iloGenf. - Eine erschreckend hohe Anzahl von Kindern geht gefährlichen Arbeiten nach. Darauf weist die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in einem neuen Report hin, den sie anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit am 12. Juni veröffentlicht. Rund 115 Millionen der insgesamt 215 Millionen Kinderarbeiter auf der Welt verrichten demnach gefährliche Arbeiten.

Das ILO-Übereinkommen 182 von 1999 über die Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit definiert gefährliche Arbeit als Tätigkeit, die eine Gefahr für Gesundheit, Sicherheit oder Sittlichkeit der Kinder darstellt. Welche Arbeiten das im Einzelnen sind, legen die einzelnen Länder fest. In diesen Listen finden sich beispielsweise Arbeit unter Tage, der Umgang mit giftigen Chemikalien oder gefährlichen Maschinen, das Tragen schwerer Lasten oder sexuelle Ausbeutung. Laut dem Übereinkommen, das 173 der 183 ILO-Mitgliedsstaaten ratifiziert haben, sind solche gefährlichen Arbeiten für Kinder unter 18 Jahren verboten.

Die Zahl der Kinder zwischen 5 und 17 Jahren in gefährlicher Arbeit ist laut dem Bericht zwischen 2004 und 2008 zurückgegangen, vor allem bei den Mädchen. Jedoch ist die Zahl derer in der Altersgruppe zwischen 15 und 17 Jahren in derselben Zeit von 52 auf 62 Millionen, und damit um 20 Prozent, gestiegen. Jede Minute erleidet irgendwo auf der Welt ein Kind bei der Arbeit einen Unfall, eine Erkrankung oder ein psychologisches Trauma, so der Bericht.

Das Problem ist laut ILO keineswegs auf die Entwicklungsländer beschränkt. Untersuchungen in den USA und in Europa deuteten darauf hin, dass auch hier jugendliche Arbeitnehmer einem hohen Risiko von Arbeitsunfällen ausgesetzt sind. Insgesamt ist die größte Zahl von Kindern in gefährlicher Arbeit in Asien zu finden. Gemessen an der Gesamtzahl von Kindern ist der Anteil jedoch in Afrika südlich der Sahara am höchsten. Am häufigsten ist gefährliche Kinderarbeit in der Landwirtschaft.

"Regierungen, Arbeitgeber und Arbeitnehmerorganisationen müssen zusammenarbeiten, um die politischen Rahmenbedingungen zu entwickeln, durch die die Kinderarbeit abgeschafft werden kann", sagte ILO-Generaldirektor Juan Somavia. "Die Fortdauer der Kinderarbeit ist ein Beleg für die fehlende Nachhaltigkeit des vorherrschenden Wachstumsmodells."

Bereits im vergangenen Jahr hatte die ILO in ihrem Globalen Bericht über Kinderarbeit ihre Sorge darüber ausgedrückt, dass die Bemühungen zur Bekämpfung der gefährlichen Kinderarbeit nachlassen. Da die Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise diesen Trend noch zu verschlimmern drohen, gerate das von der Staatengemeinschaft gesetzte Ziel in Gefahr, bis 2016 den schlimmsten Formen der Kinderarbeit ein Ende zu setzen.

Zum diesjährigen Welttag gegen Kinderarbeit ruft die ILO ihre Mitgliedsstaaten erneut dazu auf sicherzustellen, dass Kinder wenigstens bis zum Erreichen des 15. Lebensjahres die Schule besuchen können. Die Regierungen sollten zudem eine Liste gefährlicher Arbeiten erstellen, wie in den ILO-Übereinkommen festgelegt, und Maßnahmen gegen die Beschäftigung von Kindern auch oberhalb des Mindestalters von 15 Jahren in diesen Tätigkeiten ergreifen. Die jugendlichen Arbeiter sollten sich überdies organisieren können und Schulungen zur Gefahrenvermeidung erhalten.

www.ilo.org

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