Berlin. - Ein Bündnis von 40 zivilgesellschaftlichen Organisationen fordert die Aussetzung der Arbeit am Humboldt-Forum im Berliner Schloss. "Das vorliegende Konzept verletzt die Würde und Eigentumsrechte von Menschen in allen Teilen der Welt, ist eurozentrisch und restaurativ", sagte Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. In einem Aufruf fordert das Kampagnenbündnis "No Humboldt 21!" neben dem Moratorium eine breite öffentliche Debatte zum Humboldt-Forum, dessen Grundsteinlegung für den 12. Juni geplant ist.
Im Humboldt-Forum sollen die ethnologischen Sammlungen Berlins gezeigt werden, die zum Großteil im Zusammenhang mit kolonialen Eroberungen nach Berlin kamen. "Über den zukünftigen Verbleib von Beutekunst und kolonialem Raubgut muss der Dialog mit den Nachfahren der Schöpfer und rechtmäßigen Eigentümer der Exponate gesucht werden", erklärte Christian Kopp von "Berlin Postkolonial". Deren Ausstellung im wiedererrichteten Schloss der Hohenzollern, die für den deutschen Kolonialismus und den Kulturraub hauptverantwortlich gewesen seien, lehne das Kampagnen-Bündnis als Respektlosigkeit gegenüber den Opfern und ihren Nachfahren ab.
Mit Hilfe der oft Jahrhunderte alten Objekte aus aller Welt werde das vermeintlich "Fremde" und "Andere" im Humboldt-Forum inszeniert und den umfangreichen Sammlungen europäischer Kunst auf der Berliner Museumsinsel zur Seite gestellt, so die Kampagne. "Das Humboldt-Forum steht dem Anspruch eines gleichberechtigten Zusammenlebens in der Migrationsgesellschaft entgegen", betonte Michael Küppers-Adebisi von Afrotak TV cyberNomads.
Das Kampagnenbündnis – bestehend aus kultur- und entwicklungspolitischen, migrantisch-diasporischen sowie internationalen Nichtregierungsorganisationen – will seine grundsätzliche Kritik am Humboldt-Forum ab Herbst mit verschiedenen Veranstaltungen zum Ausdruck bringen.
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