Berlin/Bonn (epo). - Die deutsche Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hat das Friedensabkommen für Aceh begrüßt, das heute in Helsinki unterzeichnet wurde. Das Abkommen sei ein wichtiger Schritt nach vorne und müsse jetzt mit Leben erfüllt werden, sagte die Ministerin in Berlin. Auch nichtstaatliche Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit wie die Deutsche Welthungerhilfe zeigten sich erfreut über die Unterzeichnung des Friedensvertrages.
"Die Menschen in Aceh sind die Unsicherheit und die Gewalt leid. Drei Jahrzehnte Bürgerkrieg und die Tsunami-Flutkatastrophe haben die Menschen in Aceh schwer getroffen. Das Friedensabkommen ist ein Zeichen der Hoffnung. Die internationale Gebergemeinschaft hat sich massiv für die friedliche Beilegung des Konflikts eingesetzt, damit der Wiederaufbau erfolgreich wird", erklärte Wieczorek-Zeul.
Die Ministerin betonte, dass ein langfristiger und nachhaltiger Wiederaufbau nur in einem friedlichen Umfeld gelingen könne: "Die Folgen des Tsunami können nur überwunden werden, wenn sich die Bevölkerung ganz auf den Wiederaufbau konzentriert. Dabei werden wir, auch in Unterstützung des Friedensprozesses, mit allem Nachdruck helfen."
Deutschland fördert nach Angaben des Entwicklungsministeriums (BMZ) unter anderem den Wiederaufbau der Gesundheitsversorgung, darunter ein Krankenhaus in Banda Aceh, die Berufsbildung und den Wohnungsbau. Darüber hinaus würden lokale Verwaltungen dabei unterstützt, unter Einbeziehung der betroffenen Bevölkerung die Folgen der Katastrophe zügig und effizient zu bewältigen.
Der in Helsinki abgeschlossene Friedensvertrag zwischen der indonesischen Regierung und der Rebellenbewegung Freies Aceh (GAM) könne der vom Tsunami schwer getroffenen Provinz Aceh eine neue Perspektive geben, erklärte die Deutsche Welthungerhilfe in Bonn. Mit Blick auf die notwendige Wiederaufbauarbeit und auf die mehr als 500.000 direkt von der Katastrophe betroffenen Opfer müsse nun ein dauerhafter Friedensprozess einsetzen, der auch die Hilfsarbeiten vor Ort erleichtert, fordert die Hilfsorganisation.
"Noch vor vier Monaten hatten Teile der Regierung geplant, alle ausländischen Hilfsorganisationen auszuweisen", sagte Marco Obermüller, Landeskoordinator und Projektleiter der Welthungerhilfe in Banda Aceh. Trotz der massiven Präsenz der internationalen Gemeinschaft hätten beide Konfliktparteien seit Dezember mehrere Hundert Menschen getötet.
Dennoch habe die Tsunami-Katrastrophe, die am 26. Dezember 2004 in Indonesiens nördlichster Provinz rund 200.000 Menschen das Leben kostete, dazu beigetragen, eine Wende in dem seit 29 Jahren herrschendem Konflikt herbei zu führen. "Viele Aspekte im aktuellen Friedensprozess geben Anlass zur Hoffnung, dass es zu einem dauerhaften Frieden kommen könnte: Militär, Regierung, Parlament und die Rebellen tragen den Vertrag diesmal wirklich mit; auch die geplante EU-Beobachtermission sowie die internationale Anwesenheit der vielen Helfer sind wichtige Faktoren."
Bereits zweimal (2001 und 2002) waren Friedensabkommen in Aceh nach wenigen Monaten in der gefährlichen Phase der Demilitarisierung gescheitert. Nun komme es darauf an, so Obermüller, ob die beiden Konfliktparteien ihre Pflichten in den nächsten Monaten vertragsgemäß umsetzen. Die Welthungerhilfe ist seit Januar 2005 in der Krisenprovinz aktiv und hat nach der ersten Nothilfephase mit umfangreichen Wiederaufbauprojekten begonnen.