oxfamBerlin. - Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) hat am Donnerstag verkündet, dass die Preise an den Weltgetreidemärkten stark angestiegen sind. In diesem Zusammenhang warnt Oxfam vor einer Verschärfung der globalen Nahrungsmittelkrise und des weltweiten Hungers. Ernteausfälle in den USA, aber auch in der Ukraine, Kasachstan und Russland, der verschwenderische Verbrauch von Nahrungsmitteln für Biosprit und die Spekulation mit Nahrungsmitteln seien für die Preisexplosion verantwortlich.

"Die Zahl der Hungernden droht sprunghaft anzusteigen, wenn die Getreidepreise anhaltend hoch bleiben und die Politik nicht schnell und entschlossen handelt", sagte Marita Wiggerthale, Agrarexpertin von Oxfam Deutschland. Oxfam fordert insbesondere die G20-Staaten auf, die Nahrungsmittelhilfe aufzustocken, die Politik zur Beimischung von Biosprit in Treibstoffe zu beenden und die Spekulation mit Nahrungsmitteln einzudämmen. Langfristig müsse die Situation der Kleinbauern und Kleinbäuerinnen weltweit verbessert werden, da sie die Basis der Nahrungsmittelversorgung in den meisten Ländern der Erde seien.

Oxfam hat angesichts der drohenden Krise Zahlen und Fakten zusammengestellt. So seien seit Mitte Juni die Weizenpreise um 50 Prozent, die Maispreise um 45 Prozent und die Sojapreise um 30 Prozent gestiegen (Quelle Weltbank). Bereits heute bestehe eine Finanzierungslücke von 4,1 Milliarden US-Dollar (3,3 Milliarden Euro) für die Lieferung von Nahrungsmittelhilfe in Krisenländer wie Somalia. Die hohen Getreidepreise verschärften die bereits angespannte Lage. Der starke Dollar bedeute höhere Kosten für den Import von Nahrungsmitteln für arme Importländer.

Derzeit hungern fast eine Milliarde Menschen. Langanhaltende hohe Nahrungsmittelpreise bedeuten Hunger für Millionen Menschen, die einen Großteil ihres Einkommens für Essen ausgeben müssen, so Oxfam. Wenn etwa der Preis für Mais dauerhaft hoch bliebe, seien Lateinamerika, Zentralamerika und Mexiko stark davon betroffen. Nordafrika und der Mittlere Osten seien stark abhängig von Weizenimporten. Ein Beispiel für diese extreme Abhängigkeit sei das arabische Land Jemen, das 90 Prozent seines Weizens importiere.

Hinzu kommen Oxfam zufolge die Auswirkungen des Klimawandels. Die Dürre in zahlreichen US-Staaten stimme mit wissenschaftlichen Analysen überein, die für diese Regionen zunehmend Trockenheit und Dürren vorhergesehen haben. Biosprit – eigentlich zur Senkung der CO2-Emissionen gedacht – sei ein großes Problem. Die Produktion von Biosprit sei ein wichtiger Faktor in den Krisen 2008 und 2012. Im Jahr 2011 seien 40 Prozent der US-Maisernte für die Herstellung von Ethanol verwendet worden. Die Folge: Niedrige Lagerbestände und steigende Preise.

Den Zusammenhang zwischen extremen Preisschwankungen und spekulativen Investitionen in Agrarrohstoffe wie Nahrungsmittel hatte Oxfam bereits im Mai 2012 mit der Studie "Mit Essen spielt man nicht" belegt.

www.oxfam.de

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