gfbvGöttingen. - Bis zu 70.000 Binnenflüchtlinge sind im Westen des Sudan aus zwei Flüchtlingslagern geflohen, nachdem unter den sudanesischen Bewachern der Camps schwere Kämpfe ausgebrochen waren. Mindestens 21 Menschen seien seit Beginn der Auseinandersetzungen am vergangenen Samstag getötet und mehr als 600 verletzt worden, berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag in Göttingen.

"Die Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und den mit ihnen verbündeten Milizen sind ein Desaster für die UNAMID-Friedenstruppen und die internationale Staatengemeinschaft. Denn die Auseinandersetzungen zeigen, dass es für Binnenflüchtlinge in Darfur keine Sicherheit gibt", kritisierte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

Unter den Kämpfen leiden der GfbV zufolge vor allem die Insassen der Flüchtlingslager Kassab und Fatta Barno in Nord-Darfur. In der nahegelegenen Stadt Kutum sei es zu Feuergefechten zwischen der Armee und verbündeten Milizen gekommen, nachdem der Gouverneur ein härteres Vorgehen gegen in der Stadt plündernde Milizen angekündigt habe. Die Kämpfe hätten später auch auf die Camps sowie auf vier Dörfer übergegriffen, die von den Milizen geplündert und zerstört worden seien. Die Auseinandersetzungen seien nicht von Darfur-Rebellen ausgegangen, sondern von der Armee und regierungsnahen bewaffneten Gruppen.

"Jetzt werden es noch weniger Binnenflüchtlinge wagen, in ihre Heimatdörfer in Darfur zurückzukehren", sagte Delius. Bei der Verlängerung des Mandats der UNAMID-Friedenstruppen der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union um ein Jahr am 31. Juli 2012 hatte die UNAMID im Weltsicherheitsrat noch ein positives Bild der Lage in Darfur gezeichnet. So forderte UNAMID-Chef Ibrahim Gambari, die Friedenstruppen müssten mehr für den "Wiederaufbau und die Entwicklung" Darfurs eingesetzt werden, da der Schutz der Zivilbevölkerung gewährleistet sei.

"Nicht nur die sudanesische Regierung beschönigt die Lage in Darfur, sondern auch die internationale Gemeinschaft", kritisierte Delius. "Neun Jahre nach dem Beginn des Genozids will man den Darfur-Konflikt nicht nur in Khartum, sondern auch in den Hauptstädten Europas nur allzu gerne abhaken. Doch die jüngsten Auseinandersetzungen zeigen: Noch immer gibt es keine Sicherheit für die Zivilbevölkerung und noch immer werden Friedensvereinbarungen nicht umgesetzt. Verraten und vergessen – so fühlen sich viele Binnenflüchtlinge in Darfur."

Viele Insassen von Flüchtlingslagern litten akut unter Versorgungsengpässen, berichtete die GfbV. Denn die internationale Staatengemeinschaft habe ihre humanitäre Hilfe reduziert. Zudem werde der Zugang von Helfern zu den Camps gezielt von den sudanesischen Behörden behindert.

www.gfbv.de

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