oxfamBerlin. - Sechs Monate nach der Flutkatastrophe in Pakistan sind immer noch Millionen Menschen in Not. Die Krise sei noch lange nicht vorbei und könnte deutlich schlimmer werden, warnt die internationale Hilfsorganisation Oxfam. Der am Mittwoch veröffentlichte Oxfam-Bericht "Six months into the floods" zeigt, dass im ersten halben Jahr seit Beginn der Überschwemmung zwar mehrere Millionen Menschen von humanitärer Hilfe erreicht wurden, aber noch immer große Not besteht.

"Oxfam unterstützt im Moment rund 1,9 Millionen Menschen in Pakistan. Es ist eines unserer größten Hilfsprogramme weltweit - kann aber den Bedarf nicht annähernd decken", berichtete Oxfams Landesdirektorin in Pakistan, Neva Khan. Insgesamt seien mehr als 20 Millionen Menschen von der Flutkatastrophe betroffen, die süd-pakistanische Provinz Sindh stehe sogar noch immer zu großen Teilen unter Wasser.

"Millionen Menschen verbringen diesen Winter in Pakistan wegen der anhaltenden Überschwemmungen in Zelten und anderen Notunterkünften. Bei Temperaturen unter Null Grad sind sie der Kälte fast schutzlos ausgeliefert. Viele sind zudem durch Hunger und Mangel an sauberem Trinkwasser geschwächt. Sie sind besonders von Infektionskrankheiten wie Grippe, Lungenentzündung oder Durchfall bedroht", sagte Khan. Allein in der zweiten Januarwoche habe es mehr als 200.000 Krankheitsfälle gegeben.

Da ein großer Teil der letzten Ernte durch die Flut vernichtet wurde und viele Bauern im November keine Wintersaat ausbringen konnten, droht jetzt eine Hungerkrise. Die bisherige Unterstützung der Geberländer sei zwar großzügig, aber bei weitem nicht ausreichend und zudem zu langsam, so Oxfam. Der UN-Nothilfeaufruf über zwei Milliarden US-Dollar sei erst zu 56 Prozent finanziert.

Ein weiterer Grund zur Sorge ist für Oxfam die Entscheidung der pakistanischen Regierung, die Nothilfephase zum 31. Januar zu beenden. Viele Menschen, die nach wie vor auf Hilfe angewiesen sind, könnten dadurch akut gefährdet werden. Oxfam appelliert deshalb an die Verantwortlichen, alle notwendigen Hilfsmaßnahmen solange fortzusetzen, bis die Grundbedürfnisse der betroffenen Menschen dauerhaft gesichert sind.

Oxfam ruft die pakistanische Regierung und die internationale Gemeinschaft dazu auf, aus Fehlern zu lernen und im Zuge des Wiederaufbaus wirksame Strukturen zur Katastrophenvorsorge zu schaffen. Zudem müssten ländliche Gemeinschaften und die Zivilgesellschaft in Pakistan von Beginn an in alle staatlichen Wiederaufbaupläne einbezogen werden. Es sei höchste Zeit für politische Reformen.

"Soziale Ungerechtigkeit, fehlende Bildungschancen und chronische Armut lassen große Teile der Landbevölkerung bei Naturkatastrophen schutzlos dastehen", sagte Neva Khan. "Besitzlose Landarbeiter/innen sollten eigenes Land erhalten, kleinbäuerliche Familien stärker unterstützt und die Benachteiligung von Frauen beendet werden. Nur so lässt sich verhindern, dass Millionen in Armut lebende Menschen in Pakistan bei einer neuen Katastrophe erneut vor dem Nichts stehen."

www.oxfam.de

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