careBonn. - In der Sahelzone sind mehr als zehn Millionen Menschen von einer Hungerkrise bedroht. Darauf hat die Hilfsorganisation CARE am Freitag in Bonn hingewiesen. Der Höhepunkt der Krise werde im März erwartet, doch in einigen Regionen seien die Nahrungsvorräte bereits jetzt aufgebraucht. Die Regierungen von Niger, Mali und Tschad hätten frühzeitig um Hilfe gebeten, nachdem unregelmäßige Regenfälle und Insektenplagen zu Missernten geführt hatten. Auch CARE wies bereits im Oktober 2011 auf die sich abzeichnende Krise hin.

Allein im Niger sind CARE zufolge 5,4 Millionen Menschen vom Hunger bedroht, mindestens 1,3 Millionen benötigen sofort Nahrungshilfe. In der vergangenen Woche hatte die Europäische Union ihre humanitäre Hilfe für die Region verdoppelt, aber CARE zufolge werden wesentlich mehr Mittel benötigt.

"Einige Familien nehmen bereits jetzt nur noch einmal am Tag verwässerten Hirsebrei zu sich", berichtete Johannes Schoors, der CARE-Länderdirektor im Niger. "In einem normalen Jahr beginnt die sogenannte 'Hungerperiode' im April oder Mai, aber in diesem Jahr ist sie bereits heute im Gange." Die Situation sei besonders schwierig, da die am schlimmsten betroffenen Regionen über das ganze Land verstreut lägen, so Schoors. "Die am schwersten betroffenen Menschen leben in abgelegenen Landesteilen, die nur schwer und kostspielig zu erreichen sind."

In manchen Regionen müssen Viehzüchter CARE zufolge ihre Tiere und anderen Besitz verkaufen, um sich Lebensmittel leisten zu können. Aber ohne Nutztiere verlieren die Menschen auch ihre Nahrungsgrundlage. Die Folge: Mehr Kinder leiden unter Mangelernährung und Wachstumsstörungen. Bereits heute ist jedes zweite Kind im Niger chronisch mangelernährt.

Die immer häufiger aufeinanderfolgenden Dürren zeigen laut CARE auch deutlich die Notwendigkeit, von der Katastrophenhilfe zur Vorsorge umzudenken. "Die Welt muss begreifen, dass viele Teile des Nigers und der Sahelzone jetzt schon in einem Zustand chronischer Krise leben", so CARE-Länderdirektor Schoors. "Viele Familien haben sich noch immer nicht von der letzten Dürre erholen können."

CARE hatte bereits im vergangenen Oktober damit begonnen, seine laufenden Programme aufzustocken, um 220.000 Menschen im Niger mit Bargeldauszahlungen, Schulspeisungen, Nahrung, Tiernahrung und Wasser zu unterstützen. CARE baut außerdem Lagerhallen und richtet Frühwarnsysteme ein, um der Nahrungsmittelknappheit vorbeugen zu können. Seit Jahren arbeitet die Hilfsorganisation daran, die Widerstandskräfte der Menschen zu stärken: Gemeinschaftsgärten und Kleinspargruppen helfen, Reserven zu bilden. Erfahrungen aus der Nahrungskrise 2005 zeigten: Es kostete weniger als einen Euro, Mangelernährung bei Kindern mit Vorsorgeprogrammen zu verhindern. Die Behandlung akut vom Hunger betroffener Kinder kostete dann zum Höhepunkt der Krise bereits über 60 Euro.

"Wir wissen, was funktioniert, aber die Hilfe muss in einem größeren Maßstab durchgeführt werden, und das muss jetzt geschehen", warnte Johannes Schoors. "Wir sehen jeden Tag, dass die Situation ernst und immer schlimmer wird. Je länger wir warten, desto mehr Leben werden gefährdet, und desto höher wird der Preis der Hilfe sein."

Foto: © CARE/Melanie Brooks


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