gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Regierung Malis aufgefordert, den Schutz der Tuareg-Zivilbevölkerung zu garantieren. "Die Tuareg dürfen nicht alleine aufgrund ihrer ethnischen Abstammung pauschal als mutmaßliche 'Aufständische' behandelt werden und ihnen der Schutz durch Sicherheitskräfte verweigert werden", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Verantwortliche für Pogromartige Übergriffe gegen unbewaffnete Tuareg müssen vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden."

Nach militärischen Erfolgen von Tuareg-Rebellen seien seit letztem Dienstag Geschäfte und Häuser von Tuareg in den Städten Kati und Bamako angegriffen worden, ohne dass Sicherheitskräfte intervenierten, berichtete die GfbV. Vor allem Frauen und Mütter von Soldaten, die seit Ausbruch der neuen Tuareg-Revolte im Norden Malis im Januar 2012 getötet wurden, hätten in der Garnisonsstadt Kati eine Apotheke, ein Krankenhaus und weitere Geschäfte von Tuareg verwüstet und geplündert. Tuareg-Bewohner der Stadt hätten daraufhin im Polizeipräsidium Zuflucht gesucht, weil sie um ihr Leben fürchteten.

"Unbewaffnete Tuareg haben wie alle anderen Staatsbürger Malis ein Anrecht auf Schutz durch staatliche Sicherheitskräfte", erklärte Delius. Als oberster Garant der staatlichen Ordnung müssten Polizei und Armee die Sicherheit aller Staatsbürger sowie den Schutz ihres Eigentums unabhängig von ihrer ethnischen Abstammung gewährleisten.

Die Demonstranten und die Regierung Malis warfen Tuareg-Rebellen schwere Menschenrechtsverletzungen vor und erwägen die Einschaltung des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen. "Natürlich müssen auch diese Vorwürfe von unabhängiger Seite untersucht werden, was zurzeit aufgrund der katastrophalen Sicherheitslage im Norden Malis nicht möglich ist", sagte Delius. "Doch selbst wenn Verbrechen von Tuareg-Rebellen begangen worden sein sollen, so darf dafür nicht pauschal die gesamte ethnische Gruppe der Tuareg verantwortlich gemacht werden."

Die GfbV befürchtet eine weitere Ausgrenzung der Tuareg aus der Gesellschaft Malis, die die Bemühungen um ein Ende des Tuareg-Aufstands noch mehr erschweren könnte. Tuareg-Soldaten im Dienste der Armee gelten nach Angaben der GfbV nicht mehr als loyal. Ihnen werde pauschal unterstellt, den Aufstand zu unterstützen.

Das Nachbarland Algerien hat der GfbV zufolge inzwischen seine Militärhilfe an Mali ausgesetzt, um die Eskalation der militärischen Konflikte nicht zu fördern. Zurzeit finden in Algerien Gespräche zwischen der Regierung Malis und der sie bekämpfenden Tuareg-Gruppe "Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad (MNLA)" statt, die jedoch nach jüngsten militärischen Erfolgen der MNLA als nicht sehr Erfolg versprechend gelten.

www.gfbv.de

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