toepfer_unepBonn (epo.de). - Die Klimakonferenz der Vereinten Nationen im mexikanischen Cancún, die am Freitag zu Ende geht, muss nach Auffassung des Vizepräsidenten der Welthungerhilfe, Prof. Klaus Töpfer, entscheidende Fortschritte zum Schutz des Weltklimas erreichen. 

"Bereits gegenwärtig leiden bis zu einer Milliarde Menschen auf dieser Welt unter Hunger, Unterernährung und Fehlernährung", warnte Töpfer. Der Klimawandel werde die Proble bei der Versorgung der Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln noch weiter verschärfen.

Der weitere Anstieg der Weltbevölkerung auf bis zu neun Milliarden Menschen in der Mitte dieses Jahrhunderts wird den Druck auf die Nahrungsmittelproduktion zusätzlich massiv ansteigen lassen, erklärte der ehemalige CDU-Umweltminister Töpfer. Es gelte daher alles zu tun, die Ertragsfähigkeit der Böden zu erhalten und wo immer möglich zu steigern. Die in vielen Regionen bereits gegenwärtig äußerst knapp gewordenen Wasserreserven für landwirtschaftliche Produktion müssten durch technologischen Fortschritt und umfassende Investitionen effizienter genutzt werden. Die Artenvielfalt und insbesondere die Wälder müssten erhalten und auch als Aufnahmeflächen für Kohlendioxid (CO²) weiter ausgebaut werden.



Die ohnedies außerordentlich schwierige Perspektive der Nahrungsmittelversorgung der Welt werde durch den bereits gegenwärtig wirksamen Klimawandel in einigen Regionen weiter deutlich verschärft, sagte Töpfer. "Wenn es nicht gelingt, den Klimawandel so zu beherrschen, dass der Temperaturanstieg nicht über zwei Grad hinausgeht, wird es nahezu unmöglich werden, für neun Milliarden Menschen eine hinreichende Ernährungsgrundlage zu schaffen."

Besonders die durch den Klimawandel verursachten extremen Wetterereignisse würden an Zahl und Intensität weiter zunehmen, warnte Töpfer, mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion. Hunger und Unterernährung würden weiter ansteigen.

Vor diesem Hintergrund erwartet Töpfer, dass in Cancún wirksame, konkrete Maßnahmenprogramme für Klima bezogenes Handeln unmittelbar beschlossen werden:

 "Es kann nicht darauf gewartet werden, bis neue rechtlich verbindliche Abkommen ausverhandelt und ratifiziert sind. Es muss jetzt gehandelt werden! Zu diesen Maßnahmen einer unmittelbar wirksamen, konkreten Klimapolitik gehören vor allem der Schutz der Wälder und deren weiterer Ausbau."

Dazu gehöre auch die Sicherung der Produktivität der Böden, die insbesondere vor den Gefahren der Erosion durch verändertes Niederschlagsverhalten geschützt werden müssen, forderte Töpfer. Zusätzlich erforderlich seien umfassende Programme technologischer Zusammenarbeit, vor allem im Bereich der Energieeffizienz und erneuerbaren Energien. Diese Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern, aber auch den großen Schwellenländern ist gleichzeitig eine wirksame Maßnahme zur Sicherung zukunftsfähiger Arbeitsplätze auch in Deutschland.

In besonderer Weise aber müsse Cancún zu einem glaubwürdigen Durchbruch bei der solidarischen Unterstützung der Industrieländer für die Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in den Entwicklungsländern werden, betonte Töpfer, der früher das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) leitete. "Das wirtschaftliche Wachstum in den jetzt hochentwickelten Ländern ist in der Vergangenheit umfassend subventioniert worden dadurch, dass über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg Kohlendioxid und andere klimarelevante Emissionen aus der Energieversorgung mit fossilen Energien in die Atmosphäre gelangen konnten. Sie haben dazu geführt, dass dort diese Spurenelemente sich deutlich konzentriert haben und in dem Bereich gefährlicher Klima verändernder Wirkungen gekommen sind.

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Die Entwicklungsländer hätten an diesem Prozess keinerlei Anteil gehabt, sie litten aber gegenwärtig in besonderer Weise unter den dadurch bedingten Klimaveränderungen, betonte Töpfer. Daher sei die bereits in Kopenhagen festgelegte ergänzende Finanzierung von 30 Milliarden US-Dollar bis zum Jahre 2012 so zu fixieren, dass es sich nicht um eine Umwidmung von bereits für andere Ziele zugesagten Finanzmittel handele. Derartige "Umbuchungen" würden die Glaubwürdigkeit der hochentwickelten Länder in ihrem Bemühen, den Klimawandel zu beherrschen und die Auswirkung des Klimawandels zu bekämpfen, massiv beschädigen.



Über diese 30 Milliarden Dollar hinweg müssen auch die bereits in Kopenhagen anvisierten Finanzmittel von 100 Milliarden Dollar pro Jahr in Cancún ausgehandelt werden. Dabei gehe es nicht nur darum, die jeweiligen Finanzströme und ihr Aufkommen festzulegen, sondern auch dafür Sorge zu tragen, dass die Verwendung dieser zusätzlichen Mittel für den Klimaschutz durch geeignete Mechanismen gewährleistet ist.

 Die Bundesregierung müsse in besonderer Weise dafür Sorge tragen, dass eine "Umbuchungsmentalität" von bereits zugesagten Mitteln nicht auftreten könne.



Deutschland müsse in Cancún eine eindeutige und klare Führungsrolle übernehmen, forderte Töpfer. Dazu gehöre in besonderer Weise auch, in der Europäischen Union die Voraussetzung für ein umfassendes Programm der Klimaanpassung durchzusetzen. Erreicht werden müsse auch, dass die bisher für die Europäische Union beschlossene Minderung der CO²-Emissionen um 20 Prozent bis zum Jahre 2020 deutlich erhöht wird. Die Bundesregierung könne und müsse belegen, dass auch 40 Prozent Minderung erreicht werden könnten, ohne dass damit wirtschaftliche Nachteile verbunden sind.

www.welthungerhilfe.de

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