Bamako. - Die Tuareg-Rebellen in Mali haben am Freitag den von ihnen eroberten Norden des Landes für unabhängig erklärt. "Wir verkünden feierlich die Unabhängigkeit von Azawad, die von heute an gilt", sagte der Sprecher der Nationalen Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA), Mossa Ag Attaher, dem französischen Sender France 24.
Nach Angaben der MNLA sollen die aus der Kolonialzeit stammenden Grenzen zu den Nachbarstaaten anerkannt werden. Die Tuareg, ein Nomadenvolk, leben im Gebiet der heutigen Staaten Mali, Algerien, Niger, Libyen, und Burkina Faso. Sie zählen nach unterschiedlichen Angaben zwischen eineinhalb und drei Millionen Menschen.
Der Verteidigungsminister der früheren Kolonialmacht Frankreich, Gérard Longuet, nannte die Unabhängigkeitserklärung bedeutungslos, solange afrikanische Länder sie nicht anerkannt hätten. Auch der französische Außenminister Alain Juppé lehnte den Anspruch auf Unabhängigkeit der MNLA ab.
Die Tuareg, einst als Sklavenjäger von der schwarzen Bevölkerung der Nachbarstaaten gefürchtet, waren nach dem Ende der französischen Kolonialherrschaft in Westafrika über die Staaten Mali, Niger und Algerien verstreut worden. Kleine Gruppen der Tuareg leben in Libyen und Burkina Faso. Die Möglichkeit, nach ihrer nomadischen Tradition zu leben, wurde immer mehr eingeschränkt. Dürreperioden in den 1970er und 80er Jahren trugen dazu bei, dass immer mehr Tuareg nach Algerien und Libyen ziehen und als Gastarbeiter in der Erdölindustrie arbeiten mussten.
Die Ausgrenzung und Unterdrückung der Tuareg mündete bereits Anfang der 1990er Jahre in eine Revolte in Mali und Niger. Am Tuareg-Aufstand im Norden Malis zu Beginn des Jahres 2012 waren auch ehemalige Söldner des früheren Gaddafi-Regimes in Libyen beteiligt. Ihr Sieg über die Armee Malis wurde auch durch den Putsch meuternder Soldaten ermöglicht, die Ende März die Macht übernommen hatten, weil sie sich im Kampf gegen die Tuareg von der Regierung im Stich gelassen fühlten.
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