sojabohnen_usreg_200Berlin. - Oxfam, Misereor und WEED haben am Montag in Berlin mit der Aktion "Bis die Blase platzt" vor der Zunahme des Hungers in den armen Ländern durch Spekulation gewarnt. Anlass war die erste öffentliche Anhörung des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Deutschen Bundestag zum Thema Nahrungsmittel-Spekulation.

Unter dem Motto "Mit Essen spielt man nicht!" forderten die nichtstaatlichen Organisationen die Abgeordneten auf, sich bei der Bundesregierung für die Eindämmung von exzessiven Nahrungsmittel-Spekulationen einzusetzen. Seit Mitte 2000 nehme die Spekulation, insbesondere in den USA, dramatisch zu. Ungeheure Geldsummen würden in die Warenterminmärkte gepumpt und damit extreme Preissprünge ausgelöst.

Auf internationaler und europäischer Ebene böten sich jetzt die Chancen, die unkontrollierte Spekulation an den Warenterminmärkten zu bändigen und wirksame Regulierungen zu verabschieden. "Bundeskanzlerin Merkel sollte die Initiative des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy unterstützen und die skeptischen angelsächsischen G20-Mitglieder überzeugen, dass die Regulierung der Warenterminbörsen unverzichtbar ist", forderte Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. Laut OECD und FAO sei die Wissenschaft sich fast einig, dass ein hohes Ausmaß an Spekulation an den Warenterminbörsen kurzfristige Preisbewegungen verstärke.

Auch auf europäischer Ebene bestehe aktuell die Chance, Transparenz zu verbessern, den außerbörslichen Handel (OTC) zu regulieren und exzessiven Spekulationen durch Handelsbeschränkungen wie Positionslimits vorzubeugen. "Die Bundesregierung darf sich nicht von der Finanzbranche einlullen lassen", erklärte Markus Henn, Finanzexperte bei der Entwicklungsorganisation WEED. Die Regulierung der Finanzmärkte sei wichtig, um die Warenterminmärkte funktionsfähig zu halten und die Weltagrarmärkte zu stabilisieren. "Davon profitieren sowohl Bauern und Bäuerinnen als auch Verbraucher/innen", so Henn. Die Rohstoffmärkte seien zu wichtig, als dass man sie allein den Finanzspekulanten überlassen könne.

"Es geht nicht nur um die Kontrolle von Terminmärkten. Um den Hunger weltweit zu bekämpfen und arme Menschen vor Preissprüngen zu schützen braucht es einen Paradigmenwechsel in der Rohstoffpolitik", betonte Benjamin Luig, Agrarreferent bei Misereor. Die Bundesregierung müsse sich auf internationaler Ebene für den Aufbau öffentlicher Nahrungsmittelreserven einsetzen, um das Nahrungsmittelsystem unabhängiger von den Börsen zu machen. "Langfristig müssen auch die Kartellstrukturen im physischen Rohstoffhandel angegangen werden. Eine Handvoll Konzerne beherrscht heute weltweit den Handel mit Weizen und Soja. Spekulation mit Nahrungsmitteln beschränkt sich keineswegs nur auf die Terminmärkte", so Luig.

www.oxfam.de
www.weed-online.org
www.misereor.de

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