erlassjahr.deDüsseldorf (epo). - Vier hochrangige nigerianische Parlamentarier wollen bei einem Besuch in Berlin auf einen Schuldenerlass für ihr Land dringen. Deutschland ist neben Großbritannien, Italien und den USA eine Station der Vier-Ländertour der Politiker. Nigeria bemüht sich seit sechs Jahren erfolglos um Schuldenerlass bei seinen westlichen Gläubigern. Das Land ist mit insgesamt rund 35 Mrd. US-Dollar (27,9 Mrd. Euro) im Ausland verschuldet. Deutschland hält Forderungen im Wert von 3,6 Mrd. Euro, für die jährlich 222 Mio. Dollar an Schuldendienst fällig werden.

Das nigerianische Parlament muss dem Haushalt der Regierung zustimmen. Bisher habe es auf einen Aufruf zum Zahlungsstopp verzichtet. Ob das so bleibe, hänge auch davon ab, ob den Parlamentariern während ihrer Reise Entgegenkommen von den Gläubiger signalisiert wird, erklärte das Entschuldungs-Netzwerk erlassjahr.de in Düsseldorf.

Farouk Lawan, Vorsitzender des Finanzkomitees des nigerianischen Parlaments und einer der Gäste in Berlin, befürwortet eine Zahlungsstopp: "Nigeria hat in den letzten zwei Jahren 5,2 Milliarden Euro Schuldendienst geleistet, dennoch haben sich in der selben Zeit die Schulden um 5,8 Milliarden Euro erhöht, obwohl kein neues Geld geliehen wurde. So kann es nicht weiter gehen. Wir müssen diese Schulden zurückweisen."

In Nigeria leben rund 90 Millionen der ca. 134 Millionen Einwohner von weniger als einem US-Dollar pro Tag und jeden Monat sterben 75.000 Kinder, weil ihnen sauberes Wasser, Gesundheitsfürsorge und ausreichende Ernährung fehlen.

Udo Udoma, Fraktionsführer des Oberhauses: "Die Schulden hindern uns am Aufstieg. Unsere Gläubiger erwarten von uns, dass wir drei- bis viermal soviel für Schuldendienst ausgeben wie für Bildung. Oder fünfzehnmal soviel wie für Gesundheit. Die Zeit wird knapp. Die Frustration wächst."

"Die internationale Gemeinschaft muss verstehen, dass die Schuldenlast die größte Gefahr für die Demokratie in Nigeria ist. Schöne Worte genügen nicht" so Sadiq Sanusi, Vorsitzender des Entwicklungshilfe- und Schuldenausschusses des nigerianischen Parlaments.  Der Druck auf die Regierung im Land wächst. Viele betrachten die Schulden als unrechtmäßig, weil sie vor allem ein Ergebnis des Schneeballeffekts sind. Aus Zinsen und Verzugszinsen ist während der Militärdiktatur, in der geliehen, aber nicht zurückbezahlt wurde, die riesige Summe entstanden.

"Entwicklung braucht Entschuldung - erlassjahr.de" ist ein Bündnis von knapp 1000 Organisationen in Deutschland, darunter Landeskirchen und Bistümer, Hilfswerke wie Misereor und der Evangelische Entwicklungsdienst sowie Nichtregierungsorganisationen, Kirchengemeinden und Eine-Welt-Gruppen. Seit 1997 setzt das Bündnis sich für Schuldenerlass für überschuldete Länder der Dritten Welt ein und für eine Reform des internationalen Schuldenmanagements im Sinne eines internationalen Insolvenzverfahrens.

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