dedBonn. - Mit einem Festakt begehen das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Arbeitskreis "Lernen und Helfen in Übersee" (AKLHÜ) am 28. Juni in Bonn das 50-jährige Jubiläum des "Entwicklungshelfers". Doch unter ehemaligen Entwicklungshelfern ist die Freude getrübt: Viele von ihnen verzeihen Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) nicht, dass er den traditionsreichen Deutschen Entwicklungsdienst (DED) in der fusionierten GIZ aufgehen ließ.

"Eine Erfolgsgeschichte mit Zukunft - 50 Jahre Entwicklungshelferin und Entwicklungshelfer" lautet das Motto des Festaktes am 28. Juni im Bonner Wasserwerk. "Entwicklungshelferinnen und -helfer arbeiten eng mit nichtstaatlichen und staatlichen Organisationen in Gemeinden, Städten und Dörfern ganz im Sinne des partnerschaftlichen Miteinanders zusammen", beschreibt das BMZ Sinn und Zweck des Entwicklungshelfers. "Diese Experten leisten für eine befristete Zeit einen Dienst und haben dabei keine Erwerbsabsicht. Die Arbeit als Entwicklungshelferin oder Entwicklungshelfer ist also neben der Qualifikation und der Berufserfahrung vor allem durch ein besonders großes soziales Engagement gekennzeichnet."

Ehemalige Entwicklungshelferinnen und -helfer kritisieren hingegen, Niebel habe mit der Fusion von DED, InWEnt und GTZ zur Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) der "massiv betriebenen Kommerzialisierung der deutschen Entwicklungspolitik" Vorschub geleistet. Im Mai versammelten sich mehr als 750 ehemalige Entwicklungshelferinnen und Entwicklungshelfer am Werbellinsee und feierten das 50jährige Gründungsjahr "ihres" DED - obwohl es diesen seit zweieinhalb Jahren nicht mehr gibt.

Der DED-Freundeskreis, neben der Berliner Initiative ded50 einer der beiden Organisatoren des Treffens in Werbellin, erklärte: "Niebel und das von ihm geführte Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) verbiegt die Entwicklungspolitik mit ihrem solidarischen Auftrag und funktioniert sie zur Außenwirtschaftspolitik um." So habe die Ende 2010 neu gegründete GIZ auf Weisung des BMZ viele erfolgreiche Bereiche der DED-Arbeit gestrichen. Die GIZ praktiziere, wie die frühere GTZ, ihren sogenannten "Top-down-Beratungsansatz": Entwicklung werde per Weisung "von oben nach unten" dekretiert. Die GIZ messe ihren Erfolg in erster Linie an der Steigerung ihres Umsatzes ("Auftragsgeschäft"). Der kleinteilige und kleinvolumige Arbeitsansatz des DED, demzufolge sich Entwicklung "von unten nach oben" vollzieht, werde hingegen als "Gutmenschentum" denunziert.

Am Montag schaltete der DED-Freundeskreis Anzeigen im Bonner "General-Anzeiger" und in der Berliner "tageszeitung" (taz), in denen der "Herr Minister", so der Anzeigentitel, darauf hingewiesen wurde, dass der DED in der Zeit seines Bestehens mehr als 16.000 Entwicklungshelferinnen und Entwicklungshelfer entsandt habe. "Die Merkmale, die den DED auszeichneten, waren: solidarisches Lernen und Helfen, Dienst auf Zeit, Integration in die Partnerstrukturen, Mitbestimmung der Fachkräfte, Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort, Stärkung der Zivilgesellschaft, Verbindung von fachlicher und sozialer Kompetenz, innovative und kreative Problemlösungen gemeinsam mit den Partnern. Im Unternehmen GIZ kann ein von solchen Werten geprägter Entwicklungs-Dienst nicht überleben!"

Der DED-Freundeskreis erinnert daran, dass der amerikanische Präsident John F. Kennedy vor genau 50 Jahren, am 24. Juni 1963, nach Bonn gekommen sei, um zusammen mit Bundespräsident Heinrich Lübke und Bundeskanzler Konrad Adenauer den DED aus der Taufe zu heben. Das Motto sei von Anfang an "Lernen und Helfen in Übersee" gewesen. Dieser Kerngedanke der personellen Entwicklungsdienste habe in einer Organisation wie der GIZ "weder strukturell noch ideell eine Chance".

"Wir laden alle Interessierten ein, sich an der Debatte um die Gründung eines neuen EntwicklungsDienstes zu beteiligen, der zukunftsweisend für die personelle Entwicklungszusammenarbeit ist", heißt es in einem Aufruf der Ex-DEDler. Neben der GIZ dürfen derzeit sechs private, staatlich anerkannte Entwicklungsdienste Entwicklungshelferinnen und -helfer in Entwicklungsländer entsenden: die Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH), Brot für die Welt/Dienste in Übersee, Christliche Fachkräfte International (CFI), EIRENE - Internationaler Christlicher Friedensdienst, das Forum Ziviler Friedensdienst (forumZFD) und der Weltfriedensdienst.

Foto: Senior-Experte Dr. Horst Eichler vom SES in China © SES

www.ded-freundeskreis.de
www.bmz.de

 


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