abl 100Berlin. - Nordzucker, Europas zweitgrößter Zuckerproduzent, will groß in Sambia investieren. Für rund 215 Millionen Euro wolle das Unternehmen eine Fabrik zur Produktion von Rohrzucker einschließlich der nötigen Infrastruktur errichten, berichtete am Montag die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ).
Der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bewertete die Pläne als "schädlich für die hiesigen Rübenbauern und vermutlich auch für die von Landgrabbing bedrohten Bauern in dem afrikanischen Land".

Die Zuckerkonzerne setzten immer mehr auf Rohrzucker und Zuckerersatzstoffe anstelle der heimischen Rüben als Zuckerrohstoff, kritisierte die AbL. Dementsprechend könnten sie nach dem Wegfall der EU-Marktordnung 2017 die Rübenpreise massiv drücken. Dies werde indirekt auch sambische Rübenanbauer und deren Exportzucker treffen.

Der AbL-Landesvorsitzende Ottmar Ilchmann unterstützte den Widerstand innerhalb der Nordzucker gegen dieses Projekt, das leichtfertig Rübengelder der Rübenbauer zum Nachteil der Landwirte in ein auch betriebswirtschaftlich fragwürdiges Vorhaben investieren wolle. Besonders gravierend sei dieses Vorhaben vor dem Hintergrund, dass 2017 mit dem Wegfall der EU-Marktordnung auch die bisherige Sicherung der Rübenpreise durch mengenbegrenzende Rübenquoten wegfalle. Die Zuckerkonzerne könnten dann bestimmen, wer für sie die Rüben zu welchen Bedingungen anbauen dürften.

Hinzu komme, so Ilchmann, dass die Zuckerunternehmen sich längst nicht mehr so stark auf die heimischen Rübenbauern angewiesen sähen und stattdessen auch auf den Einsatz billiger Zuckerersatzstoffe wie Isoglucose, von Import-Rohrzucker aus unfairem Anbau oder auch auf die Gründung von Tochterfimen an Billig-Standorten anderer Länder setzten. Das Management der rübenverarbeitenden Unternehmen, die sich "nur noch formal noch in der Hand von Rübenanbauern" befänden, nutze dabei auch die Entwicklung, dass immer mehr Landwirte die Produktion aufgeben müssten und dann als bloße Anteilseigner im Konzern verblieben und deshalb verstärkt nur noch an Dividenden statt an Rübenpreisen interessiert seien. Selbst bei der vorübergehend guten Marktlage für Zucker in den letzten Jahren hätten deshalb die Rübenanbauer-Verbände nur mit massiven Protesten einen angemessenen Anteil an den hohen Gewinnen der Zuckerkonzerne für die Landwirte sichern können. Dies sei auch in diesem Jahr nicht anders gewesen.

Vor dem Hintergrund der vom Bundeskartellamt jüngst verhängten Bußgelder gegen die drei großen deutschen Zuckerkonzerne Pfeifer & Langen, Südzucker und Nordzucker kritisierte die AbL die Marktmacht der Zuckerkonzerne nicht nur gegenüber den Zucker-Verbrauchern, sondern auch deren zunehmende Abnahme-Macht gegenüber den Rübenbauern. Der AbL-Landesvorsitzende Ottmar Ilchmann forderte das Kartellamt auf, künftig auch diesen Aspekt zu untersuchen und die Rübenbauern gegebenenfalls "vor Niederigpreis-Absprachen ihrer hochkonzentrierten und mächtigen Abnehmer zu schützen".

Vor allem aber sei jetzt eine noch stärkere, vollständig Zuckerfabriken-unabhängige und konzernübergreifende Interessenvertretung der Rübenanbauer durch ihre Anbauverbände angesagt, so die AbL. Der heimische Rübenanbau müsse zudem seine gesellschaftliche Akzeptanz durch angemessene Fruchtfolgen mit umweltverträglichen Anbaumethoden und ohne Gentechnik in bäuerlichen Strukturen sichern.                                                   

Quelle: www.abl-ev.de

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