iloGenf (epo.de). - Die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) sollen auf ihrem Gipfel in Seoul einen Schwerpunkt auf beschäftigungsintensive Wachstumsstrategien und die Schaffung von Arbeitsplätzen legen. Das hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in einem Bericht an den Gipfel gefordert. Laut ILO sind nach wie vor 210 Millionen Menschen weltweit arbeitslos, 30 Millionen mehr als vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007.

In den G20-Staaten beträgt die Zahl der Arbeitslosen rund 70 Millionen, davon 15,5 Millionen in Europa. Dabei gibt es nach Angaben der Sonderorganisation der Vereinten Nationen allerdings große Unterschiede zwischen den einzelnen G20-Staaten. So liege die Arbeitslosenquote im bisherigen Jahresdurchschnitt in einigen Ländern lediglich bei fünf Prozent wie in den Niederlanden, während sie etwa in Südafrika 25 Prozent erreiche; in Deutschland sind es nach der international vergleichbaren ILO-Methode sieben Prozent. Im Durchschnitt der G20 liegt der Anteil der Menschen ohne Arbeit bei 7,8 Prozent. Am stärksten betroffen von den Arbeitsplatzverlusten infolge der Krise sind Männer und Jugendliche.

In der Hälfte der G20-Staaten stieg die Arbeitslosenquote 2010 gegenüber dem Vorjahr sogar noch an. Und obwohl die Zahl der Arbeitsplätze in praktisch allen Ländern zunahm, ist dieses Wachstum dem Bericht zufolge nicht stark genug, um die Verluste während der Krise wettzumachen. So liegt etwa in Europa die Arbeitslosenquote im Schnitt fast ein Drittel über dem Wert vor Ausbruch der Krise. Dem Bericht zufolge müssen die G20-Staaten über die nächsten zehn Jahre hinweg rund 21 Millionen Arbeitsplätze pro Jahr schaffen, nur um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten.

"Arbeitslosigkeit ist jedoch nicht das einzige Problem", erklärte Rafael Diez de Medina, Leiter der Statistikabteilung der ILO. Hinzu kämen vor allem in den Industrieländern weniger Arbeitsstunden und eine wachsende Anzahl von Menschen, die sich entmutigt ganz aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen.

Ein weiteres Problem sei, dass die Reallöhne im Schnitt vier Prozent unter dem Niveau vor der Krise liegen. Zugleich nähmen die Einkommensunterschiede zu. Die Folgen seien eine unzureichende gesamtwirtschaftliche Nachfrage und verschärfte Leistungsbilanzungleichgewichte.

Die Krise hat zudem den Strukturwandel in den G20-Staaten beschleunigt: In allen ist dem Bericht zufolge der Anteil der Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe zurückgegangen. Auch im Baugewerbe war die Beschäftigung fast überall rückläufig.

Die ILO empfiehlt den Regierungen der G20 eine Strategie, die auf der Schaffung von Arbeitsplätzen und damit Einkommen basiert. Bestandteile dieser Strategie sind zusätzliche Investitionen, verbesserter Zugang zu Krediten, eine auf kleine und mittlere Betriebe fokussierte Wirtschaftsförderung und der schrittweise Aufbau von sozialen Sicherungssystemen, wo nicht vorhanden.

Hinzu komme müsse eine Steigerung der Reallöhne im Gleichschritt mit den Produktivitätszuwächsen sowie ein besserer Schutz für Geringverdiener durch Mindestlöhne, so die ILO. Dem Bericht zufolge dürften diese Maßnahmen auch einen erheblichen Beitrag zur Verminderung globaler Ungleichgewichte leisten.

www.ilo.org

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