gfpBerlin. - Das Forum Umwelt & Entwicklung hat die neuen Projekte der German Food Partnership (GFP) des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und großer deutscher Konzerne des Agribusiness und der Ernährungsindustrie als "Entwicklungspolitik im Dienst deutscher Konzerne" kritisiert. In einem Positionspapier fordert das Forum, die Initiative mit dem Ausscheiden des gegenwärtigen Entwicklungsministers Dirk Niebel aus dem BMZ einzustellen. Sie schade armen Kleinbauern und -bäuerinnen und trage nichts zur Hunger- und Armutsbekämpfung bei.

"Die Bundesregierung bedient mit der GFP unter dem Deckmantel der Hunger- und Armutsbekämpfung einseitig die Wirtschaftsinteressen deutscher und europäischer Agrar- und Ernährungskonzerne wie BASF, Bayer Crop Science oder Syngenta", sagte Jan Urhahn, Landwirtschaftsexperte des entwicklungspolitischen INKOTA-netzwerks. "Diese Initiative hat mit ernstgemeinter Entwicklungszusammenarbeit nichts zu tun und gehört auf das Abstellgleis der Geschichte."

"Der Versuch, Kleinbauern und -bäuerinnen in globale Wertschöpfungsketten zu integrieren, ist weder neu noch erfolgversprechend. Davon kann nur ein kleiner Teil ohnehin bessergestellter Bauern und Bäuerinnen profitieren", erklärte Roman Herre von der Menschenrechtsorganisation FIAN. "Die ärmsten Bauern und Bäuerinnen, die eigentlich von Entwicklungsprojekten profitieren sollten, fallen durch das Raster und ihre Diskriminierung wird weiter verschärft."

Stig Tanzmann, Agrarexperte von Brot für die Welt, hält das von der GFP vertretene Agrarmodell für "nicht konsensfähig". "Der starke Einfluss von Bayer und BASF in der GFP zeigt wo die Reise hingehen wird: Mehr Einsatz von Agrarchemie anstatt endlich die Erkenntnisse des Weltagrarberichts umzusetzen. Der von der GFP eingeschlagene Weg ist nicht nachhaltig und darf nicht weiter gegangen werden."

Das Forum Umwelt und Entwicklung appellierte an die künftigen Koalitionsparteien, das FDP-Projekt GFP unverzüglich zu stoppen. "Projekte der Entwicklungszusammenarbeit müssen eindeutig von den Bedürfnissen der Betroffenen ausgehen. Es darf nicht mehr darum gehen kleinbäuerliche Produzent/innen mit aller Gewalt in von transnationalen Konzernen dominierte Wertschöpfungsketten zu integrieren. Vielmehr müssen die Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass sie für Kleinbauern und Kleinbäuerinnen funktionieren", sagte der Geschäftsführer des Forums, Jürgen Maier.

Die "German Food Partnership" (GFP) wurde nach Angaben des Forums "auf Bestreben führender deutscher Unternehmen" unter der Schirmherrschaft des BMZ im Juni 2012 als "Deutsche Initiative für Agrarwirtschaft und Ernährung in Schwellen- und Entwicklungsländern" gegründet. Im Januar 2013 in GFP unbenannt, soll sie private und öffentliche Akteure zusammenbringen und Projekte zum Aufbau von Wertschöpfungsketten für Grundnahrungsmittel und zur Erhöhung der landwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in Schwellen- und Entwicklungsländern implementieren. Dadurch sollen Bauern und Bäuerinnen einen besseren Zugang zu Betriebsmitteln, Märkten und Nahrungsmitteln erhalten und so Hunger und Armut reduziert werden.

Das Forum Umwelt & Entwicklung ist ein Netzwerk deutscher Umwelt- und Entwicklungsorganisationen für Nachhaltige Entwicklung, u.a. im Rahmen der internationalen Agrarpolitik.

> Positionspapier "German Food Partnership – Entwicklungszusammenarbeit zum Nutzen deutscher Konzerne oder zur Bekämpfung von Hunger und Armut?” (PDF, 483 KB)

> Hintergrundinfos zum Thema Privatinvestitionen im Agrarsektor

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