose und Malaria. Mit der heutigen Aktion wollen wir zeigen, welche Folgen massive Kürzungen hätten. Mit 400 Millionen Euro kann man die Behandlung von 350.000 HIV-Infizierter für drei Jahre finanzieren oder 2,6 Millionen Tuberkulose-Kranke behandeln."
Die Geberkonferenz des Globalen Fonds findet am 4. und 5. Oktober in New York statt. Benötigt werden für die kommenden Jahre laut Ärzte ohne Grenzen nicht weniger, sondern mehr Gelder, da es in den betroffenen Ländern heute mehr Behandlungskapazitäten als früher gebe, so dass mit zusätzlichem Geld mehr Menschen direkt geholfen werden könnte. Am 15. September wird der Entwicklungshilfe-Etat im Bundestag diskutiert, vom 20. bis 22. September fährt die Kanzlerin voraussichtlich zur internationalen Konferenz zu den Millenniums-Entwicklungszielen nach New York. Eines der Ziele ist die Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen übertragbaren Krankheiten.
An Aids, Tuberkulose und Malaria sterben jährlich nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen fünf Millionen Menschen. Weltweit gibt es mehr als 33 Millionen HIV-Infizierte. 15 Millionen Aids-Kranke brauchen dringend Behandlung, doch nur fünf Millionen bekommen diese. Mehr als neun Millionen Menschen erkranken jedes Jahr an Tuberkulose, etwa 247 Millionen infizieren sich jährlich mit Malaria. Ärzte ohne Grenzen behandelt derzeit in 25 Ländern 162.000 HIV/Aids-Patienten mit lebensverlängernden antiretroviralen Medikamenten.
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