somalia_flag_100Bonn. - Angesichts der Eskalation der Kriegshandlungen in Somalia durch den Einmarsch kenianischer und äthiopischer Truppen fordern kirchliche Hilfswerke die Rückkehr zu politischen Lösungsstrategien. "Es ist erschreckend, dass in den internationalen Gremien nur noch über militärische Strategien beraten wird", sagte Claudia Warning, Vorstand des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) und Vorsitzende des Beratungsausschusses Horn von Afrika, am Donnerstag in Bonn.

Die erneute militärische Eskalation behindere die humanitäre Hilfe, auf die über 1,4 Millionen intern Vertriebene für ihr Überleben angewiesen sind, erklärten die Hilfswerke. Sie gefährde zudem die Sicherheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Nothilfeorganisationen.

In der Region am Horn von Afrika, und speziell in Somalia, leiden die Menschen unter der schlimmsten Dürrekatastrophe seit Jahrzehnten. In der gesamten Region sind mehr als elf Millionen Menschen unmittelbar gefährdet. "Speziell in Somalia ist das Ausmaß der Katastrophe eindeutig die Folge von über 20 Jahren fehlgeleiteter Politik der internationalen Gemeinschaft. Die Dürre war hier nur ein verstärkender Faktor, der zu der humanitären Katastrophe geführt hat", sagte Helmut Hess, Vorsitzender des internationalen Aufsichtsrates der somalischen Hilfsorganisation Daryeel-Bulsho-Guud (DBG).

Es sei eine nicht zu verleugnende Tatsache, dass die von der internationalen Gemeinschaft gestützte Übergangsregierung unter Sheikh Sharif Sheikh Ahmed in der somalischen Bevölkerung nicht anerkannt und akzeptiert werde, so Wolfgang Heinrich vom EED. Das sei ein Grund dafür, dass die radikal-islamische al-Shabab Miliz nach wie vor Unterstützung in der Bevölkerung finde, auch wenn viele Somalis die fundamentalistische Interpretation des Islam ablehnten.

"Die internationale Gemeinschaft verfolgt eine völlig einseitige Politik mit ihrer bedingungslosen Unterstützung der Übergangsregierung. Sie sieht großzügig über ihre Unfähigkeit und massive Korruption hinweg und ist damit zur Kriegspartei geworden, statt Friedensstifter zu sein", erklärte Ruth Gütter vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). "Unter dieser Politik leiden wieder die Menschen in Somalia. Sie werden in eine immer aussichtslosere Lage getrieben."

Mitte des Jahres habe es ernst zu nehmende Signale gegeben, dass Teile der al-Shabab bereit waren, über den freien Zugang von Hilfsorganisationen zu Opfern der Dürrekatastrophe zu verhandeln. "Die internationale Gemeinschaft hat diese Signale missachtet und sich nicht ernsthaft bemüht, Verhandlungen aufzunehmen. Damit hat sie eine Gelegenheit verschenkt, Möglichkeiten für eine politische Lösung auszuloten", sagte Gütter.

Über die vergangenen zwanzig Jahre habe jede militärische Intervention in Somalia das Gegenteil von dem bewirkt, was hätte erreicht werden sollen, so die kirchlichen Hilfswerke. "Bundesminister Niebel hat völlig Recht, wenn er darauf hinweist, dass nur ein politischer Prozess zu einer Lösung führen kann", erklärte Claudia Warning. "Eine militärische Intervention ist unter den gegenwärtigen Bedingungen und Angesichts der Geschichte Somalias in den letzten 20 Jahren, das Falscheste, was man tun kann."

Die Hilfswerke fordern die Bundesregierung deshalb auf, sich für einen politischen Lösungsprozess und eine Beendigung der militärischen Interventionen einzusetzen. Dazu gehöre, dass mit allen Konfliktparteien gesprochen werden muss. "Dazu gehören auch die al-Shabab. Wir müssen sie weiterhin kritisch beurteilen, aber wir müssen beginnen, sie als Gesprächspartner ernst zu nehmen", mahnte Karl Pfahler von der Kindernothilfe.

Im Beratungsausschuss Horn von Afrika tauschen sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers, "Brot für die Welt", der Evangelische Entwicklungsdienst (EED), das Evangelisch Lutherische Missionswerk in Niedersachsen (ELM), das Berliner Missionswerk und die Kindernothilfe über die Lage am Horn von Afrika aus, entwickeln gemeinsame Forderungen und stimmen ihre Strategien ab.

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