aerzte_ohne_grenzenBerlin. - In Myanmar sind bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Buddhisten und Angehörigen der muslimischen Minderheit der Rohingya im Bundesstaat Rakhine in den vergangenen Tagen mehr als 80 Menschen getötet und rund 130 verletzt worden. Hilfsorganisationen bleibe der Zugang zu von Gewalt betroffenen Gemeinden weiter verwehrt, erklärte Ärzte ohne Grenzen am Montag in Berlin. Dabei sei medizinische Hilfe dringend notwendig.

In den vergangenen Tagen hatten Teams von Ärzte ohne Grenzen gemeinsam mit der Regierung und anderen internationalen humanitären Organisationen die medizinischen Bedürfnisse von tausenden aktuell von der Gewalt vertriebenen Menschen in der Nähe der Stadt Sittwe und den umliegenden Gemeinden evaluiert. Es wurden Nahrung und Wasser bereitgestellt und eine medizinische Notfallversorgung eingerichtet. Viele Menschen hätten ihr gesamtes Hab und Gut verloren und seien sehr geschwächt, berichtete die Ärzte-Organisation.

Die herrschenden Feindseligkeiten, die sich teilweise auch gegen Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen richten, machen es zunehmend schwierig, das Gesundheitsministerium dabei zu unterstützen, bereits überfüllte Krankenhäuser zu betreiben und neue Vertriebene zu erreichen. "Es ist schockierend, dass unser Einsatz behindert wird und wir bedroht werden, weil wir medizinische Hilfe für Menschen in Not leisten wollen", sagte Joe Belliveau, bei Ärzte ohne Grenzen programmverantwortlich für Myanmar. "Dadurch bleiben Zehntausende ohne die medizinische Versorgung, die sie dringend bräuchten."

Auch langfristige Projekte von Ärzte ohne Grenzen sind von der Unterbrechung betroffen. Letzte Woche musste in Sittwe die geplante Eröffnung eines neuen Gesundheitszentrums wegen Protesten verschoben werden. Zudem wird die Zahl unbehandelter Malaria-Erkrankungen in der bevorstehenden Malaria-Hochsaison schnell steigen, wenn die Behandlungszentren von Ärzte ohne Grenzen in den Gemeinden Kyauk Taw, Minbya und Paletwa nicht schnellstmöglich wieder mit Medikamenten versorgt werden.

Ärzte ohne Grenzen betreibt in Rakhine seit fast 20 Jahren eines seiner größten Gesundheitsprogramme weltweit. Die Patienten stammen aus allen ethnischen und religiösen Gruppen. Seit dem Gewaltausbruch im Juni können die Teams jedoch nur noch einen Bruchteil ihrer Kapazitäten einsetzen, da der Zugang zu den Betroffenen aufgrund von Drohungen und Einschüchterungen stark eingeschränkt ist. Zehntausende Langzeitpatienten sind seit Monaten ohne Behandlung.

"Ärzte ohne Grenzen könnte für die kürzlich Vertriebenen, die Menschen in den bereits bestehenden Übergangslagern und die Langzeitpatienten, die schon viel zu lang ohne Behandlung sind, viel mehr tun, wenn die Feindseligkeit einiger Gruppen uns nicht daran hindern würde", sagte Belliveau. Die medizinische Hilfe für alle Betroffenen im Bundesstaat Rakhine müsse dringend ausgeweitet werden. Ärzte ohne Grenzen fordert daher freien Zugang und Toleranz für die Bereitstellung medizinischer Versorgung.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1994 im Bundesstaat Rakhine in Myanmar im Einsatz. Die medizinischen Aktivitäten konzentrieren sich hauptsächlich auf die Basisversorgung, die Behandlung von Malaria, HIV und Tuberkulose. 2011 behandelte die Organisation 487.000 Menschen, darunter rund 75.000 Malaria-Patienten. 24.000 Behandlungen betrafen die Gesundheit von Müttern. Weiter versorgte Ärzte ohne Grenzen mehr als 600 Aids-Patienten.

www.aerzte-ohne-grenzen.de

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