unfccc_klBonn. - In Bonn haben am Montag neuen Verhandlungen der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) begonnen. Zum Auftakt riefen die Entwicklungs-Organisationen Germanwatch und Oxfam alle Staaten zu mehr Anstrengungen bei der Klimapolitik auf. Ein halbes Jahr vor dem nächsten Klimagipfel in Durban und genau ein Jahr vor dem Rio+20-Gipfel, der in Brasilien stattfinden wird, seien Fortschritte bei der Konferenz in Bonn dringend notwendig, um insbesondere die besonders verletzlichen Entwicklungsländer und künftige Generationen vor einer existenziellen Bedrohung zu schützen.

"Die vor kurzem veröffentlichten Daten der Internationalen Energieagentur zum Rekordanstieg der CO2-Emissionen im Jahr 2010, aber auch die jüngsten Erkenntnisse der Klimawissenschaft zeigen, dass die Weltgemeinschaft nahezu ungebremst auf ein humanitäres, ökologisches und ökonomisches Desaster zusteuert", erklärte Sven Harmeling, Klima-Referent bei Germanwatch. "Auch wenn bei den Zwischenverhandlungen in Bonn keine entscheidenden Durchbrüche zu erwarten sind: Die Delegierten müssen hier wichtige Beschlüsse für den Klimagipfel in Durban vorbereiten. Die erste Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls endet 2012 und es muss ein wirkungsvoller Anschluss gefunden werden. Auch die schnelle Umsetzung der im letzten Jahr in Cancún beschlossenen Prozesse und Mechanismen für Klima- und Regenwaldschutz sowie Anpassung stehen auf der Agenda. Zusätzlich muss ein Prozess zur Überprüfung gestaltet werden, der bis 2015 zu verschärften, rechtlich verbindlichen Zielen führen soll.

Der größte Streitpunkt für die UN-Klimaverhandlungen ist die Zukunft des Kyoto-Protokolls. Während insbesondere Russland, Japan und Kanada eine zweite Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls ablehnen, wäre die EU prinzipiell dazu bereit. Solange die EU aber bei ihrem wenig ambitionierten 20 Prozent-Verminderungsziel bleibe, so Germanwatch, gehöre sie selber zu den Totengräbern des Zwei-Grad-Limits.

Angesichts der neuerlich bestätigten Dringlichkeit des Klimaschutzes sollten die Staats- und Regierungschefs endlich ihrer eigenen Rhetorik Taten folgen lassen, fordert Germanwatch. Ein klares "Nein" zu Kohle und Teersand seien Grundvoraussetzung, um tatsächlich die wirtschaftlichen Zukunftspotenziale eines kohlenstoffarmen Wohlstandsmodells zu erschließen. Für die EU bedeute dies in den kommenden Monaten die Erhöhung des Klimaschutzziels auf mindestens 30 Prozent, wie erst vor kurzem vom Umweltausschuss des EU-Parlamentes empfohlen. Der rapide Anstieg der Emissionen zeige, dass ohne ein internationales Preissignal für CO2-Emissionen der globale Temperaturanstieg nicht mehr auf weniger als zwei Grad zu begrenzen sein werde.

Oxfam wies am Montag auf die erhöhte Dringlichkeit hin, in Bonn und Ende des Jahres beim UN-Klimagipfel in Durban echte Fortschritte zu erreichen. Aus der Naturwissenschaft kommt die stete Warnung, dass spätestens ab 2015 die weltweiten Emissionen zu sinken beginnen müssen, um die schlimmsten Szenarien des Klimawandels noch zu verhindern. Experten zufolge hat der Klimawandel bereits in den letzten 30 Jahren die Ernten weltweit zunehmend beeinträchtigt. Erst kürzlich hatte Oxfam in einer Analyse errechnen lassen, dass sich bis 2030 die Weltmarktpreise für Grundnahrungsmittel verdoppeln werden. Die Hälfte der zu erwartenden Steigerungen geht der Analyse zufolge auf das Konto des Klimawandels und seiner Folgen.

Jan Kowalzig, Klima-Experte von Oxfam Deutschland sagte: "In Bonn drohen die Unterhändler sich wieder einmal in technischen Details und prozeduralen Fragen zu verhaken. Eine der wesentlichen Ursachen dafür ist die unveränderte Weigerung der Industrieländer, sich zu ihrem fairen Anteil zum weltweiten Klimaschutz zu verpflichten."

www.oxfam.de
www.germanwatch.org
www.unfccc.int

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