suedsudan_150Bonn. - Der Sudan, das bislang größte Land des afrikanischen Kontinents, wurde am 9. Juli offiziell in Nord und Süd geteilt. In der südsudanesischen Hauptstadt Juba wurde der jüngste Staat Afrikas ausgerufen. Die Welthungerhilfe warnt davor, die Menschen im Südsudan nach der Staatsgründung ihrem Schicksal zu überlassen und den Neuanfang nicht ausreichend zu unterstützen. Auch andere Hilfsorganisationen mahnen Unterstützung an.

"Eigentlich sollte dieses Datum ein Freudentag werden. Die Südsudanesen haben viele Jahre auf diesen Augenblick gewartet. Sie haben dafür gekämpft, gelitten und der Bürgerkrieg hat fast zwei Millionen Menschenleben gekostet. Wir dürfen sie jetzt nicht einfach im Stich lassen", warnte Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe.

Die Situation der etwa 300.000 Rückkehrer, die seit Oktober letzten Jahres aus dem Nordsudan gekommen sind, ist nach Angaben der Welthungerhilfe dramatisch. Viele Flüchtlinge sitzen völlig mittellos am Rande der Dörfer. Sie haben keine Unterkünfte, kein neues Land und keinerlei Einkommensmöglichkeiten. "Unsere Mitarbeiter berichten aus der Region um Aweil in Northern Bahr el Ghazal von Familien, die seit Wochen keine Nahrungsmittel mehr haben und ohne Hilfe von außen sterben werden. Die internationale Gemeinschaft muss den Neuanfang mit langfristiger Hilfe unterstützen, denn sonst sieht die Zukunft des neuen Staates düster aus. Wir dürfen dem Verhungern in Freiheit nicht tatenlos zuschauen", forderte Dieckmann.

Die Welthungerhilfe bereitet ein zusätzliches Nothilfeprogramm für den Bundesstaat Bahr el Ghazal vor, um die bedürftigsten Rückkehrer zu versorgen. 30.000 Menschen sollen Nahrungsmittel für sechs Monate erhalten, um die Zeit bis zur nächsten kleinen Ernte überbrücken zu können. Derzeit verteilt die Welthungerhilfe bereits Planen und Seile an 5.000 Familien für provisorische Unterkünfte sowie Wasserkanister und Chlortabletten, um eine Versorgung mit Trinkwasser zu gewährleisten.

Die Welthungerhilfe möchte die Wasserversorgung langfristig verbessern. Dazu wird der Bau von Felsregenfängen geprüft, um Regenwasser zu speichern. Diese Regenfänge baut die Welthungerhilfe bereits erfolgreich in Kenia, um lange Dürreperioden zu überbrücken und eine Alternative zum Brunnenbau aufzuzeigen.

Die Welthungerhilfe will sich im Südsudan langfristig engagieren, so wie sie es bereits seit 1998 in anderen Teilen des Sudan tut. Dort wurden mehr als 70 Projekte mit einem Volumen von 240 Millionen Euro durchgeführt. Allein in der Krisenregion Darfur versorgt die Welthungerhilfe 400.000 Menschen mit Nahrungsmitteln.

PLAN INVESTIERT 56 MILLIONEN US-DOLLAR

Das Kinderhilfswerk Plan unterstützt die Entwicklung Südsudan in den nächsten fünf Jahren mit 56 Millionen US-Dollar, die vornehmlich in Bildungsprogramme fließen sollen. In einer Volksabstimmung im Januar dieses Jahres hatten sich knapp 99 Prozent der Südsudanesen für einen eigenen Staat ausgesprochen. Doch der Unabhängigkeitsprozess wurde seit Anfang Juni durch zahlreiche Gefechte überschattet, die im ölreichen Grenzgebiet zwischen Nord und Süd stattfanden.

"Die Gewalt gefährdet die Erfolge unserer bisherigen Arbeit mit den Partnergemeinden", sagte Fikru Abebe, Länderdirektor von Plan im Südsudan. "Plan appelliert an alle Akteure, das Blutvergießen zu stoppen. Instabilität und Konflikte haben zur Folge, dass Kinder nicht zur Schule gehen und möglicherweise als Kindersoldaten enden. Der längste Krieg Afrikas muss endgültig beendet sein."

Plan ist seit 2006 im Süden Sudans tätig und engagiert sich vor allem im Bildungswesen. Allein im letzten Finanzjahr investierte das Kinderhilfswerk sechs Millionen US-Dollar in den Bau der ersten beiden Berufsschulen. So ermöglicht die Juba Technical High School 150 Jugendlichen eine Ausbildung in ganz unterschiedlichen Bereichen wie der Elektrotechnik oder dem Hotelfach. Darüber hinaus nahmen 600 Jugendliche, unter ihnen zahlreiche ehemalige Kindersoldaten, an einem Berufstraining teil. In Juba und dem Bundesstaat Zentral-Äquatoria konnten dank der Plan-Projekte bereits deutlich mehr Mädchen eingeschult werden.

Gemeinsam mit der Regierung und UN-Organisationen unterstützt Plan auch die aus dem Norden zurückkehrenden Südsudanesen. In den Durchgangslagern der Grenzstadt Kosti sorgen Mitarbeiter des Kinderhilfswerks für die Wasserversorgung und sanitäre Anlagen. Sie haben auch zwei kinderfreundliche Bereiche eingerichtet, in denen Mädchen und Jungen betreut werden. Zudem organisieren sie Seminare zur Friedensförderung und Konfliktlösung.

MALTESER BAUEN GESUNDHEITSVERSORGUNG AUF

Die Malteser wollen sich auf die Verbesserung des Gesundheitssystems im Südsudan konzentrieren. "Es fehlen das Know-how, die Strukturen und die Ressourcen für eine flächendeckende Gesundheitsversorgung. Fachpersonal ist kaum vorhanden", sagte Jan Kleinheisterkamp, Malteser Landeskoordinator im Südsudan. Die Folge: Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt nur 55 Jahre. Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber und Schlafkrankheit verlaufen allzu oft tödlich, weil sie nicht erkannt oder behandelt werden können.

"Wir verbessern die Gesundheitsversorgung mit Hilfe der Bevölkerung", beschreibt Kleinheisterkamp den Ansatz der Hilfsorganisation. Die Malteser bilden medizinische Fachkräfte aus, beispielsweise in einer Laborschule in Rumbek. 55 Studenten haben bisher die zweijährige Ausbildung durchlaufen. Das Labor dient mehr als 330.000 Menschen in der Region. Hier werden Blutproben untersucht und damit Krankheiten wie die lebensbedrohliche Schlafkrankheit systematisch verfolgt, um ihre Verbreitung zu stoppen. Mittelfristig soll die Zuständigkeit für die Schule an die staatlichen Behörden übergehen.

Zudem bilden die Malteser in ihren Projektstandorten Yei, Rumbek und Maridi in einwöchigen Kursen sogenannte "Peer Educators" aus. 128 solcher freiwilliger Gesundheitsmitarbeiter sind momentan im Einsatz, um auch in den Dörfern ringsum über Tuberkulose, HIV/AIDS und Lepra sowie über die Bedeutung von frühzeitigen Tests und Diagnosen aufzuklären.

Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.