whr_10Berlin (epo.de). - Die Weltgesundheits-Organisation (WHO) hat alle Staaten dazu aufgerufen, die Finanzierung ihres Gesundheitssystems zu verbessern. Ärmere Länder sollten dabei unterstützt werden, mehr Menschen Dienstleistungen im Bereich der Gesundheit bereit zu stellen. Weil ihnen eine umfassende Absicherung im Krankheitsfall fehle, würden jährlich rund 100 Millionen Menschen weltweit in Armut gestürzt, heißt es im Weltgesundheitsbericht 2010, der am Montag in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

"Niemand, der eine medizinische Behandlung benötigt, sollte aus diesem Grund das Risiko des finanziellen Ruins tragen müssen", erklärte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Der Bericht empfiehlt, auf drei Ebenen zu handeln: Mehr Geld für Gesundheit zur Verfügung zu stellen, die Kosten dafür fair zu verteilen und die Ausgaben effizienter zu gestalten. Fast 300 300 Milliarden US-Dollar würden jedes Jahr von Krankenhäusern aufgrund von Ineffizienz vergeudet, kritisiert der WHO-Bericht.

Auch ärmere Länder könnten ihr Gesundheitssystem verbessern und die staatlichen Ausgaben dafür steigern, ist die WHO überzeugt. Dies könne etwa durch höhere Steuern auf Alkohol und Tabak geschehen oder durch eine Erhöhung der Umsatzsteuer, wie dies die Regierung Ghanas getan habe. Im Jahr 2000 hätten die afrikanischen Staatschefs versprochen, 15 Prozent der Regierungsausgaben für Gesundheit bereit zu stellen. Nur drei Staaten, nämlich Liberia, Ruanda und Tansania, hätten dieses Versprechen erfüllt.

Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) sagte bei der Vorstellung des Weltgesundheitsberichtes 2010 mit dem Titel "Finanzierung von Gesundheitssystemen - Der Weg zu universeller sozialer Absicherung im Krankheitsfall", Gesundheit sei und bleibe einer der Schlüsselsektoren der deutschen Entwicklungspolitik. "Mit jährlich über 500 Mio. Euro unterstützt die Bundesregierung den nachhaltigen Aufbau von Gesundheitssystemen in Entwicklungsländern. Einen besonderen Schwerpunkt werden wir dabei in Zukunft auf die Mütter- und Kindergesundheit setzen, denn Gesundheit ist entscheidend für eine nachhaltige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung."

Der Bericht zeige, dass schnellere Fortschritte auf dem Weg zu universeller Absicherung im Krankheitsfall bei gleichzeitiger nachhaltiger Sicherung bereits erzielter Erfolge möglich seien, so Niebel. "Nachhaltige Entwicklung in unseren Partnerländern erreichen wir nur durch die Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Wirtschaft. Unsere Aufgabe als internationale Gemeinschaft ist es, die Strategien unserer Partner abgestimmt zu unterstützen. Daher ist Deutschland Mitglied in der International Health Partnership (IHP) und der Providing für Health Initiative (P4H). Angesichts der Vielfalt der Finanzierungsstrukturen für globale Gesundheit unterstütze ich ein starkes Mandat der WHO für globale Koordinierung."

Die Bundesregierung veranstaltet am 22./23. November in Berlin eine internationale Ministerkonferenz, auf der die Erkenntnisse des Berichts mit hochrangigen Regierungsvertretern aus Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern diskutiert werden.

"Es ist erfreulich, dass der Entwicklungsminister angekündigt hat, die Mütter- und Kindergesundheit stärker in den Blick zu nehmen", kommentierte der Deutschlanddirektor der Lobby-Organisation ONE, Tobias Kahler. "Wenn wir diese Aussage und den WHO-Bericht ernst nehmen, heißt das, dass Deutschland die in Muskoka zugesagten 80 Millionen Euro für Mütter- und Kindergesundheit zusätzlich schnell bereitstellen muss." Für den kürzlich bewilligten Haushalt 2011 seien nur 22 Millionen Euro vorgesehen.

Insbesondere die Zusätzlichkeit der Mittel ist für ONE Deutschland entscheidend. "Für die Mütter- und Kindergesundheit müssen zusätzliche Gelder her. Die Zusagen dürfen nicht aus Umschichtungen zu Lasten anderer Bereiche der Entwicklungszusammenarbeit finanziert werden", sagte Kahler. Medico international forderte einen Globalen Fonds für Gesundheit zur Umsetzung der WHO-Ziele. 

www.health2010.de
www.who.int

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